Big in China: "In China ist Virtual Reality längst als Norm akzeptiert"
Am vergangenen Wochenende fand in der kroatischen Hafenstadt Split zum ersten Mal die VR/AR-Konferenz SplitX statt. Dort traf ich den Startup-Gründer und VR-Journalisten Amir Bozorgzadeh. Er glaubt, dass der chinesische Markt entscheidend ist für den weltweiten Erfolg von Virtual Reality.
"Die VR-Revolution ist eine globale Revolution. Sie findet nicht nur in Silicon Valley und in einzelnen Ländern statt, sondern überall auf der Welt. Deshalb ist es wichtig, von Tag Eins an eine globale Vision zu haben." Das sagt Investor Ryan Wang, der sich für seinen SplitX-Vortrag per Skype aus dem Silicon Valley zugeschaltet hat.
Wang ist Gründungsmitglied der Risikokapitalgesellschaf Outpost Capital mit Sitz im Silicon Valley. Sie ist spezialisiert auf Virtual und Augmented Reality und investiert in internationale und viele chinesische Startups.
___STEADY_PAYWALL___Das Wort "Globalisierung" fällt immer wieder in seinem Vortrag. Wang sieht großes Potenzial im chinesischen Markt und glaubt, dass der westliche und östliche VR-Markt voneinander profitieren könnten. Das soll der VR-Industrie weltweit den Durchbruch bringen.
Die VR-Blase ist geplatzt
Am Abend treffe ich Amir Bozorgzadeh zu einem Interview. Der Jungunternehmer und Gründer des VR-Startups Virtuleap schreibt nebenberuflich Artikel über Virtual und Augmented Reality für das US-Techmagazin Venturebeat. Für seinen neuesten Artikel befasste er sich mit dem chinesischen VR/AR-Markt. Er sprach auch mit Ryan Wang.
Der große VR-Hype in China ist laut Wang vorüber. Er sieht darin etwas Gutes: "Der Markt wird rationaler und etabliert die Technologie langfristig."
Die geplatzte Hype-Blase bedeutete für einen Großteil der chinesischen VR-Startups das Aus. Nach einer Meldung von Anfang 2017 sollen rund 90 Prozent der Jungunternehmen Bankrott angemeldet haben.
China investiert im großen Stil
Trotz dieses Schocks investiert die chinesische Regierung weiter in immersive Technologien. Vor kurzem stellte sie zusammen mit HTC 158 Millionen US-Dollar Risikokapital für chinesische VR/AR-Startups bereit. China investierte zudem knapp 500 Millionen US-Dollar in einen VR-Vergnügungspark und baut gar eine eigene Stadt für VR-Unternehmen.
Immersive Medien nehmen eine prominente Stellung im ökonomischen Fünfjahresplan des Landes ein und profitieren von Subventionen und Förderprogrammen. Mit anderen Worten: Chinesische VR/AR-Unternehmer werden in einem Ausmaß unterstützt, der im Westen derzeit nicht vorstellbar ist.
"Die Größenordnung ist gewaltig und der Westen kriegt nichts davon mit. Es ist ein fremder, unbekannter Markt", sagt mir Bozorgzadeh.
Chinesen sind begeistert von Virtual Reality
Bozorgzadeh macht auf einen weiteren Unterschied zwischen Ost und West aufmerksam: Während in Nordamerika und Europa große Zweifel an der Massentauglichkeit immersiver Technologien bestehen, seien sie in China längst als "neue Norm" akzeptiert.
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Chinesen hätten eine Vorliebe für mobile Gadgets und fühlten sich wohl mit einer VR-Brille auf dem Kopf. Wer in China eine VR-Brille in der Öffentlichkeit trägt, müsse sich nicht vor Kritik fürchten. In puncto Akzeptanz und Aneignung der Technologie seien Chinesen ein ganzes Stück weiter als der Westen, so Bozorgzadeh.
Der große Erfolg von Steven Spielbergs Ready Player One in China könnte ein Indikator für das breite Interesse an Virtual Reality sein. Der Löwenanteil der Einnahmen (mehr als 200 Millionen US-Dollar) entfiel auf den chinesischen Markt.
Osten und Westen sollen stärker kooperieren
Eines fehlt den chinesischen VR-Nutzern aber noch: gute Inhalte. "Der chinesische Markt ist groß und dürstet nach Inhalten, während wir im Westen hervorragende Software ohne Käufer haben", sagt Bozorgzadeh.
Der Unternehmer glaubt, dass sich die westlichen und östlichen Märkte besser ergänzen könnten: Westliche Entwickler könnten mit ihrer Software höhere Einnahmen erzielen, wenn sie sie in China und ganz Asien verkaufen. Derzeit sei das noch nicht möglich.
"Wir haben diese zwei Hemisphären, die nicht miteinander kommunizieren. Die beiden Hälften arbeiten nicht zusammen und der Markt ist fragmentiert", sagt Bozorgzadeh. "Wie viele VR-Unternehmen sind bankrott gegangen, weil es keinen Markt für ihre Lösungen gab?"
Bozorgzadeh wünscht sich deshalb eine Lokalisierungsplattform, die westlichen Startups hilft, ihre Produkte in Asien und China zu vermarkten.
Ideologische Barrieren
Für die Undurchlässigkeit der beiden Märkte gibt es viele Gründe. Bozorgzadeh wittert eine westliche Ideologie, die von einem ewigen Konkurrenzkampf zwischen West und Ost ausgeht. Selbst Techjournalisten würden dieses Narrativ verbreiten, anstatt Wege zur Zusammenarbeit aufzuzeigen.
"Solange der Kuchen klein ist, sollten wir nicht von 'Krieg' sprechen" sagt auch Silicon-Valley-Investor Ryan Wang. "Wir sollten lieber dafür sorgen, dass der Kuchen für alle größer wird."
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