Legt Facebook die Grundlage für eine Transhumanismus-Dystopie?

Legt Facebook die Grundlage für eine Transhumanismus-Dystopie?

Titelbild: Daedalic Entertainment

Transhumanisten glauben, dass die Menschheit eines Tages mit Technologie verschmelzen und sich so weiterentwickeln wird. Doch Technologie ist nicht allen Menschen gleichermaßen zugänglich. Das könnte die Menschheit mehr spalten als jemals zuvor.

Das deutsche Entwicklerstudio Daedalic Entertainment arbeitet an "State of Mind", einem Monitor-Computerspiel, das sich mit der technologiegetriebenen Zukunft der Menschheit befasst.

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Es spielt in zwei miteinander verbundenen Welten: einem dystopischen Berlin im Jahre 2048 und einer virtuellen Utopie, in die sich die Menschen flüchten, um der unzulänglichen Realität zu entkommen.

Der Hauptcharakter Richard wurde unvollständig in diese Matrix hochgeladen. Das Ergebnis ist Adam, ein virtuelles Zerrbild Richards. Adam hat durch den fehlerhaften Upload so wie Richard Teile seines Gedächtnisses verloren. Er begreift jedoch, dass seine virtuelle Welt nicht real ist - und sucht nach Antworten.

Inspiriert ist die Geschichte laut Kreativchef und Autor Martin Ganteföhr unter anderem durch transhumanistische Theorien. Ganteföhr glaubt, dass Facebook und Co. womöglich gerade die Grundlagen für zukünftige Dystopien legen - obwohl das Ziel vieler Transhumanisten eigentlich eine egalitäre Utopie ist.

Ungleiche Menschen

"Ich glaube, dass Transhumanismus zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit zu Menschen mit unterschiedlichem Wert führen könnte", sagt Ganteföhr zu Variety. Menschen, die Technologie nutzen, könnten zukünftig viel intelligenter sein als andere. Auch physische Erweiterungen, die Menschen körperlich deutlich über andere stellen, seien denkbar.

Ganteföhr findet diese Vorstellung beängstigend, wenn sie unverändert auf vorhandene Machtstrukturen übertragen wird. "Die Elite wird zuerst entkommen, wenn es eine Apokalypse gibt oder sie darf zuerst ins 'Paradies' und regieren", sagt Ganteföhr.

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Facebook schafft eine eigene Realität

Das Internet habe seine einst befreiende Wirkung verloren, so Ganteföhr. Aus einem Netzwerk mit vielen gleichberechtigten Knoten sei ein Konstrukt mit eindeutigen Machtstrukturen entstanden.

"Einige Knoten sind viel wichtiger als andere, so wie Google und Facebook. Manche Menschen glauben, dass sie das ganze Internet sind", sagt Ganteföhr. Ein 33-jähriger "Silicon-Valley-Junge" habe wie nie ein Mensch zuvor die Daten von mehr als zwei Milliarden Facebook-Nutzern in der Hand.

"Ich halte das für eine Bedrohung. Facebook kreiert seine eigene Realität", sagt Ganteföhr mit Verweis auf die US-Wahlen und das britische EU-Referendum. In beiden Fällen wird Facebook nachgesagt, eine entscheidende und gleichzeitig intransparente Rolle bei der Meinungsbildung gespielt zu haben.

State of Mind sei kein Erklärstück über Transhumanismus, so Ganteföhr, aber es erschienen viele thematisch ähnliche Spiele: "Die Menschen spüren, dass es ein wichtiges Thema ist, nicht nur für die Unterhaltung, sondern für unsere Gesellschaft."

State of Mind erscheint im August 2018 für den PC.

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