Virtual Reality im Jahresrückblick: Meine VR-Filme des Jahres

Virtual Reality im Jahresrückblick: Meine VR-Filme des Jahres

Die 3D-Controller für einmal beiseitelegen und Virtual Reality ganz auf sich wirken lassen: Darin liegt der Reiz von VR-Filmen. Die folgenden Werke haben 2017 besonders Einruck auf mich gemacht.

Der beste animierte VR-Film: Dear Angelica

Dear Angelica erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich an ihre Mutter erinnert. Der VR-Film ist allein schon deshalb etwas Besonderes, weil er nicht nur für Virtual Reality, sondern in der Virtual Reality gemacht wurde. Die Szenen des Films wurden von der Künstlerin Wesley Allsbrook in Oculus' 3D-Malanwendung Quill von Hand gezeichnet.

Das Ergebnis sind begehbare, lebendige Gemälde. Sie entstehen aus der Dunkelheit und bauen sich, von einer unsichtbaren Hand gemalt, um den Betrachter herum zu prächtigen Szenen auf, nur um wieder zu vergehen und neuen Formen und Farben Raum zu geben. In diesem visuellen Stil spiegelt sich das Grundthema des Films, der Gegensatz von Leben und Tod, wider.

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Das Stilmittel setzt sich im Rhythmus der Erzählung fort: Auf intensive Szenen mit viel Details und Bewegung folgt stets eine ruhige, nachdenkliche Passage, die den Betrachter Luft holen und die Eindrücke verarbeiten lässt. So verhindert Dear Angelica, dass das 360-Grad-Seherlebnis den Betrachter überfordert.

Eine weitere, schwierige Aufgabe des 360-Grad-Formats besteht darin, den Blick des Zuschauers zu führen. In Dear Angelica lenken die virtuellen Pinselstriche, die Musik und Geräusche den Blick so meisterhaft, dass man das Geschehen nie aus den Augen verliert und so unaufdringlich, dass man nicht einmal merkt, wie man geführt wird.

Eine weitere schöne Eigenschaft von Dear Angelica: Wer sich den Film schon häufiger angesehen hat, schaut sich freier um und entdeckt dabei immer wieder neue Details in den 3D-Gemälden.

Dear Angelica ist kostenlos im Oculus Store erhältlich. Folgende animierten VR-Filme gehören ebenfalls zu den Filmhighlights von 2017: Kingdom City Drowning, Chocolate und Dispatch.

Der beste VR-Realfilm: Miyubi

Mit Miyubi wandten sich die Felix & Paul Studios vom dokumentarischen Charakter ihrer früheren Filmproduktionen ab, um einen VR-Spielfilm mit Drehbuch und Schauspielern zu drehen. Mit einer Laufzeit von mehr als 40 Minuten ist Miyubi einer der bislang längsten VR-Filme.

Miyubi spielt in den frühen 80er-Jahren und erzählt die Geschichte einer durchschnittlichen US-amerikanischen Familie. Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich: Der Zuschauer verkörpert einen Spielzeugroboter, ein Geschenk, das der Familienvater seinem Sohn aus Japan mitgebracht hat.

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Die VR-Brille und das 360-Grad-Format schaffen ein Mittendrin-Gefühl, das man von herkömmlichen Filmen nicht kennt. Durch diese Nähe nimmt man den familiären Mikrokosmos auf sehr intime Weise wahr. Stellenweise so intim, dass man sich wie ein Voyeur fühlt, der mit einer versteckten Kamera in das Leben fremder Menschen blickt.

Miyubis Perspektive hält die vielen Familienszenen zusammen. Die Geschichte des Roboters zeichnet die Lebensphasen des Menschen nach: Man kommt im Körper eines brandneuen Roboters zu sich und sieht sich mit dem Staunen eines Kindes in einer 360-Grad-Welt um, in der man selbst die Hauptattraktion ist.

Im Laufe der Monate legt sich die Begeisterung und Abnutzungerscheinungen treten auf, die nach und nach zu Systemfehlern und zum Ausfall wichtiger Funktionen führen. Am Ende verliert selbst der jüngste Sohn das Interesse und wendet sich von Miyubi ab. Schließlich stirbt man - zumindest vorläufig - den elektronischen Tod.

Miyubi überzeugt auch auf technischer Ebene: Artefaktfreie 360-Grad-Aufnahmen in dieser Qualität hat man bisher in keinem VR-Realfilm gesehen. Der stereoskopische 3D-Effekt lässt die unmittelbare Umgebung glaubhaft und lebendig wirken.

Miyubi ist kostenlos im Oculus Store erhältlich. Folgende VR-Realfilme gehören ebenfalls zu den Filmhighlights von 2017: Rose-Colored und A Brother's Keeper.

| Featured Image: Felix & Paul Studios