Virtual-Reality-TV: Sportevents live in die VR-Brille streamen

Virtual-Reality-TV: Sportevents live in die VR-Brille streamen

Die Zukunft des linearen Fernsehens steht auf wackligen Beinen. Erfolgreiche Video-Streaming-Anbieter wie Netflix und Co. schneiden immer größere Stücke aus dem Zeitkuchen von Film- und Serienfans. Mit Virtual Reality buhlt demnächst ein weiteres Medium um die Aufmerksamkeit der Zuschauer.

Die Investmentbanker von Goldman Sachs prophezeien der VR-Branche bei optimalem Wachstumsverlauf bis 2025 einen höheren Umsatz als der gesamten TV-Branche. Auch wenn ein völlig erschlossener Massenmarkt für VR noch viele Jahre in der Zukunft liegt - für immersive Übertragungen braucht es eine völlig neue Infrastruktur und die entsteht nicht innerhalb kurzer Zeit. Etablierte Sendeanstalten und Kabelnetzbetreiber müssen sich frühzeitig auf die Anforderungen neuer VR-Medien vorbereiten. Neben neuen Kameratechnologien und Produktionsabläufen ist auch die Bereitstellung und Übertragung von teils enormen Datenmengen noch eine Herausforderung.

Große US-Broadcaster wie Comcast oder Time Warner wissen das und investierten bereits im letzten Jahr Millionen in das VR-Startup Next VR, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sportereignisse in 3D und mit bis zu 360-Grad live in VR-Brillen zu streamen. Erste Praxisbeispiele sind zwar technisch noch nicht perfekt, zeigen aber, welches enorme Potenzial schon jetzt in der Technologie steckt. Im Vergleich zum Blick durch die Mattscheibe fühlt man sich so, als hätte man einen Platz direkt am Spielfeldrand reserviert.

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Im Beratungsausschuss von Next VR sitzen daher nicht umsonst bekannte Namen des US-Sport-Broadcasting wie Peter Guber, Miteigentümer mehrerer Sportclubs und früherer Vorsitzender von Sony Entertainment oder Scott Teisler, zuvor verantwortlich für die Technologie bei CNN.

"Die Technologie ist bereit, wir könnten sie jetzt einfach anschalten", sagt Next VR Mit-Gründer DJ Roller dem Online-Magazin Wareable. Noch lohnt sich ein flächendeckendes Angebot von VR-Streaming aber nicht, der Grund dafür ist einfach: Es sind noch nicht genug VR-Brillen im Umlauf. Weltweit könnten in 2016 rund 1,7 Millionen Brillen über den Tresen gehen. Verglichen mit über hundert Millionen verkaufter TVs (Monitore nicht eingerechnet) alleine in den USA ist das fast nichts.

Komfort und soziales Miteinander schlagen (noch) die Immersion

Mit einem größeren Sprung bei der Verbreitung von VR-Brillen ist erst bei einer kommenden Generation zu rechnen, die deutlich günstiger, leichter und bequemer ist und eine bessere Bildqualität bietet. Aktuelle Modelle eignen sich gut für kurze VR-Ausflüge zwischen zehn und 30 Minuten, dann können die Augen zucken oder es gibt Flecken im Gesicht. Aus sicherer Quelle wissen wir aber, dass ein Fußballspiel (mindestens) 90 Minuten dauert. Verglichen mit der durchschnittlichen Verweildauer unter einer VR-Brille ist das noch deutlich zu lang.

Man stelle sich eine Neuauflage des "Sommermärchens" bei lauen 35 Grad im Schatten vor - wirklich niemand möchte da Oculus Rift und Co. auf dem Kopf tragen, ganz egal, wie immersiv die Übertragung auch sein mag. Die Gründer von Next VR räumen dieses Problem ein: "Setzt sich jemand drei Stunden hin und schaut ein Spiel in Virtual Reality? Heute noch nicht, aber in der Zukunft, wenn die Brillen viel leichter sind, wird es Menschen geben, die genau das machen", sagt Brad Allen, der bei Next VR im Vorstand sitzt.

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Ähnlich hoffnungsvoll sieht es sein Kollege Roller und kündigt eine neue Generation VR-Brille an, die schon jetzt deutlich leichter sein soll: "Das Samsung Gear VR Entwicklerkit war viel schwerer als die Consumer-Version und die nächste Iteration wird noch leichter sein. Die VR-Brille von Sony ist zwar schwer, aber sie wurde so entworfen, dass man sie für viele Stunden bequem tragen kann. Wir arbeiten bereits mit Next-Gen-Geräten, die sogar noch leichter sind."

Ein deutlich schwerwiegenderes Problem adressieren die Next-VR-Gründer allerdings nicht. Viele Sportevents begeistern nicht durch die Nähe zu den Sportlern auf dem Spielfeld, sondern durch die Nähe zu anderen Menschen auf der Couch, in der Kneipe oder im Stadion. VR-Brillen bieten dafür noch keine technische Lösung.

Immerhin: Das Experiment Virtual-Reality-Sportübertragung geht ab Herbst in die nächste Runde. Als erste Profiliga überträgt die NBA regelmäßig Spiele in VR. "Wenn die Menschen wissen, dass es eine ganze Reihe an Spielen und Events gibt, die sie anschauen können, dann werden auch mehr VR-Brillen verkauft", glaubt Allen.

Wer sich selbst ein Bild von Next VRs Sport-Streams machen möchte: Im Oculus Store für Gear VR gibt es eine kostenlos App, mit der man sich einige ausgewählte 3D-Videos ansehen kann. Zuvor sollte man diese aber herunterladen, denn das durchschnittliche deutsche WLAN ist noch lange nicht in der Lage, die Bilder in 3D und 360-Grad mit maximaler Qualität zu übertragen.

| Featured Image: Next VR (Blick in die Kommandozentrale beim VR-Streaming)