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AR-Kontaktlinse Mojo Lens: Das ist der neue Prototyp

AR-Kontaktlinse Mojo Lens: Das ist der neue Prototyp
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  • Information zum Sichtfeld ergänzt

Die AR-Kontaktlinse Mojo Lens ist weiter auf dem Weg zur Marktreife. Hersteller Mojo Vision gibt neue Details zum Stand der Technik und die nächsten Schritte bekannt.

Die AR-Kontaktlinse Mojo Lens ist ein kleines großes Technikwunder - klein in der Dimension, groß im Know-how, das in der Linse steckt.

Die Entwicklerinnen und Ingenieure bei Mojo Vision konstruierten in den letzten Jahren eine technisch spektakuläre harte Kontaktlinse mit selbstentwickeltem Mini-Display, verschiedenen Bewegungssensoren, einem ARM0-Prozessor mit 5-Ghz-Modul, Eye-Tracking und proprietärer Drahtlostechnologie für Content-Streaming.

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Sogar Mikro-Batterien aus der Implantationsmedizin sind auf der Linse integriert. Trotz der vielen Technik entspricht Mojo Lens in etwa den Dimensionen herkömmlicher harter Kontaktlinsen und soll laut Hersteller einen vergleichbaren Tragekomfort bieten.

Neuer Mojo Lens Prototyp ist "Feature complete"

Als "unsichtbaren Computer" bezeichnet Mojo Vision die eigene Tech-Kontaktlinse Mojo Lens, weil sie allgegenwärtig und gleichzeitig für Außenstehende nicht sichtbar ist - anders als etwa das Smartphone in der Hand.

Für den neuesten Lens-Prototyp, der laut Mojo Vision "Feature complete" ist, beschreibt das Start-up "große Fortschritte" beim Bildschirm, der drahtlosen Vernetzung, der Stromversorgung und dem Eye-Tracking. Das auf Bewegungssensoren und algorithmischer Verarbeitung basierende Eye-Tracking übertrifft laut Mojo Vision die Leistung aktueller optischer Eye-Tracking-Systeme um ein Vielfaches.

Eine Kontaktlinse mit vielen Chips darauf und einem Mini-Display.

Der neuste Prototyp der Mojo Lens hat alle Hardware-Funktionen an Bord. Jetzt stehen weitere Tests an. | Bild: Mojo Vision

Herzstück der Linse ist das Display, das laut Hersteller mit 14.000 Pixeln pro Zoll auflöst bei einem Durchmesser von weniger als 0,5 mm und einem Pixelabstand von 1,8 Mikrometern. Die Bildschirm-Eigenentwicklung speziell für die Linse soll das weltweit kleinste und dichteste Display sein. Inhalte zeigt der Bildschirm auch im neuesten Prototyp weiter nur in Grüntönen an (Beispielvideos weiter unten).

Der neue Prototyp bietet erstmals ein Betriebssystem, das mit Blicken gesteuert werden kann. Das Betriebssystem soll die Tür öffnen für die Erforschung und Entwicklung weiterer Anwendungsszenarien gemeinsam mit Partnern und Verbraucher:innen. Mojo Vision kooperiert hierzu unter anderem mit Medien- und Sportartikelunternehmen.

Computer im Nacken dient als Streaming-Gerät

Als Zuspieler für die Mojo Lens dient ein Streaming-Computer, der wie ein Bügel um den Nacken getragen wird. Der Nacken-Computer streamt Inhalte bei extrem geringer Latenz über ein proprietäres Kommunikationsprotokoll direkt an die Linse und verarbeitet deren Sensordaten, etwa die Bewegungsinformationen.

Der Aufbau der Mojo Lens. Der Computerring in der Linse bezieht und übermittelt Daten über ein proprietäres Datenprotokoll von einem Streaming-Computer, den man sich wie einen Bügel über den Nacken legt. | Bild: Mojo Vision

Das Protokoll ist für einen möglichst geringen Energieverbrauch der Linse ausgelegt, um deren Batterien zu schonen, und eine minimale Latenz. Das Mojo-Protokoll soll effizienter und schneller sein als Bluetooth LE. Daher und wegen einer gesicherten störungsfreien Übertragung zwischen Nacken- und Augen-Computer ist derzeit kein direktes Streaming etwa vom Smartphone oder aus der Cloud möglich.

Die Batterien der Linse sollen bei durchgehender Nutzung circa zwei Stunden durchhalten. Ziel von Mojo Vision ist, dass Mojo Lens bei normalem Gebrauch einen Tag schafft. Geladen wird die Linse in ihrem Reinigungsbehälter.

Mojo Lens auf dem Weg zum Marktstart

In circa fünf Jahren soll Mojo Lens auf den Markt kommen, als Sichtverbesserer für Menschen mit Sehbehinderung ebenso wie für Alltagsanwendungen. Bei der Sichtverbesserung kann die Linse etwa den Kontrast erhöhen, Kanten visuell verstärken oder einzoomen.

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Beim Sport kann die Linse relevante Metriken ins Sichtfeld einblenden, wie etwa die Lauf- oder Fahrgeschwindigkeit. Im Alltag können Kalender- oder Weginformationen den Blick aufs Smartphone ersetzen.

Der Blickwinkel liegt derzeit bei 15 Grad und das Bild ist durchgehend auf der Fovea abgebildet, dem schärfsten Punkt des Sehens. Der Bildausschnitt folgt per Eye-Tracking den Augenbewegungen, vergleichbar mit einer Taschenlampe in einem dunklen Raum - man sieht also immer einen Ausschnitt des gesamten Bildes. Die folgenden Videos illustrieren das.

Mojo Lens auf dem Fahrrad ... | Video: Mojo Vision

... oder als Reiseassistenz im Alltag. | Video: Mojo Vision

Mojo Vision sieht die eigene Technik nicht unbedingt als Ersatz für zukünftige Datenbrillen, möchte sich aber signifikante Anteile des entstehenden Marktes sichern. Das Start-up geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Smart-Glasses-Nutzer:innen Tech-Kontaktlinsen bevorzugen könnten.

Preislich will Mojo Vision in der Region von Highend-Smartphones landen. Der Kauf wird allerdings etwas komplizierter sein als bei Smartphones: Wie bei harten Kontaktlinsen üblich, müssen die Linsen individuell für den zukünftigen Träger oder die Trägerin hergestellt werden. Eine Einheits-Mojo-Lens, die man mit einem Klick online ordert, wird es also vorerst nicht geben.

Medizinische Nutzung zuerst, Alltagsnutzung als Ziel

Mojo Vision plant als nächsten Schritt weitere Tests mit Nutzer:innen und Partnern sowie klinische Studien mit normalsichtigen und sehbehinderten Personen. Die medizinische Mission sei es, Millionen von Menschen mit unkorrigierbarer Sehbehinderung zu helfen.

An Selbstbewusstsein mangelt es Mojo Vision jedenfalls nicht: "Das häufigste, was wir hören, wenn wir diesen neuesten Prototyp vorstellen, ist: 'Ich wusste, dass es intelligente Kontaktlinsen geben würde. Aber ich dachte, das wäre erst in 10 oder 20 Jahren der Fall, nicht schon jetzt'", schreibt Mojo-Vision-Gründer Mike Wiemer im Unternehmensblog.

Die Roadmap von Mojo Vision. Ausgehend vom aktuellen Prototyp soll die erste Linse als Produkt in den nächsten fünf Jahren auf den Markt kommen. | Bild: Mojo Vision

Mein Eindruck nach einem ausführlichen Gespräch mit Mojo-Marketing-Chef Steve Sinclair ist, dass Mojo Lens beeindruckende, selbst entwickelte Technologie bietet. Das macht Mojo Vision zu einem interessanten Partner und Übernahmekandidaten für Tech-Konzerne wie Meta oder Apple.

Mit derzeit rund 110 Angestellten und einem Kapital von circa 205 Millionen US-Dollar ist das Start-up in Relation zum Vorhaben, dem alleinigen Marktgang, jedoch eher klein und wahrscheinlich unterfinanziert. Es möchte weitere Gelder auftreiben. Dass die Linse pro Person maßgefertigt und ein Zubehör-Computer im Nacken getragen werden muss, halte ich im B2C-Markt für die größten Einstiegshürden. Mojo Vision wird an weiteren Verbesserungen arbeiten.

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