Kostenloses 3D-Modell der Stadt Bonn veröffentlicht
Die Stadt Bonn gibt es jetzt als digitalen 3D-Zwilling. Die Bilder stehen zugleich für Open Data zur Verfügung.
Immer mehr Städte liegen als 3D-Modelle vor und die Anwendungsszenarien sind vielfältig: Städte- und Verkehrsplaner, Architekten, Katastrophenschutz und viele andere profitieren von der genauen, digitalen Abbildung der realen Welt und können ihre Arbeit dadurch effizienter ausführen.
Im Unterhaltungssektor verschmelzen Spiele wie Pokémon GO die virtuelle mit der realen Welt und wenn Augmented Reality (News) eines Tages wirklich so allgegenwärtig sein soll wie erwartet, dann benötigen Smartphones oder smarte Brillen ein genaues Verständnis ihrer Umwelt.
___STEADY_PAYWALL___Im Browser über Bonn fliegen
Der Rundflug über Bonn benötigt keine Installation, sondern beginnt mit dem Aufruf der offiziellen Webseite. Die technischen Anforderungen halten sich in Grenzen und obwohl die Kurzanleitung eine Grafikkarte empfiehlt, klappt die Anzeige der 3D-Stadt auch auf Smartphones. Selbst auf einem Gerät wie dem Samsung Galaxy S8 steht der virtuellen Stadtbesichtigung nichts im Wege. Erst beim Test mit einem älteren Smartphone mit Snapdragon 810-Prozessor treten Abstürze auf.
Die Bedienung der Web-Anwendung ist für durchschnittlich geübte User gut verständlich. Allerdings ist die Anzeige beim Zoomen auf eine Minimalhöhe beschränkt, weshalb man beim Betrachten immer noch ein gutes Stück über den Häusern schwebt. Dadurch wirkt die Ansicht zwar vergleichsweise scharf, ein wenig näher hineinzoomen wäre jedoch wünschenswert gewesen - zumal Auflösung und grafische Qualität ohnehin besser ist, als bei Google Earth.
Die Navigation beim Flug über die Stadt geht auch für Einsteiger gut von der Hand. Im Menü finden sich zahlreiche, sehenswerte Orte zur Auswahl, die direkt angesteuert werden können. Ein Suchfeld ermöglicht sogar die Adresseingabe.
Weitere Optionen umfassen frei einstellbaren Schattenwurf, der Tageszeiten simuliert und ordentliche Ergebnisse liefert, aber auch weniger nützliche Einstellungen wie "Verschneit" oder "Regnerisch" lassen sich aktivieren. Die Effekte sind recht bescheiden, ein paar unterschiedlich große weiß-blaue Pünktchen zucken durch das Bild - nach Regen oder Schnee sieht das nicht aus.
Nützliches Tool für Bürgerbeteiligung
Deutlich spannender wäre eine Option, wie sie es etwa beim photogrammetrisch erfassten Schweizer Bergdorf Soglio gibt: mittels VR-Brille (Vergleich) die Stadt in Virtual Reality zu erleben. Das ist im 3D-Bonn derzeit nicht möglich. Schade, denn die Qualität des 3D-Stadtmodells wäre dafür bestens geeignet.
Die aus einer Schräg-Perspektive aufgenommenen Luftbilder wurden unter "Creative Commons"-Lizenzen veröffentlicht. Dadurch steht es ambitionierten Nutzern frei, die Daten zu verwenden und beispielsweise selbst ein VR-taugliches Stadtmodell umzusetzen.
Rund 10.000 Schrägluftbilder aus allen vier Himmelsrichtungen tragen zum beeindruckenden 3D-Karte bei. Die Schrägluftaufnahmen wurden seit 2019 zusätzlich zu Senkrechtluftbildern aufgenommen. Ab 2022 sollen im Zweijahresrhythmus neue und aktualisierte Bilder in das Stadtmodell einfließen. Luftbilder, die seit 1997 im dreijährigen Intervall aufgenommen werden, wurden bislang nur in zweidimensionalen Geo-Informations-Systemen verwendet. Die Stadt gibt an, dass insgesamt rund drei Terabyte Daten für das aktuelle "3D-Mesh" verwendet wurden.
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90.000 Euro hat sich die Stadt Bonn den digitalen Zwilling kosten lassen. Die Pläne der Stadtverwaltung sind ambitioniert: So soll "Bonn in 3D" bei städtebaulichen Planungen in Zukunft ein nützliches Tool für die Öffentlichkeitsbeteiligung sowie für Planungs- und Baudiskurse werden. Andere Anwendungsszenarien des im Dezimeterbereich aufgelösten Modells sind unter anderem Flächenmessungen und Hochwasser-Simulationen.
Bonn in Google Earth vs „Bonn in 3D“
Der Vergleich zwischen dem Suchmaschinenriesen und dem lokalen Neueinsteiger ist zunächst nicht ganz einfach, da das ebenfalls kostenlose Google Earth mittlerweile in insgesamt vier verschiedenen Versionen existiert. Über jeden modernen Browser ist earth.google.com erreichbar, allerdings nicht auf Smartphones. Für Mobilgeräte gibt es eine App, die ähnlich aufgebaut ist.
Weitere Varianten sind Google Earth Pro und das vor allem von VR-Enthusiasten geschätzte Google Earth VR, das für PCVR-Hardware verfügbar ist. Standalone-Geräte wie die Oculus Quest (2, Test) können nur über ein Kabel zum PC, beispielsweise Oculus Link, darauf zugreifen. Von allen Google Earth-Angeboten macht die VR-Version besonders viel Spaß - außerdem bietet sie eine hervorragende Gelegenheit, Virtual Reality auch Einsteigern näherzubringen.
Google Earth bietet virtuelle Ausflüge in die ganze Welt, während „Bonn in 3D“ natürlich nur die Stadt darstellt. Die grafische Qualität der digitalen Bonner Stadtrekonstruktion ist dabei deutlich besser als beim Google-Pendant. Google kann an dieser Stelle mit optionalem Streetview punkten, das 360-Grad-Bilder der jeweiligen Umgebung oder Straße bietet.
Hierzu Vergleichsfotos der Stiftskirche:
Das Bonner Modell zeigt weniger Verzerrungen und mehr Details als die kalifornische Konkurrenz. Auch die Farbgebung ist überwiegend stimmiger: Bäume und Sträucher etwa wirken in "Bonn in 3D" detaillierter und realistischer. Einzig die Farbe des Rheins lässt Mitleid mit den Fischen aufkommen: Das verwendete Grün erinnert eher an einen massiven Chemieunfall als eine ansehnliche Wasserstraße.
Die Stadt Bonn liefert mit „Bonn in 3D“ einen guten Beitrag zu Open Data und stellt ein qualitativ hochwertiges digitales Modell zur Verfügung.
Bilder und Quelle: 3d Bonn
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