Aus Protest: Aktivist beschmiert Augmented-Reality-Kunstwerk

Aus Protest: Aktivist beschmiert Augmented-Reality-Kunstwerk

Das US-Startup Snap platziert AR-Kunstwerke in Großstädten wie New York, Paris und London. Ein New Yorker Künstler protestiert gegen die kommerzielle Inanspruchnahme des digitalen Raums und verunstaltet eines der Kunstwerke mit digitalen Schmierereien.

Snapchat-Nutzer, die durch New Yorks Central Park flanieren, können dort seit kurzem einem riesigen, aus goldenen Ballons geknüpften Hund begegnen. Die Skulptur des US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons existiert rein digital und erscheint nur auf dem Display eines Smartphones.

Für die Platzierung des AR-Kunstwerks zeichnet das US-Startup Snap verantwortlich, das vor wenigen Tagen eine Plattform ins Leben rief, die digitale Kunst an realen Orten verankert.

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Gestern protestierte der New Yorker Künstler, Designer und Aktivist Sebastian Errazuriz in einer symbolischen Aktion gegen die Platzierung des Kunstwerks im "virtuellen öffentlichen Raum". Auf Graffiti-Jargon zurückgreifend, spricht der Künstler vom ersten "AR-Bombing" der Geschichte und meint damit das schnelle und illegale Anbringen eines Graffitis.

Da Errazuriz Snaps AR-Kunstwerk nicht manipulieren kann, lud er ein dreidimensionales Modell des Hunds in ein 3D-Programm, versah es mit Graffitis und verankerte das Resultat mit Hilfe einer eigenen AR-App an der genau gleichen Stelle wie das Snap-Kunstwerk.

Ein umkämpfter digitaler Raum

Was bezweckt der Künstler damit? Auf Instagram schreibt Errazuriz, dass sich die Grenzen zwischen der realen und virtuellen Welt in der Zukunft allmählich auflösen werden und dass Augmented Reality dazu führen könnte, das öffentliche Räume mit Marken und Werbung überflutet werden, die auf Manipulation und Kontrolle abzielen.

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"Wenn Snapchat und Jeff Koons die ersten sind, die ein GPS-verortetes, kommerzielles AR-Kunstwerk in die Welt setzen, dann sind wir die ersten, die es beschädigen, um dessen Rechtmäßigkeit in Frage zu stellen", schreibt Errazuriz weiter.

Die Fragen, die der Künstler mit seiner Aktion stellt, sind berechtigt, auch wenn sie uns heute noch kaum berühren. Mit dem Aufkommen technisch fortschrittlicher AR-Brillen dürfte die digitale Sphäre die physische Welt noch stärker überlagern und ein noch größerer Bestandteil der gesellschaftlichen Wirklichkeit werden, als sie heute ist.

Es ist gut vorstellbar, dass es in einer solchen Zukunft einen gemeinschaftlich geteilten AR-Kanal gibt, der von Unternehmen ebenso umkämpft sein dürfte wie der physische Raum.

"Das alles wirkt wie ein Witz, aber ich glaube, dass wir anfangen müssen, uns solche Frage zu stellen und darüber nachzudenken, wie viel des öffentlichen virtuellen Raumes wir Unternehmen zur Verfügung stellen wollen," schreibt Errazuriz.

Wenn die Welt zur Leinwand wird, wer regelt dann, wer darauf malen darf - und wer sieht es?

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| Featured Image: Sebastian Errazuriz | Via: Mashable