Können Virtual Reality und KI quälende Tierversuche beenden?

Können Virtual Reality und KI quälende Tierversuche beenden?

Eine VR-Erfahrung zeigt die Grausamkeit von Tierversuchen. Zukunftstechnologien wie Virtual Reality und Künstliche Intelligenz könnten die Qualen schon bald abschaffen.

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Tierversuche sind grausam, unabhängig von ihrem Nutzen. Allein die unnatürliche Haltung im Labor verursacht enormes Leid, ganz zu schweigen von den Qualen, die die Experimente mit sich bringen. Das sollte jedem bewusst sein. Doch Worte dringen selten so tief ins Bewusstsein ein, wie bewegte Bilder oder Erlebnisse.

Deshalb nutzt Abduction die erhöhte Immersion von Virtual Reality. Das VR-Erlebnis versetzt uns in die Lage von hilflosen Versuchstieren und wirft einmal mehr die Frage auf: Muss das wirklich sein?

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Neben gesundem Menschenverstand liefern vielleicht auch Virtual Reality und Künstliche Intelligenz die Antwort. Zukunftstechnologien könnten Tierversuche zumindest in der medizinischen Forschung bald überflüssig machen, weil sie deren Notwendigkeit für die menschliche Gesundheitsversorgung aufheben.

Abduction: Werdet selbst zum Labortier

Das VR-Erlebnis Abduction spielt mit einem Perspektivwechsel und geht von einem interessanten Gedankenkonstrukt aus: Der Mensch sieht sich als überlegene Spezies und beherrscht daher Flora und Fauna nach Belieben. Was aber, wenn der Mensch seinen Status als Krönung der Schöpfung verliert und sich plötzlich unterordnen muss?

In Abduction nutzt eine hochentwickelte außerirdische Spezies ihre geistige und technologische Überlegenheit, um grausame Experimente an Menschen durchzuführen – und ihr steckt mittendrin.

Ihr erlebt die Entführung aus eurem natürlichen Lebensraum und das Dasein als Versuchstier. Auf einem Raumschiff werdet ihr gnadenlos in Laborkäfige gesteckt, mit Gewalt gefügig gemacht und müsst mit ansehen, wie eure Mitgefangenen grausamen Experimenten unterzogen werden, bevor ihr selbst an die Reihe kommt.

VR-Erfahrung soll Augen öffnen

Abduction wurde vom VR-Studio Prosper XR in Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation PETA entwickelt. Als Vorlage für die VR-Erfahrung dienen reale Ereignisse in den Universitäten Tulane und Loyola, bei denen Versuchstiere grausam gequält und verstümmelt wurden.

Die Tierschutzorganisation reist mit Abduction genau zu diesen beiden Universitäten in den USA und will für mehr Aufklärung unter Studierenden sorgen. „Viele Studierende wissen nicht, dass auf ihrem eigenen Campus verängstigte Tiere in kalten Laboren gequält, verstümmelt und getötet werden, ohne die Möglichkeit zu entkommen oder auch nur zu verstehen, was mit ihnen geschieht“, sagt PETA Senior Director Rachelle Owen.

Man wolle jungen Menschen die Augen für diese Grausamkeit öffnen, ihnen helfen, zu verstehen, wie es sich anfühlt, und sie motivieren, sich für einen Wechsel zu einer besseren, tierfreien Forschung anzuschließen. Ein Weg dahin könnte die Weiterentwicklung neuer Technologien sein.

Tierversuche gelten als ineffizient

Wie ineffizient Tierversuche gerade in der Arzneimittelentwicklung sind, beschreibt Dr. Gaby Neumann vom Verein Ärzte gegen Tierversuche. Weniger als eines von zehn im Tierversuch erfolgreichen Arzneimitteln erhalten tatsächlich eine Marktzulassung – eine erschreckend niedrige Quote.

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Das liege laut Neumann hauptsächlich an der mangelnden Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf kranke Menschen. Künstliche Intelligenz könnte hier deutlich effizienter arbeiten und Tierversuche in naher Zukunft obsolet machen.

KI-System ersetzt Tierversuche in der Medikamentenentwicklung

Das Schweizer Pharmaunternehmen Debiopharm setzt seit Anfang letzten Jahres auf humanbasierte Medikamentenentwicklung, angetrieben von maschinellem Lernen.

Das 2017 gegründete VeriSIM Life entwickelte dazu das KI-System „BioiSIM“. Ein digitaler Zwilling des Menschen lernt, wie sich Arzneimittel bei Einnahmen über die Haut, oral oder als Injektion im Körper verhalten.

Gleichzeitig simuliert das KI-System Wechselwirkungen von Arzneimitteln im gesamten Körper in jeder Hundertstelsekunde und generiert dabei kritische Arzneimittelinformationen wie Organtoxizität oder Arzneimittelstoffwechsel. Das System liefert Vorhersagen binnen Sekunden ohne jeglichen Tierversuch.

„Die Investition einer Pharmafirma in Künstliche Intelligenz ist auf jeden Fall zukunftsweisend“, so Dr. Gaby Neumann. „Denn dadurch wird eine Methode unterstützt, die Humandaten verwendet, anstatt auf unsichere Tierversuche zu setzen.“ Pharmafirmen hätten – wenn auch aus wirtschaftlichen Interessen – erkannt, dass es für die Medikamentenentwicklung effizientere Methoden als Tierversuche gibt.

VR mit riesigem Potenzial in der Medizin

Schon 2016 ersetzte das Universitätsklinikum Chicago Tierversuche durch Virtual Reality. Durch die Implementierung eines VR-Trainings wurden etwa chirurgische Trainingsoperationen in der VR-Brille statt an echten Schweinen durchgeführt.

Der Vorteil für den Menschen: Studierende können Standardeingriffe in Virtual Reality an der menschlichen Anatomie beliebig oft üben und Routinen entwickeln. Der Betreuungsaufwand verringert sich, Student:innen erarbeiten sich Selbstvertrauen und gehen sicherer in reale Operationen. Nicht umsonst prognostizieren Marktforscher Virtual Reality in der Medizin das Potenzial zum Milliardenmarkt.

Neben Trainings-Apps für Chirurgen kann VR auch als Narkosemittel eingesetzt werden. In Großbritannien führen Krankenhäuser bereits erste VR-OPs durch und Therapeuten lindern chronische Schmerzen mit VR-Brillen.