Samsungs XR-Manager über Oculus Quest: "Technologie von gestern"

Samsungs XR-Manager über Oculus Quest:

Für Samsung Electronics America verantwortet Farshid Fallah die Entwicklerbeziehungen zu XR und Gaming. Im Interview mit Venturebeat findet er recht deutliche Worte über Facebooks kommende VR-Brille Oculus Quest und plaudert überraschende Details über Samsungs Mixed-Reality-Strategie aus.

Laut Fallah ist Oculus Quest beim Marktstart im Frühjahr 2019 schon "Technologie von gestern". Fallah bezieht seine Kritik explizit auf den in der Quest-Brille verbauten Mobilprozesser Snapdragon 835. "Wir wollen mehr Highend-Qualität. Der 835er Chip bringt das nicht", sagt Fallah.

Er geht ins Detail: "Ich will ehrlich sein. Wir benutzen derzeit 855er Chips und die können kaum abspielen, was wir uns wünschen." Fallah stellt stattdessen Samsungs neue VR-Brille Odyssey+ ins Rampenlicht, die anders als Oculus Quest den Highend-Markt im Visier hat.

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In den letzten sechs Monaten habe es keine Ankündigung gegeben, die ihn sonderlich begeistert habe. "Aber ich freue mich auf die nächsten zwölf bis 18 Monate. Wir und unsere Mitbewerber haben starke Produkte in der Mache." Viel Potenzial sieht Fallah in schnellen 5G-Netzen: "5G ändert für VR und AR die Spielregeln."

In dem Interview, das drei Wochen vor Samsungs Entwicklerkonferenz geführt wurde, kündigt Fallah AR-Produkte an, die offenbar auf der Konferenz hätten enthüllt werden sollen. Samsung zeigte das AR-Cloud-Projekt "Whare", aber keine dedizierte AR-Hardware. Zumindest nicht offiziell.

Auf Samsungs Entwicklerkonferenz gab es diese AR-Brille zu sehen, Details sind allerdings nicht bekannt. Bild: Samsung Next

Auf Samsungs Entwicklerkonferenz gab es diese AR-Brille zu sehen, Details sind allerdings nicht bekannt. Bild: Samsung Next

"Wir verlieren Geld und es kümmert uns nicht"

Speziell der Markt für VR-Spiele müsse eine kritische Masse verkaufter VR-Brillen erreichen, um sich refinanzieren zu können. Unternehmen wie Samsung würden seit Jahren Geld verlieren, sich aber nicht daran stören. "Die Technologie hat zu viel Potenzial. [...] Wir investieren weiter."

Samsungs Investitionen sollen auch in Zukunft in Hard- und nicht in Software fließen: "Entwickler sollen ein eigenes Ökosystem haben und ihr Geld verdienen können [...]."

Als Zeitrahmen gibt Fallah rund zwei Jahre aus: "Mein persönliches Gefühl ist, dass wir ab der zweiten Jahreshälfte 2020 eine kritische Masse erreichen, ab dann lohnt sich der Markt für Entwickler."

Die Diversität verbessere sich infolge des Wachstums, was neue Geschäftsmodelle ermögliche. Im Moment sei die Zielgruppe weiß, männlich und zwischen 25 und 49 Jahre alt.

Ein neues Geschäftsmodell soll laut Fallah die Werbefinanzierung werden. Ein entsprechender Service würde gerade von Samsung entwickelt und starte voraussichtlich Ende des Jahres. Die Nutzer sollen nicht dazu gezwungen werden, Werbung anzusehen, aber Entwickler könnten die Option in ihre Anwendungen integrieren.

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Sehr gut laufe das VR-Geschäft mit Unternehmen und Organisationen: Laut Fallah hat Samsung "massive Verträge mit großen Unternehmen", auch Militär in den USA und Europa gehöre zu den Kunden. "Daher wissen wir, dass VR bleibt. Die investieren zu viel."

Samsung: In Zukunft nur noch Mixed-Reality-Produkte?

Fallah plaudert weitere Details über Samsungs Mixed-Reality-Strategie aus, die - sofern der Manager denn wirklich weiß, worüber er da spricht - ziemlich spannend sind: So sollen alle entsprechenden Geräte ab 2019 sowohl eine AR- als auch VR-Funktion bieten. "Es werden keine getrennten Produkte mehr sein", sagt Fallah.

Die aktuelle Technologie sei zu vielversprechend, um sie wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen. "Bald werden VR und AR verschmelzen und noch besser werden."

Außerdem wolle Samsung in den nächsten zwei Jahren mehrere "AR-Wearables" auf den Markt bringen, die eher für nützliche Apps als für das Entertainment gedacht seien. "Wir glauben aber nicht, dass VR wieder verschwindet."

Isolation als Verkaufsargument

Fallah sieht in der isolierenden Wirkung der VR-Brille ein Verkaufsargument: "Die Leute leben in größeren Gruppen zusammen. Privatheit ist schwer zu finden. VR ist von Haus aus wie eine kleine, private Welt. Man kann mit fünf Menschen gleichzeitig im Raum sein, wenn man die VR-Brille aufsetzt, ist man alleine in dieser Welt."

Die am häufigsten genutzten VR-Apps bei über zehn Millionen Samsung-VR-Nutzern seien Netflix und ähnliche Videoangebote. "Warum schauen sie mit der VR-Brille statt mit dem Highend-TV? Weil es einfacher ist für sie."

Ähnlich argumentierte kürzlich Oculus-Technikchef John Carmack: Aus seiner Sicht ist Isolation die VR-Killer-App.

Quelle: Venturebeat