Vader Immortal Oculus Quest Test: Auge in Helm mit Darth Vader

"Vader Immortal" für Oculus Quest ist ein Videospiel mit viel Erzählung, wenig Interaktion und einer bockstarken Lizenz.
David S. Goyer, der Autor von Vader Immortal für Oculus Quest, sagte anlässlich der Veröffentlichung seines Werks, dass er sich nicht sicher sei, was genau er da produziert habe: Ist es ein Film? Ein Spiel? Irgendwas dazwischen?
Nachdem ich die erste Vader-Episode nun selbst erlebt habe, möchte ich Goyer bei seiner Suche nach einer Antwort gerne helfen: Er hat ein ganz normales Videospiel geschaffen.
Was wären Spiele nur ohne Hebel, Knöpfe und Rädchen?
In meiner Jugend übertölpelte mich Lucasarts mit "Rebel Assault 2". Film und Spiel sollte es vermischen und so ein neues Genre erschaffen: den interaktiven Film.
Nun mag das die korrekte Bezeichnung sein für das, was Lucasarts damals anbot. Nur leider war das Resultat miserabel.
Rebel Assault 2 war weder ein gutes Spiel noch ein guter Film. Die Geschichte wurde nur bruchstückhaft erzählt und wirkte nicht so überwältigend wie in einem ausgewachsenen Star-Wars-Film. Die gebotene Interaktion war für Computerspielverhältnisse lächerlich. Seht selbst.
Vader Immortal fühlt sich ähnlich an (aber nicht ganz so schlimm): Offiziell verkörpert man einen Schmuggler, der mehr kann, als er weiß. Inoffiziell ist man eine Kamera auf zwei Beinen, die permanent angesprochen und dazu verpflichtet wird, Knöpfe zu drücken, Hebel zu ziehen, Rädchen zu drehen und Leitern zu klettern. Die Interaktion hält die Geschichte in Geiselhaft.

Falls ihr mal vergesst, wie man an einem Hebel zieht: Der Hilfsroboter ZOE erinnert euch daran. Bild: Disney
Dramaturgie braucht Wellen
Dennoch versagt Vader Immortal nicht so fatal wie seinerzeit Rebel Assault. Zu verdanken ist das einerseits nett inszenierten Lichtschwertkämpfen, andererseits der mächtigen VR-Perspektive: Sie ermöglicht Momente der Brillanz, immer dann, wenn sie Größe und Präsenz vermittelt, wie es kein anderes Medium vermag.
Zum Beispiel, wenn man auf der Brücke des eigenen Raumschiffs durchs Dachfenster lukt und sich langsam ein imperialer Sternenzerstörer ins Bild schiebt.
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Oder wenn Darth Vader sich persönlich ankündigen lässt für einen Besuch in der Gefängniszelle. Und dann kommt der Moment, in dem sich die Tür öffnet und der dunkle Lord keuchend aus dem Nebel tritt, sich schweren Schrittes auf den Weg zu mir macht, ganz so, wie man es aus den Filmen kennt: entschlossen, aber gemächlich, weil er genau weiß, dass die Angst, die er auslöst, unmittelbar verbunden ist mit der Seelenruhe, mit der er seine Schandtaten begeht.
Das sind die Momente, in denen sich der Albtraum meiner Kindheit ganz kurz real anfühlt, bedrohlich, die Momente, für die Vader Immortal geschaffen wurde. Und sie würden nicht wirken, gebe es die Banalitäten davor und danach nicht. Dramaturgie braucht eben Wellen.

Im Anflug auf Mustafar. Ja, der Planet heißt wirklich so. Bild: Disney
Fazit: Das Geld wert es ist - gerade so
Ich fühlte mich von Vader Immortal gut unterhalten und selten mitgerissen. Für rund zehn Euro bekommt man knapp 45 Minuten solide Star-Wars-Unterhaltung mit zwei, drei Momenten, die im Gedächtnis bleiben. Ich bin gespannt, wie die nächsten beiden Episoden verlaufen. Die erste endete, als die Handlung gefühlt gerade erst startete.

Das mit Abstand beste Spielelement von Vader Immortal sind die Lichtschwertkämpfe. Abseits der Handlung könnt ihr euch in einem Dojo mit kleinen Trainingsdrohnen anlegen. Das macht Spaß. Bild: Disney
Wer Wert legt auf tolle Grafik, sollte auf die zeitnah erscheinende Rift-Version der Vader-Geschichte warten. Vader Immortal profitiert wahrscheinlich mehr von visueller Atmosphäre als von kabelloser Bewegung, die ohnehin künstlich vom Spiel eingeschränkt wird.
Die Quest-Grafik ist zwar überraschend ordentlich, aber mitunter schon recht altbacken und etwas ruckelig. Ein tolles Star-Wars-Erlebnis sollte auch immer ein Fest für die Augen sein.
Falls ich eure Fragen in diesem Test nicht beantwortet habe, stellt sie gerne in den Kommentaren.
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