We Are One im Test: Fast schon zu clever

We Are One im Test: Fast schon zu clever

Clevere VR-Spiele sind gar nicht mal so häufig. Oft werden nur die immer gleichen Shooter-Mechaniken wiederholt. We Are One ist anders.

Du liebst Shooter, aber hasst bräsige Zombie-Schlachthäuser? Du willst die Abholzung des (hier Wald deiner Wahl einfügen) virtuell verhindern? Du knobelst gern in 3D mit Zeitreisekomponente?

Dann ist We Are One dein nächstes VR-Spiel. Lass mich erklären, warum.

We Are One: Test in aller Kürze

Die 3D- und Zeitpuzzles dieses Spiels sind oft super-befriedigend und clever. Die Lösung für die korrekte Abfolge der aktiven Klone und ihrer Handlungen zu finden, macht richtig Spaß. Auch, dass ich mir hinterher meine perfekt kombinierte Aktionskette aus der Übersichtsperspektive anschauen kann, ist klasse. Zudem ist der Cel-Shading-Artstyle sehr ansehnlich und das VR-Spiel bugfrei und performant.

Nicht so gut gelöst sind die teils sehr unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade. Zwischen zwei Levels können Welten liegen und auch wenn es befriedigend ist, nach einer Viertelstunde Ausprobieren und Hirn verrenken auf eine Lösung gekommen zu sein, wären bessere Hilfestellungen und ein etwas besser ausbalancierter Anstieg der Herausforderung wünschenswert gewesen.

Unterm Strich steht aber klar das Prädikat: Empfehlenswert.

Primär getestet auf: Quest 2

Ihr solltet We Are One spielen, wenn …

  • ihr mal etwas anderes als Standard-VR-Kram spielen wollt,
  • clevere Puzzles liebt und gerne knobelt,
  • um die Ecke und ein halbes Dutzend Schritte vorausdenken könnt
  • und ein sehr ausgefeiltes VR-Spiel spielen wollt.

Ihr solltet We Are One eher nicht spielen, wenn …

  • ihr Cel-Shading-Look nicht mögt,
  • 3D- und Zeitpuzzles euch das Hirn schmerzhaft verknoten
  • oder wenn ihr bei großen Schwierigkeitsunterschieden schnell frustriert seid.

Worum geht es?

Ich bin ein Baumsprössling, der Mutter Natur dabei hilft, Schädlinge und bösartige Säge-Roboter vom Wald fernzuhalten oder ganze Sägewerke plattzumachen. Zu diesem Zweck habe ich verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, etwa eine Holzknarre mit Samenmunition oder ein sogenanntes Abprallholz. Mit Letzterem kann ich etwa die Sägeblätter, die die Säge-Roboter auf mich schießen, zum Absender zurückschicken.

Allerdings habe ich nicht an jedem Ort eines Levels alles zur Verfügung: Die Samenkapseln liegen etwa auf der einen Seite, die Waffe auf der anderen Seite eines Baumstamms. Auf beiden Seiten gibt es Klon-Positionen für meinen Baumsprössling: Zuerst springe ich in den einen, werfe die Munition über den Stamm zur anderen Klon-Position und wechsle dann selbst dorthin. Die Aktion, die ich gerade mit dem ersten Klon durchgeführt habe, sehe ich jetzt aus meiner neuen Position heraus und kann die Munition, die er mir zuwirft, auffangen oder aufheben, die Waffe laden und damit Gegner erschießen.

Das wird mit jedem Level komplexer. Manchmal muss ich zuerst auf eine Klon-Position schießen und dann zu dem beschossenen Klon wechseln, um mit dem Abprallholz die Kugel auf einen versteckten Gegner zu lenken. Oder ich darf miteinander verbundene Klone wie eine Marionette steuern und muss dabei aufpassen, im richtigen Moment die richtige Bewegung zu machen, damit die Klone das auch effektiv umsetzen. Einmal musste ich am Ende sogar mit einem Klon die erste eingespielte Aktion verhindern, damit die Munition für alle Gegner reichte. Irgendwie verrückt und manchmal sogar schon zu clever!

Wie sieht es aus?

Das Spiel ist an den richtigen Stellen sehr detailliert, etwa bei der Waffe, der Munition und den Controllerhänden. Der verwendete Cel-Shading-Comiclook ist stimmig und ansehnlich zugleich - auch wenn manchmal die großen braun-grauen Flächen der Holzindustrie ein wenig bedrückend wirken.

Industrieplatz mit Zäumen und Förderbändern und Kisten und Baumsprössling-Klonen im VR-Spiel We Are One

Manchmal sind die Levels etwas trist, dafür ist das Rätseldesign meistens hoch spannend. | Bild: Flat Head Studio

Das machen aber die Klon-Aufnahmen wieder wett, deren Animationen exakt meine Bewegungen abspielen, die ich auf der jeweiligen Klon-Position durchgeführt habe. Ich schaue mir also selbst beim Spielen zu - das ist schon ziemlich cool.

Wie spielt es sich?

Überwiegend hervorragend. Die Benutzung ist intuitiv und meistens gut erklärt. Oft reichen wenige Handgriffe oder Trigger-Nutzungen aus, um eines der über 50 Level erfolgreich zu beenden. Auch meine physische Kraft muss ich korrekt einsetzen und mit Gefühl Waffen und Munition werfen, damit meine Klone das Zeug auch wirklich fangen oder zumindest in Reichweite haben.

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Von der Aussichtsplattform, von der ich jedes Mal starte, kann ich mir erst einen Überblick verschaffen und hinterher genießen, wie mein Plan perfekt in die Tat umgesetzt wurde. Oder wie und warum ich grandios gescheitert bin, um dann einfach noch einmal zu starten. Ich kann auch bereits erledigte Level neu spielen, etwa um meine Bestzeit zu unterbieten.

Die grünen Baumsprössling-Klone im VR-Spiel We Are One verteidigen sich gegen die Angriffe der Säge-Roboter

Die grünen Baumsprössling-Klone verteidigen sich gegen die Angriffe der Sägeblätter werfenden Roboter. | Bild: Flat Head Studio

Ein paar Kritikpunkte habe ich aber doch: Manchmal lassen sich Rätsel einfach durch schnelles und gezieltes Ballern lösen – was cool ist, weil es zeigt, dass man mit unterschiedlichen Ansätzen zum Ziel kommen kann. Dann wieder sind die Aufgaben aber ganz plötzlich so schwierig, dass ich mir minutenlang den Kopf zerbreche und nur durch Ausprobieren zum Erfolg komme.

Der Hinweis, der helfen soll, ist fast immer so allgemein, dass er nicht hilft. Mehrfach hat mich das frustriert, weil es den Rätselflow ziemlich abrupt stoppt. Die gleichmäßig ansteigende Herausforderungskurve hat das Entwicklerstudio Flat Head Games nicht ganz so gut hinbekommen. Das gilt auch, wenn ich später verbundene Klone wie Marionetten steuere – was einerseits sehr cool, andererseits extrem schwierig ist, weil man räumlich und zeitlich gleichzeitig puzzeln muss.

Das könnte Casual-Spieler:innen gelegentlich überfordern und zum Abschalten bewegen, weshalb bessere und detailliertere Hilfestellungen oder sogar Lösungs-Demonstrationen sehr zum Verständnis der Mechaniken beitragen könnten.

We Are One Test-Fazit: 5D-Schach im Wald mit Killerrobotern

Es ist einfach ein cooles Spielkonzept und - was vielleicht besonders wichtig ist - eines, das nur in Virtual Reality richtig funktionieren kann. Erst verschaffe ich mir einen Überblick, dann denke ich mir eine Lösung aus und setze diese schließlich in der richtigen Reihenfolge um.

Die Werkzeuge dafür sind clever und meistens sehr befriedigend: Eine schnelle und perfekte Runde im Nachhinein in Ruhe anzuschauen, hat viel Schönes.

Gleichzeitig kann es unfassbar frustrieren, wenn ich plötzlich in ein Level geworfen werde, dessen Mechanik nicht oder nicht ausreichend erklärt wurde. Klar: Ich schaffe es durch Ausprobieren und Hirn verrenken, aber hier hätte ich mir ein sanfteres Heranführen an die Mechaniken und die nötige Denkweise gewünscht. Nicht jeder ist 5D-Schachgroßmeister.

Doch das bleibt meine einzige Kritik. Der Spielumfang geht für den Preis von 20 Euro klar und das Spielkonzept ist preisverdächtig. Ihr sucht etwas Cooles, Frisches, Neues in VR? Hier habt ihr es.

We Are One könnt ihr hier kaufen