MEINUNG

Liebe VR-Studios, braucht ihr eine Auszeit im Meditationstempel?

Liebe VR-Studios, braucht ihr eine Auszeit im Meditationstempel?

Eure VR-Spiele sind langweilig. Eure Trailer sind Zeitverschwendung. Ihr habt das Potenzial von VR einfach nicht begriffen.

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Seit acht Jahren schaue ich mir die VR-Branche an - und niemand kann behaupten, ich wäre nicht leicht zu begeistern oder ausschließlich grumpy. Ich habe mir immer schon eine vielleicht etwas kindliche Begeisterungsfähigkeit bewahrt und wenn ein Spiel eine coole Mechanik hat, besonders gut aussieht oder eine starke Story verspricht, bin ich schnell gehypt.

Allerdings macht sich gerade ein Gefühl der Frustration breit, weil das Zeug, was mir derzeit angeboten wird, für mich überwiegend völliger Reis ist. Und auch wenn ich normalerweise immer versuche, der allgemeinen Entwicklung etwas Positives abzugewinnen und möglichst fair zu bleiben, möchte ich mir jetzt mal Luft machen:

Eure VR-Spiele sind Mist. Inspiration? Kommt nur vom jeweils vorigen Shooter-Trailer. Innovativ ist nur der Kasten, den ich mir für euren Pixeltango auf den Kopf schnallen muss. Ihr langweilt mich zu Tode.

Nur wenige Diamanten im Branchen-Staub

Sony hat mit dem Start der PSVR 2 ein paar tolle VR-Spiele hingelegt. Einige Indies bringen immer wieder coole Ideen oder einfach gute kleine VR-Spiele, die Spaß machen. We Are One, Little Cities, Ghost Signal: A Stellaris Game. Natürlich auch die Hits, wie Walkabout Mini Golf.

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Aber das sind gefühlt einzelne Diamanten in einem Haufen mittelmäßiger bis teilweise schlechter VR-Spiele. Diverse geplante Tests für VR-Spiele haben wir bei MIXED sang- und klanglos streichen müssen, weil die Spiele vollkommen verbuggt oder unfassbar schlecht waren. Peaky Blinders, The Last Worker - ziemlich enttäuschend.

Offenbar gibt es derzeit kaum Gutes auf dem VR-Markt und dementsprechend zeigte der Playstation VR Showcase nur ein einziges neues VR-Spiel mit Arizona Sunshine 2 (danke dafür, Vertigo Games!).

Der Meta Gaming Showcase hatte Asgards Wrath 2 und einige interessante Spiele zu bieten, war aber ebenfalls kein Ausbund an Qualität. Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Der Trailer zu Stranger Things VR hat mich schockiert. Wie unterdurchschnittlich und zweitklassig sieht dieses Lizenz-Spiel aus?

Klar, wer das Sega-Kultspiel Samba de Amigo damals geil fand, der wurde vielleicht positiv getriggert (so wie Kollege Christian). Mich hat es auch getriggert: Ich fand den Trailer zum Fremdschämen schlecht. Death Game Hotel hätte ich im Leben nicht in einen Meta Showcase aufgenommen. Stattdessen sehe ich pure Verzweiflung bei Meta & Co: Es gibt einfach kaum gute VR-Spiele, denn dafür braucht es gute VR-Studios. Und die sind extrem rar gesät.

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VR-Showcase des Horrors

Gestern wurde für mich der vorläufige Tiefpunkt erreicht. Die Kolleg:innen von UploadVR investieren viel Arbeit und stellen seit einigen Jahren ihren UploadVR Showcase auf die Beine, eine Trailershow rund um VR-Spiele. Ich möchte dazu klarstellen, dass ich diese Arbeit begrüße und grundsätzlich für wichtig halte.

Allerdings denke ich über den aktuellen Showcase, dass er der Sache geschadet hat. Auf Teufel komm raus jedes VR-Experiment zu präsentieren, teilweise grottenschlechte Trailer aufzunehmen und das dann als VR Showcase zu adeln, tut der Branche zweifach weh: Es wertet die guten Studios und ihre Projekte ab, indem es sie mit Pixelmüll in einen Topf wirft und es schreckt dadurch VR-Interessierte ab.

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Monotonie und Einfallslosigkeit ist die neue Gottheit vieler der präsentierten VR-Studios: First Person Shooter, einer generischer als der andere. 2016 ist zurück, diesmal auf Steroiden. Damals wurde ein Wave Shooter nach dem anderen rausgehauen und es war so langweilig. Heute kann ich mich bewegen, hüpfen, fliegen und – immer noch die gleichen Schießereien spielen. Und noch eine. Und noch eine. Und noch eine.

Ist das alles, was euch einfällt? Ballern? Ego-Perspektive? Garniert mit billiger Grafik und Interaktionen aus der VR-Hölle?

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Mich frustriert dieser Einblick in den Stand der VR-Branche, denn er zeigt ungeschminkt, wie es um VR-Gaming bestellt ist. VR benötigt ein umfassendes Verständnis fürs Medium plus besondere Kreativität. Das setzt nicht mal grandiose Grafik voraus - allein Walkabout beweist dreimonatlich aufs neue, was mit minimalistischer Grafik alles geht.

Das ist nicht einfach ein Computer-Monitor, den ich mir aufs Haupt setze. Und doch werden massenhaft seelenlose Spiele für VR gebracht, die selbst im gigantischen Software-Schrotthaufen auf Steam niemals das Tageslicht erblicken würden – oder es nie haben und deshalb ein zweites Leben als VR-Zombie fristen sollen. Wie passend.

Einfallslosigkeit galore

Wo sind die intelligenten Konzepte? Wo ist die Liebe zum Detail? Wo sind emotionale Geschichten? VR wurde mal als Empathie-Maschine bezeichnet. Davon höre ich heute nichts mehr, weil sich kaum jemand Mühe gibt, in VR bewegende Geschichten zu erzählen.

Ja, ja, hochwertiges VR ist teuer. Das mag sein, aber auch diverse kleine Studios und Einzelentwickler:innen beweisen, dass man deutlich hochwertiger arbeiten kann, als vieles, was da gestern durch den Showcase gepeitscht wurde.

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Ich wünsche mir endlich mehr Diversität, hauptsächlich was die Genres betrifft. Der drölfzigste Standard-Shooter nervt mich nur noch. Ich wünsche mir mehr Qualität, damit neue VR-Spieler:innen gewonnen werden. Das betrifft besonders die Trailer: VR gut in 2D zu präsentieren ist bockschwer, aber bitte, versucht doch wenigstens, ansprechende Trailer zu machen.

Und ich wünsche mir, dass für Showcases besser kuratiert wird. Eine halbe Stunde auf die besten Trailer eingedampft – es gab ja ein paar gute! – hätte gestern völlig ausgereicht.

VR-Gaming zuckelt ohnehin nur sehr behäbig vor sich hin. Es wird Zeit, dass wieder gutes Öl ins Getriebe kommt und nicht dieser ewige, knirschende, alles zersetzende Sand, der von verzweifelten VR-Redaktionen und offenbar hilflosen Unternehmen durch Gaming-Shows geblasen wird und den Lack von meiner VR-Brille reibt.

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