Phantom: Covert Ops im Test - VR-Mission erfüllt?
Mit Phantom: Covert Ops erprobt Oculus ein neues Spiel- und Fortbewegungskonzept für Virtual Reality und will den Beweis erbringen, dass ein VR-Titel für Quest und Rift gleichzeitig erscheinen und dennoch Stärken beider Plattformen ausreizen kann. Gelingt das?
Mitte Mai durfte ich für eine Phantom: Covert Ops-Vorschau die Rift-Version der ersten beiden Missionen ausprobieren. Die größten Fragezeichen für mich waren, ob das VR-Spiel seine Spielmechanik erweitern und bis zum Ende motivieren kann und wie sich das Kayak-Schleichspiel auf der Oculus Quest schlägt.
Diese Woche hatte ich Gelegenheit, die Quest-Version komplett durchzuspielen und die fertige PC-VR-Variante danach noch einmal näher anzuschauen. Nachfolgend findet ihr die Trailer der Quest- und Rift-Version.
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Eine erlebnisreiche Nacht
Die gute Nachricht zuerst: Das Spiel fesselt von Anfang bis Ende. Die Geschichte einer Terrororganisation, die die Welt ins Chaos stürzen will, lässt zwar kein Klischee aus und die Dialoge sind teils furchtbar stereotypisch. Aber die Handlung entfaltet sich auf ansprechende Weise: Actionreiche Passagen wechseln sich mit ruhigen ab, auf unnötige Längen wird verzichtet und selbst die eine oder andere überraschende Wendung gibt es.
Die Grundspielmechanik, die aus Paddeln, Aufklären, Verstecken, Objektmanipulation und Schießen besteht, wird im Laufe der sieben Kapitel erweitert und variiert, indem man etwa Minen und Scharfschützen ausweichen muss. Spieler dürfen sich zudem über zwei knackige und effektreiche Bosskämpfe freuen.
Die Geschichte wird als ununterbrochener Bewusstseinsstrom seines Protagonisten präsentiert, der sich in einem geheimen nächtlichen Einsatz befindet und am Ende hat man das tatsächlich das Gefühl, ein kurzes, aber intensives Abenteuer erlebt zu haben.
Oculus Quest: Immersion hui, Grafik pfui
Zur schlechten Nachricht: Die Grafik musste für Oculus Quest arg heruntergefahren werden. Phantom: Covert Ops will ein realistisches Spiel sein und das lässt sich auf der autarken VR-Brille nur schwer umsetzen. Verwaschene Texturen und schwache oder keine Lichteffekte sind die Folge. Dass die Umgebungen vor allem aus Braun- und Grautönen bestehen, verschlimmert diesen Eindruck noch.
Phantom: Covert Ops ist zu keinem Zeitpunkt eine Augenweide. Ich gewöhnte mich insofern an die grafische Präsentation, als mein Gehirn das Gesehene zu Teilen dennoch als Wirklichkeit akzeptierte. Das liegt unter anderem daran, dass die Bootsphysik und Paddelei so toll umgesetzt sind und verlustfrei auf die Oculus Quest übertragen wurden.
Sich abends noch kurz Oculus Quest aufsetzen und binnen einer Sekunde in einem Kajak in der russischen Pampa wiederfinden - das war immer wieder ein Wow-Moment, durchwachsene Grafik hin oder her.
Nichts für Seekranke?
Apropos Paddelei: Wem künstliche Fortbewegung auf den Magen schlägt, sollte sich vorsehen. Die Armbewegungen und simulierte Kajak-Situation helfen zwar bei der Unterbindung von VR-Übelkeit. Man dreht sich jedoch häufig mit dem Boot um die eigene Achse, wodurch sich die Perspektive in horizontaler Richtung fließend verschiebt - ein Umstand, bei dem einem schnell flau im Magen werden kann.
In den Optionen gibt es daher die Möglichkeit, eine stufenweise Drehung oder künstlichen Tunnelblick zu aktivieren. Das kann die Immersion beeinträchtigen, aber sollte der VR-Übelkeit beim Wenden vorbeugen.
Eine bessere Alternative liefert ein Drehstuhl. Dreht man sich gleichzeitig in VR und in echt, sollte das Wenden keine Probleme bereiten. Ich selbst kam ohne jegliche Vorkehrungen aus, empfand das Drehen um die eigene Achse aber dennoch als unangenehm.
Tolle Grafik auf Oculus Rift S
Nach dem explosiven Ende der Kampagne auf Oculus Quest, sah ich mir die PC-VR-Variante mit Oculus Rift S (Guide) an. Für meine sechs Wochen zurückliegende Preview musste ich eine bedeutende ältere Version des Spiels erhalten haben. Damals schrieb ich, dass sich die Grafik zwischen dem Niveau einer Oculus Quest und Oculus Rift bewegt.
Die seither implementierten grafischen Verbesserungen erweisen sich als signifikant, sodass ich mein Urteil für die finale Fassung des Spiels revidieren muss.
Die Quest- und Rift-Version von Phantom: Covert Ops sind spielmechanisch identisch, aber die PC-VR-Variante spielt grafisch in einer ganz anderen Liga: Die Texturen sind knackscharf, das Wasser kräusselt sich und wirft leichte Wellen, aufwendige Licht- und Schatteneffekte schmeicheln dem Auge, Explosionen haben visuellen Wumms und tauchen die Umgebung in oranges Licht.
Phantom: Covert Ops sieht umwerfend auf der Oculus Rift S aus und ruft eindrucksvoll in Erinnerung, was Grafik für Immersion leisten kann - wohlgemerkt auf den höchsten Einstellungen und aktiviertem Supersampling (Anleitung).
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Fazit: Mission erfüllt, Oculus! Für den Augenblick...
Phantom: Covert Ops bietet solide Agentenspielkost und gewinnt dem Schleichgenre mit Virtual Reality eine neue Dimension ab.
Wer mit der fünf bis sechs Stunden dauernden Kampagne durch ist, kann sich den zahlreichen Herausforderungen stellen und Bestenlisten erobern, Cheats und bessere Ausrüsrung freispielen oder die Missionen auf neue Arten bewältigen, zum Beispiel als strenger Pazifist oder blutrünstiger Rambo.
Mir hat die grafisch eindrucksvolle PC-VR-Version so gut gefallen, dass ich Phantom: Covert Ops noch einmal durchspielen und mit allen Grafikeffekten genießen werde.
Wollte Oculus zeigen, dass ein Spiel für Mobile-VR und PC-VR erscheinen und trotzdem die Stärke der Rift-Plattform ausreizen kann, so ist das mit Phantom: Covert Ops gelungen. Wer das Spiel zum ersten Mal mit Oculus Rift (S) spielt, dürfte nicht bemerken, dass es parallel für einen mobilen Prozessor optimiert wurde.
Für Entwickler dürfte der Aufwand, für zwei unterschiedliche Systeme zu optimieren, dennoch beträchtlich sein. Von daher bleibt abzuwarten, ob Oculus diese Strategie langfristig weiterführt und nicht vielmehr ganz auf mobile VR mit Oculus Quest umschwenkt. Schade wäre es, wenn das passieren würde und PC-Spieler auf bedeutend hübschere PC-VR-Versionen großer Oculus-Exklusivtitel verzichten müssten.
Das VR-Spiel unterstützt Crossbuy und Cloud-Saves. Letzteres heißt, dass ihr zwischen Oculus Quest und Oculus Rift (S) wechseln und jeweils dort weitermachen könnt, wo ihr das letzte Mal aufgehört hat.
Update vom 22.12.2020:
Challenge Packs und Optimierungen für Oculus Quest 2
Entwickler nDreams arbeitete seit dem Launch im Sommer am Spiel weiter und brachte Fehlerbereinigungen, Optimierungen für Oculus Quest 2 und drei Gratis-DLCs, sogenannte Challenge Packs, heraus, die den Spielumfang vergrößern.
Am 12. August 2020 erschien das Challenge Pack 1 (siehe Trailer, Patchlog). Es bringt fünf neue Herausforderungslevels, in denen ihr mit angeschalteten Modifikatoren bestimmte Ziele erreichen müsst. Das Update bereinigt außerdem Fehler und verbessert das Spiel hier und da.
Am 8. Oktober 2020 erschien ein Update (siehe Blog-Eintrag), das weitere Bugs ausmerzt, neue Erfolge hinzufügt und das Spiel für Oculus Quest 2 optimiert.
Am 22. Oktober 2020 brachte nDreams das Challenge Pack 2 (siehe Trailer, Blog-Eintrag) mit fünf neuen Herausforderungslevels heraus.
Am 12. Dezember 2020 schließlich folgte das Challenge Pack 3 (siehe Trailer, Blog-Eintrag) mit vier neuen Herausforderungslevels.
Phantom: Covert Ops könnt ihr hier kaufen:
Unterstützte Geräte | Plattform | Preis |
---|---|---|
Oculus Quest | Quest Store | 29,99 Euro |
Oculus Rift (S) | Rift Store | 29,99 Euro |
Phantom: Covert Ops wird euch gefallen, wenn ihr ...
- Agenten- und Schleichspiele mögt,
- ein außergewöhnliches VR-Fortbewegungskonzept erleben möchtet und
- Grafikfetischisten seid sowie einen schnellen Rechner besitzt.
Phantom: Covert Ops wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...
- euch physisch viel bewegen möchtet,
- ihr moderne Grafik auf Oculus Quest erwartet und
- äußerst empfindlich auf künstliche Fortbewegung reagiert.
Titelbild: Screenshot von MIXED.de / Oculus Rift S
Letzte Aktualisierung am 2024-12-18 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
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