Virtual Reality-Fitness: Wie beweglich ist ein Online-Redakteur?

Virtual Reality-Fitness: Wie beweglich ist ein Online-Redakteur?

Im VR-Fitness-Langzeittest ermittelt Josef seinen Fitnesszustand zum Start des Experiments.

Im ersten Teil meines Langzeittests habe ich sie angekündigt, im zweiten Teil stecke ich mittendrin: Virtual Reality-Fitness. Zum Jahreswechsel habe ich (freiwillig – Anmerkung der Redaktion) eine Mitgliedschaft beim VR-Zappel-Spiel FitXR abgeschlossen.

In einem Langzeittest versuche ich, jeden einzelnen Kurs zu besuchen, der mir angeboten wird. Meinen Leidensweg Fortschritt könnt ihr jede Woche hier auf MIXED verfolgen. Los geht es mit einer Bestandsaufnahme meines derzeitigen Fitness-Levels.

___STEADY_PAYWALL___

Bestandsaufnahme zum Start des VR-Fitness-Experiments

Damit ich am Ende meines Tests auch einen Vergleichswert habe - wir Menschen lieben ja bekanntlich Zahlen, Werte und Normen - habe ich mich vorab einem Leistungstest unterzogen und mich komplett vermessen. Alles im Rahmen der mir im Home-Office zur Verfügung stehenden Mittel, versteht sich.

Mit einer Körperfettwaage ausgestattet, marschiere ich am Morgen des 19. Januar 2022 voller Tatendrang ins Badezimmer. Kurz meine Eckdaten erfasst (männlich, 183 cm, 36 Jahre), die Füße auf die Waage bugsiert und nach ein paar Sekunden spuckt sie folgende Ergebnisse aus:

  • Gewicht: 81,4 kg
  • Körperfettanteil: 23,8 Prozent
  • Körperwasser: 55,6 Prozent
  • BMI: 24,3
  • Muskelanteil: 41,6 Prozent
  • Knochenmasse: 12,1 Prozent
  • BMR (Grundumsatz): 1.858 kcal täglich
  • AMR (Aktivitätsumsatz): 2.601 kcal täglich

Laut der vom Hersteller mitgelieferten Einordnung dieser Werte liege ich im Body-Mass-Index (BMI) nur knapp unter dem Schwellenwert zum Übergewicht (ab 25). Wie bitte? Mein Körperfettanteil liegt gerade noch so im mittleren Bereich – ab 24,1 Prozent beginnt die Kategorie „schlecht“. Mein Muskelanteil schrammt nur knapp an der „wenig“-Grenze vorbei (alles unter 41 Prozent). Immerhin liegt der Wert für Körperwasser ziemlich genau in der Mitte und wird als „gut“ bewertet. Puh. Chronische Dehydrierung gerade noch so abgewendet.

Körperform, Maße und Gewicht: Im Kopfstand V-förmig

Der Aktivitätsumsatz (AMR) wurde aufgrund meines derzeitigen Aktivitätslevels berechnet: wenig körperliche Aktivität, wie Spazierengehen oder VR-Filme schauen. In den nächsten Wochen sollte der AMR also steigen – Pizza, ich komme.

Die Vermessung des Umfangs meiner Körperregionen lässt Potenzial erkennen: Ich bin ganz klar V-förmig – es kommt nur auf die Perspektive an. In meinem Fall eignet sich für Betrachter:innen der Kopfstand ideal, um die begehrte Körperform zu erkennen.

  • Brust: 95,9 cm
  • Bauch: 98,7 cm
  • Taille: 104,2 cm
  • Bizeps: 26,2 cm
  • Oberschenkel: 62,3 cm

Das Warm-up: Wie beweglich ist ein Online-Redakteur?

Meine Frau, die im Gegensatz zu mir sehr sportlich ist, gerade für den Halbmarathon trainiert und akrobatisch tanzt, führt mich anschließend durch ein Mobilitätstraining. Während der unterschiedlichen Dehnübungen wird klar, dass ich vom täglichen Sitzen im Büro ziemlich verspannt bin. Meine Sehnen und Gelenke spielen bei jeder Bewegung Schlagzeug und alles kracht nur so vor sich hin.

Bevor es für mich in die virtuelle Fitness-Arena von FitXR geht, wird erstmal der Ist-Zustand ermittelt.

Bevor es für mich in die virtuelle Fitness-Arena von FitXR geht, wird erst mal der Ist-Zustand ermittelt. | Bild: FitXR

Meine Zehen kenne ich seit Jahren nur noch vom Sehen. Eine Berührung aus dem Stand ist derzeit völlig utopisch. Bücken und Strecken sind bei mir keine dehnbaren Begriffe. ­Außerdem habe ich immer wieder Schmerzen in den Schultern und im Lendenbereich. Sitzen ist eben für’n…

Die Schmerzen beginnen immer dann, wenn ich bewegungsintensive Fitnessspiele auf der Meta Quest 2 links liegen lasse und mich vorwiegend auf Sitzen und Spazierengehen konzentriere – Zufall? Eher nicht. Aktuell bietet FitXR zwar keine Stretching-Kurse an. Dem Ergotherapeuten meines Vertrauens zufolge, sollte die zusätzliche Bewegung von Armen und Beinen aber auch positive Effekte auf die Mobilität haben und Schultern und Rücken entlasten.

Ermittlung des Fitnesszustandes: Vorne hui, hinten pfui

Für die Ermittlung meines Fitnesszustandes nutze ich unter anderem einen Test nach Prof. Dr. Ingo Froböse, einem erfahrenen Sportwissenschaftler. Auf dem Programm stehen ein leichter Ausdauertest, Koordinations- und Beweglichkeitsübungen und die Ermittlung meiner Bauch- und Beinmuskelkraft.

logo
  • checkMIXED.de ohne Werbebanner
  • checkZugriff auf mehr als 9.000 Artikel
  • checkKündigung jederzeit online möglich
ab 3,50 € / Monat
logo

Ausdauertest zur Ermittlung von Ruhe- und Belastungspuls

Im Ausdauer-Step-Test ermittle ich Ruhe- und Belastungspuls, während ich eine Minute lang auf einer Stufe "steppe". Umzingelt von meinen beiden skeptisch drein blickenden Hunden komme ich schon bei dieser eigentlich leichten ersten Übung spürbar aus der Puste. Erschreckend.

Körperrückseite und Beinmuskulatur

Im nächsten Schritt ermittle ich die Beweglichkeit der Körperrückseite. Mit einem Zollstock bewaffnet, stelle ich mich aufrecht hin, bücke mich und versuche, meine Zehen zu berühren. Zwischen meinen Fingerspitzen und dem Boden liegen im maximal gedehnten Zustand satte 16,5 cm.

Auf der Froböse-Skala erreiche ich damit Stufe C, die goldene Mitte. Es überrascht mich, dass es wohl Menschen in meinem Alter gibt, die noch unbeweglicher sind als ich. Beim Test der Beinmuskulatur rutsche ich allerdings in die schlechteste Kategorie ab

Bauchmuskulatur und Koordination

Zur Ermittlung der Bauchmuskelkraft, muss ich den Oberkörper so weit anheben, dass ich den Titel des obersten Buches eines 50 Zentimeter hohen Stapels erkennen kann. Ich hebe also meinen Brustpanzer-in-the-Making an und lese „Neil Gaiman: American Gods“ während es sich anfühlt, als würden mir laufend kleine Knastmesser in die Flanken gejagt.

Nach 52 Sekunden sacke ich jauchzend zusammen. Zu meiner Überraschung reihe ich mich damit in die oberste Kategorie ein. Auch die Koordination im Einbeinstand gelingt mir besser als erwartet. Es ist also nicht alles schlecht.

Ergebnisse des Fitness-Tests: Virtual Reality hat einiges vor sich

Laut dem Fitness-Test bin ich Aktivitäts-Typ 2 „Genießer“ und liege im Normalbereich. Dies sei eine gute Ausgangsbasis, um schon bald „ein überdurchschnittliches Niveau mit optimaler Vitalität“ zu erreichen. Übersetzt heißt das so viel wie: Beweg dich jetzt endlich, Faulsack!

  • Ausdauer-Step-Test: Ruhepuls 90 / Belastungspuls 110
  • Beweglichkeit Körperrückseite: 16,5 cm Abstand zum Boden (Stufe C)
  • Bauchmuskelkraft: 52 Sekunden (beste Kategorie)
  • Beinmuskelkraft: 13 Wiederholungen (schlechteste Kategorie)
  • Einbeinstandtest (Koordination): Einbeiniger Zehenstand mit geschlossenen Augen über 10 Sekunden (Stufe E – bester Wert)

Die Einordnung als „Genießer“ reicht den kritischen MIXED-Leser:innen nicht, so gut kenne ich unseren Kommentarbereich. Also gehe ich in die Vollen und modifiziere den Test ein klein wenig. Ein paar Klassiker unter den Fitness-Übungen finden Einzug in die Bewertung:

  • Kniebeugen: 25 Wiederholungen in 60 Sekunden
  • Liegestütze: 14
  • Wandsitzen: 38,5 Sekunden
  • Plank: 67 Sekunden

In der Definition für den „Genießer-Typ“ laut Froböse steht, ich solle mir Aktivitäten suchen, die mir Spaß machen. Wie passend! Dann mal her mit der VR-Brille.

Nächste Woche lest ihr, wie es sich anfühlt, wenn der Schweiß unter der Meta Quest 2 (Test) unaufhörlich in die Augen tropft, während man halb blind auf leuchtende Kugeln einschlägt.

Das komplette Selbstexperiment in fünf Teilen: