Virtual-Reality-Erfinder Jaron Lanier warnt vor dem Silicon Valley

Virtual-Reality-Erfinder Jaron Lanier warnt vor dem Silicon Valley

Der VR-Pionier Jaron Lanier soll in den 80er Jahren den Begriff Virtual Reality erfunden haben, geprägt hat er ihn allemal. Jetzt warnt er vor einem Missbrauch durch Facebook und Google: VR könne die schlimmste Erfindung aller Zeiten werden.

Heute arbeitet Lanier für Microsoft als Mixed-Reality-Forscher, in den 80ern war er Inhaber des VR-Forschungsinstituts VPL. Das wurde bereits 1984 in Palo Alto gegründet, im Herzen des Silicon Valley.

Lanier kennt die Kultur im Tech-Tal und das Potenzial der Virtual Reality. Er glaubt, dass VR "die schlimmste Erfindung aller Zeiten" werden könnte, wenn sie von Facebook und Google missbraucht wird.

___STEADY_PAYWALL___

Kein anderes Medium habe so viel Potenzial für Schönheit und sei im gleichen Moment derart anfällig für Missbrauch: "Wenn man die Realität einer Person kontrolliert, dann kontrolliert man die Person", sagt Lanier.

Das Silicon Valley leidet unter Realitätsverlust

Anfang Oktober erwies Facebook-Gründer und Oculus-Besitzer Marc Zuckerberg der Virtual Reality einen Bärendienst: Mit Humor und guter Laune tourte er mit einer Facebook-Kollegin virtuell durch 360-Grad-Aufnahmen des Katastrophengebiets in Puerto Rico und streamte das Geschehen live auf Facebook. Die Medienschelte folgte direkt im Anschluss und fiel so heftig aus, dass sich Zuckerberg für seinen Fehltritt öffentlich entschuldigte.

"Es ist beängstigend und fürchterlich, wie sehr das Silicon Valley den Bezug zur Realität verloren hat", kommentiert Lanier Zuckerbergs VR-Trip. Facebook und Google bezeichnet er als "Unternehmen für Verhaltenskontrolle".

Das Internet sei als weltbestes Informationssystem gestartet. Jetzt sei völlig intransparent, wer wann welche Inhalte sieht und wer im Hintergrund die Fäden zieht und bezahlt.

logo
  • checkMIXED.de ohne Werbebanner
  • checkZugriff auf mehr als 9.000 Artikel
  • checkKündigung jederzeit online möglich
ab 3,50 € / Monat
logo

Verhaltensmanipulation als Geschäftsmodell

"Das Geschäftsmodell von Facebook ist die maximale Manipulation von Verhalten an jedem Tag", sagt Lanier. Er beschreibt ein Dilemma, in dem jederman an Facebook Geld zahlen müsse, um den Status Quo aufrechtzuerhalten, da ansonsten jemand anderes mehr Geld zahle, um Verhalten zu seinen Gunsten zu manipulieren.

Dieses Szenario könne nur vermieden werden, wenn Facebook sein Geschäftsmodell ändere. Allerdings sei der Glauben in die eigene Arbeit im Silicon Valley so ausgeprägt, dass Facebook-Mitarbeiter davon überzeugt seien, sie optimierten die Welt und müssten noch mehr von dem tun, was sie tun.

Letztlich müsse die Politik eingreifen oder die Mitarbeiter selbst, die "gute Menschen" seien. Das gilt laut Lanier auch für Google. Er erwartet im Kontext dieser Entwicklung "einen der großen Kämpfe dieses Jahrhunderts".

Lösungen finden bevor sich Virtual Reality etabliert

Wenn Fake News auf die VR-Brille treffen, dann könnte die ohnehin kritische Situation laut Lanier noch problematischer werden. Die Manipulationsmöglichkeiten im Nachrichtenstrom bei Facebook durch Videos und Bilder verblassten gegenüber dem Potenzial komplett künstlichen Welten in der Virtual Reality.

"VR ist wie die totale Kontrolle einer Person. Ich hoffe, dass wir Lösungen finden, damit wir nicht durchdrehen, bevor VR zum Massenphänomen wird", sagt Lanier.

Die Restrukturierung bei Oculus VR schreitet voran. Kurze Zeit nach der Schließung der Story Studios geht jetzt der Videochef Eugene Wei.

Facebook Spaces und der Datenschutz - darauf lässt man sich ein

Facebook und Co. installieren Usability- und Forschungslabore in den Wohnzimmern vieler Menschen. Aber was ist die Konsequenz daraus?

Virtual Reality: Stanfords VR-Professor besorgt um Privatsphäre

| Featured Image: JD Lasica bei Flickr. Lizenziert nach CC BY 2.0.