Varjo Aero: Highend-VR-Brille bekommt Hirnschnittstelle

Varjo Aero: Highend-VR-Brille bekommt Hirnschnittstelle

Varjo integriert Sensoren und Software von OpenBCI in die Varjo Aero, um die Datennutzung in Virtual Reality zu erleichtern.

OpenBCI ist eine Open-Source-Plattform für Gehirn-Computer-Schnittstellen (Englisch: "Brain Computer Interface", kurz "BCI"). Nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne im Jahr 2013 bietet das Team unter anderem Sensorplatinen zur Messung der elektrischen Hirnaktivität (EEG) an.

Ein bereits veröffentlichtes Ergebnis ist das komplette EEG-Headset Ultracortex: Es kann online bestellt oder mit Vorlagen zum Download im 3D-Drucker hergestellt werden.

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Galea: Hirnschnittstelle in der VR-Brille

Im November 2020 kündigte OpenBCI ein Projekt namens Galea an. Die Kombination aus Hard- und Software dient als Schnittstelle für VR- und AR-Brillen.

Mittlerweile fanden die Macher auch einen Hardware-Partner. Zusammen mit dem finnischen Unternehmen Varjo bereiten sie spezielle "Beta-Einheiten" für Galea vor: Dazu integrieren sie zahlreiche Sensoren in die Highend-VR-Brille Varjo Aero und liefern passende Entwicklerkits.

Die Kontaktflächen der Sensoren sind an verschiedenen Stellen ins Gehäuse und den Kopfriemen eingebaut, sodass sie nach dem Aufsetzen die Haut berühren. Gemessene Daten lassen sich unkompliziert mithilfe vorgefertigter Bausteine in Software-Engines wie Unity oder Python nutzen.

Laut OpenBCI handelt es sich um das erste Gerät dieser Art, das gleichzeitig Signale des Herzens, der Haut, der Augen sowie des Gehirns misst. Die Zusammenfassung eines solchen "multimodalen" Sensoren-Netzwerks aus verschiedenen Quellen soll die Datensammlung dramatisch erleichtern, verspricht OpenBCI.

Varjo Aero mit eingebauter Gemütsmessung

Auch dank der akkuraten Abstimmung verschiedener Signale ergäben sich neue Möglichkeiten, um Erfahrungen und kognitive Zustände der Nutzenden zu erfassen. Gemeint sind unter anderem Gemütszustände wie Angst, Freude oder Aufmerksamkeit.

So sieht OpenBCIs Messsoftware aus. | Bild: Screenshot

Im praktischen Einsatz ergeben sich verschiedene Wege, Virtual-Reality-Apps anzupassen. Ein Horrorspiel kann bei gemessener Angst gezielt die Spannung erhöhen – oder zu entspannte Spieler:innen mit einem Jumpscare aufschrecken. Bei manchen Tester:innen wird schon heute per BCI gemessen, wie sie auf bestimmte Spielmechaniken reagieren. Zu Marktforschungszwecken ließen sich ebenfalls mannigfaltige Daten erheben.

OpenBCIs Gründer und CEO ist optimistisch, was die neue Technologie betrifft. "Im Endeffekt sehe ich eine Kombination aus Neurotechnologie und Mixed Reality als die Zukunft der Personal Computer", erklärt Conor Russomanno.

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Zu dieser Ausrichtung auf die Zukunft passt auch Varjos Entscheidung, eine VR-Brille für Verbraucher und Hobbyisten herauszubringen. In unserem Test der Vajo Aero überzeugte das Gerät mit dem aktuell schärfsten VR-Bildeindruck sowie einem großen Sweetspot.

Vorerst bedient OpenBCI nur Frühentschlossene. Lediglich einige Tausend Firmen, Entwickler und Forscher dürfen zu einem noch unbekannten Termin Beta-Einheiten von Galea vorbestellen. Voraussetzung ist, dass sie sich bereits früher für das Beta-Programm beworben haben. Für die übrigen Exemplare startet am 1. Juli 2022 ein Vorverkauf für die Öffentlichkeit. Hier geht es zur offiziellen Galea-Website.

Valve prophezeit Schreibzugriff aufs Hirn

Auch Valve investierte bereits in OpenBCI, um die Forschung an Hirnschnittstellen voranzutreiben. Firmenchef Gabe Newell sprach sogar davon, dass BCIs in absehbarer Zukunft Schreibzugriff auf das Denkorgan bekommen könnten. So ließen sich nicht nur Daten lesen, sondern auch Gefühle und Launen manipulieren. Bei Galea ist das noch nicht der Fall, es liest lediglich Signale.

Virtual und Augmented Reality könnten sich als Übergangstechniken auf dem Weg zu Hirnschnittstellen herausstellen, so Newell bei einem High-School-Talk im Dezember 2021. Valve investiere zwar intensiv in Headsets und Spiele. Langfristig könnten BCIs den Markt für immersive Techniken aber gehörig auf den Kopf stellen, so Valves CEO.

Im vergangenen Jahr stellte zudem Meta eine Hirnschnittstelle vor, die Gehirnsignale in Worte umwandelt. Im Rahmen des Projekts an der University of California San Francisco (UCSF) werden Signale vom motorischen Kortex an den Vokaltrakt erfasst. Obwohl die Testperson ihre Sprechfähigkeit bereits vor 16 Jahren nach einem Hirnstamm-Schlaganfall verloren hatte, konnte sie auf diesem Wege wieder kommunizieren.