In den Schuhen eines anderen

In den Schuhen eines anderen

"Erzähl mir Craig, was magst du daran Puppenspieler zu sein?"

"Nun Maxine, ich weiß es nicht genau, Vielleicht ist es die Idee für eine kurze Zeit zu jemand anderem zu werden. In einer anderen Haut zu stecken - anders zu denken, sich anders zu bewegen, sich anders zu fühlen." - Craig Schwartz, Being John Malkovich

Das Zitat stammt aus dem 1999 erschienen Fantasyfilm "Beeing John Malkovich", in dem die Protagonisten über ein Portal im Hinterzimmer eines Büros in den Körper des Schauspielers John Malkovich schlüpfen können. So sehen sie die Welt durch seine Augen. Das Portal im Film ist eine geschickte Metapher für den kognitiven Prozess des Perspektivwechsels. Ein Mensch schlüpft in die Haut eines anderen - versucht sich in ihn hineinzuversetzen und übernimmt seine Perspektive. Für Filmemacher kann Virtual Reality zu so einem Portal werden. Der Zuschauer setzt sich die VR-Brille auf und fühlt und erlebt die Welt durch die Augen einer anderen Person.

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Mit Virtual Reality die Perspektive wechseln

Psychologen haben herausgefunden, dass ein solcher Perspektivwechsel bei Menschen positive Veränderungen fördert wie verbesserte Lernfähigkeiten, Abbau von stereotypischem Denken und bessere zwischenmenschliche Kommunikation. Einfach gesagt: Jemand der sich in eine andere Person hineinversetzt, begegnet neuen Ideen anschließend aufgeschlossener und ist eher dazu bereit auf fremde Menschen zuzugehen. Welche Auswirkungen diese Erkenntnis für Virtual-Reality-Anwendungen hat, untersucht ein Team des Virtual Human Interaction Lab an der Stanford University.  Seit 2003 forscht Wissenschaftler Jeremy Bailenson gemeinsam mit Kollegen an der Frage, wie sich Virtual Reality auf das Empathievermögen von Menschen auswirken kann.

Fördert Virtual Reality das Mitgefühl?

In einer Versuchsreihe testete das Team, ob sich Virtual Reality auf das Verhalten und die Einstellung von Jugendlichen gegenüber farbenblinden Mitmenschen auswirkt. Dafür wurden zwei Gruppen miteinander verglichen. Der ersten Gruppe wurde das veränderte Sehvermögen von Farbenblinden beschrieben und resultierende Probleme nur erklärt. Jugendliche der zweiten Gruppe konnten über eine VR-Brille selbst erleben, was es bedeutet, farbenblind zu sein. Die Simulation zeigte die vertauschten oder fehlenden Farben und stellte die Probanden in Virtual Reality vor die alltäglichen Probleme eines Farbenblinden. In anschließenden Beobachtungen zeigte sich, dass Personen der zweiten Gruppe viel hilfsbereiter gegenüber Farbenblinden waren als Probanden aus der Vergleichsgruppe.

[blockquote right="pull-right" cite="Jeremy Bailenson, Stanford University"]Allgemein stellen wir bei diesen Experimenten immer wieder fest, dass Menschen dazu neigen, mehr Mitgefühl zu entwickeln, wenn sie etwas erleben, anstatt es sich nur vorzustellen oder anzusehen.[/blockquote]

Dennoch betont Bailenson, dass die Ergebnisse der Studie nur vorläufig sind und keine Aussage über langfristige Verhaltensänderungen treffen.

Weitersagen:

[bctt tweet="Wissenschaftler glauben, dass #VirtualReality die Empathie fördert."]

VR: Chancen für Journalisten, Filmemacher und NGOs

Nach diesen ersten Testergebnissen scheint Virtual Reality für Dokumentationen und NGO-Kamagnen ein vielversprechendes Medium zu sein. Bislang gibt es erste Versuche: So dokumentierte der Regisseur Chris Milk mit seiner VR-Reportage "Clouds over Sidra" das Leben eines Flüchtlingsmädchens in der Wüste von Sidra. Der Zuschauer blickt durch ihre Augen, sieht wie sich der kleine Bruder an ihr - also am Zuschauer selbst - festhält. Die Szenen wirken dabei so real, dass der Betrachter versucht ist die Hand nach ihm auszustrecken. Im journalistischen Experiment "Project Syra" von Nonny de la Pena wird der Zuschauer auf die virtuellen Straßen von Aleppo gestellt, kurz bevor eine Bombe explodiert. Bei einer VR-Doku über das Beben in Nepal zeigen die Filmemacher die Zerstörung in 360°-Grad und möchten durch maximale Immersion und Empathie den Zuschauer dazu bringen für die Opfer zu spenden.

Ziel dieser Dokumentationen ist es, dass der Zuschauer in Virtual Reality besonders empathisch reagiert. So soll er für schwierige Themen sensibilisiert werden. Die virtuelle Realität ist für den Zuschauer unmittelbar. Egal wie weit ein Thema vom Menschen entfernt ist, mit VR können geschickte Filmemacher es dem Zuschauer nahebringen.

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[blockquote right="pull-right" cite="David Darg, Macher des Nepal Quake Projects"]David Darg, Macher des Nepal Quake Projects"]Du nimmst es eher als Erfahrung war und nicht nur als etwas, dass du dir ansiehst. Dadurch empfindet man als Zuschauer mehr Mitgefühl.[/blockquote]

Auch in Kampagnen wird Virtual Reality schon eingesetzt. Neuere Beispiele kommen von WWF oder PETA. Die beiden Organisationen versuchten über VR-Videos auf Schäden am Great-Barrier-Reef oder die schlechte Haltung von Orcas in Seaworld aufmerksam zu machen.

| VIA: npr.org
| IMAGES: Pixabay

 

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