Xreal Air 2 Test: Starkes Bild mit kleinen Schwächen

Xreal Air 2 Test: Starkes Bild mit kleinen Schwächen

Die Xreal Air 2 macht aus kompakten Displays von Smartphones oder Spielekonsolen eine riesige virtuelle Leinwand. In diesem Test erfahrt ihr, wie gut sie funktioniert.

Xreal Air 2 ist eine Display-Brille, die einfache Augmented-Reality-Anwendungen darstellen kann. Ihr Kernfeature ist eine virtuelle Leinwand im Sichtfeld von Träger:innen, auf der sie den Bildschirm eines Zuspielgerätes spiegelt.

Ich habe die Xreal Air 2 mit einem Smartphone, einem Laptop und verschiedenen Spielkonsolen getestet. Wie sie sich schlägt und ob sie ihren stattlichen Preis wert ist, erfahrt ihr im Test.

Hinweis: Alles über die Technik, den Lieferumfang, Zubehör und die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten findet ihr in unserem Xreal Air 2 Info Guide. In diesem Test geht es vor allem um die Praxis.

Xreal Air 2: Test in aller Kürze

Die MicroOLED-Displays der Xreal Air 2 sind sehr hell, liefern satte Farben und tiefe Schwarztöne. Bei guten Lichtverhältnissen liefert die Display-Brille ein tolles Bild. Störend sind allerdings das enge Sichtfeld und bauartbedingte Einblendungen.

Ihr volles Potenzial entfaltet die Xreal Air 2 nur mit dem teuren Zubehör Xreal Beam, das eine höhere Bildwiederholrate, Air Casting und zusätzliche Bildmodi bietet sowie für den Anschluss an Spielekonsolen und viele Handhelds benötigt wird.

Wer viel mit der Bahn unterwegs ist oder auf Geschäftsreisen in Hotels arbeitet, findet in der Xreal Air 2 ein praktisches Zubehör zum Vergrößern von Smartphone- oder Laptop-Bildschirmen. Insgesamt ist sie aber mit 459 Euro plus 135 Euro für Xreal Beam deutlich zu teuer für eine uneingeschränkte Empfehlung.

Xreal Air 2 ist für dich geeignet, wenn …

  • du gern viel Geld für neue Tech-Gadgets ausgibst,
  • keinen Platz für große Bildschirme hast und
  • oft unterwegs bist und dabei einen großen Bildschirm benötigst.

Xreal Air 2 ist für dich weniger geeignet, wenn …

  • du ein vollwertiges Mixed-Reality-Erlebnis suchst,
  • Einblendungen oder Ghosting für dich ein K.-o.-Kriterium sind und
  • dir die Bildschirmgröße deines Smartphones, Handhelds oder Laptops ausreicht.

Xreal Air 2: Äußeres und Komfort

Die Xreal Air 2 ist wie die Vorgängerbrille, die als Steam-Deck-Zubehör bekannt wurde, im trendigen Wayfarer-Stil gehalten. Sie ist robust, fühlt sich sehr hochwertig an und ist auf den ersten Blick kaum von einer normalen Sonnenbrille zu unterscheiden. Bei genauerem Hinsehen fallen der breitere Nasensteg und die Einsätze hinter den Gläsern auf.

Letztere sind übrigens kaum getönt, sodass die Umgebung immer klar zu erkennen ist. Mit dem mitgelieferten Dimmer, einem schwarzen Kunststoffaufsatz, der vorn auf die Gläser gesteckt wird, kann die Umgebung zwar nicht vollständig, aber doch weitgehend ausgeblendet werden.

Eine schwarze Xreal Air 2 AR-Brille auf weißem Hintergrund.

Die Xreal Air 2 wirkt in ihrem modischen Wayfarer-Design auf den ersten Blick wie eine normale Sonnenbrille.

An der Unterseite des rechten Bügels befinden sich unauffällige Druckknöpfe: einer für den Stand-by-Modus, zwei zur Regulierung der Helligkeit. Hier stehen neun Helligkeitsstufen bis zu 500 Nits zur Verfügung.

Außerdem sind die Bügel dreifach nach oben und unten verstellbar. So sitzt die Brille auch gerade, wenn die Ohren nicht symmetrisch sind. Damit die Air 2 auch fest auf der Nase sitzt, werden drei leicht auswechselbare Nasen-Pads in verschiedenen Größen mitgeliefert.

Obwohl die Brille konstruktionsbedingt vorn schwerer ist, sitzt sie mit den passenden Nasen-Pads stabil und größtenteils bequem. Kopfschütteln und Nicken sowie Fahrbewegungen in Auto, Bus und Bahn übersteht sie gut. Bei längerer Nutzung drückten bei mir jedoch die Bügelränder unangenehm auf die Ohren.

Xreal Air 2: Display und Bildeindruck

Im Nasenbügel der Xreal Air 2 sind zwei 0,55 Zoll (1,4 cm) kleine MicroOLED-Displays von Sony integriert. Ihr Bild strahlt nach unten, wird von einem Strahlenbrecher auf einen gekrümmten Spiegel und von dort ins Sichtfeld gelenkt. Da auch von außen Licht einfällt, entsteht der Eindruck eines virtuellen Bildschirms in der physischen Umgebung.

Eine grafische Darstellung vom Innenleben der AR-Brille Xreal Air 2.

Die Technik der Xreal Air 2 ist im Nasensteg und den Bügeln verbaut. | Bild: Xreal

Im Standardbetrieb, also bei Anschluss an ein Wiedergabegerät über ein USB-C-Kabel, erreicht die Xreal Air 2 je nach Einstellung 60 oder 72 Hz bei Full-HD-Auflösung. Bei guten Lichtverhältnissen liefert sie ein erstaunlich schönes Bild mit satten Farben, tiefem Schwarz und hoher Helligkeit. Um abends auf der Couch einen Netflix-Film zu schauen, während der Partner oder die Partnerin den Smart-TV mit der Lieblingsserie blockiert, ist die Air 2 perfekt.

Auch arbeiten lässt es sich mit der Display-Brille grundsätzlich gut. Die Darstellung ist scharf und Text ist angenehm zu lesen. Vor allem unterwegs oder im Hotel ist die riesige virtuelle Leinwand eine willkommene Erweiterung des kleinen Laptops oder Smartphones.

Allerdings gibt es auch Schattenseiten.

Kleines Sichtfeld, Ghosting und Spiegelungen

Die Xreal Air 2 hat ein paar kleine Schwachstellen, die den Gesamteindruck etwas trüben:

  • Bei starken Kontrasten, etwa weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund, kommt es zu Ghosting, also zu einer leicht verschwommenen Dopplung des hellen Bereichs.
  • Das von den Bildschirmen abgestrahlte Bild führt bei hoher Helligkeit zu Reflexionen. Diese treten auch bei völliger Dunkelheit im Raum auf und können stören.
  • Die Strahlenbrecher (Combiner) der Bird Bath Optics spiegeln schon bei geringer Lichteinstrahlung leicht an den Rändern. Auch das kann stören.

Diese Kritikpunkte sind sehr subjektiv, da die Wahrnehmung individuell unterschiedlich ist. Für manche Nutzer:innen sind Spiegelungen und Ghosting ein No-Go, andere merken es kaum. Mir jedenfalls sind sie nach längerer Benutzung kaum noch störend aufgefallen.

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Problematischer als das Ghosting und die Spiegelungen ist das eingeschränkte Sichtfeld und der zu kleine Sweetspot. Das fällt besonders negativ auf, wenn ihr die Xreal Air 2 direkt an ein Smartphone, Notebook oder ein anderes Gerät mit Bildschirmausgang über USB-C anschließt. Denn hier bleibt das Bild immer unbeweglich und zentriert im Blickfeld und bewegt sich mit euren Kopfbewegungen mit. Xreal Beam behebt dieses Problem, dazu später mehr.

Wenn ich zum Beispiel in Microsoft Word schreibe, habe ich Schwierigkeiten, den Text in den oberen Ecken der Menüleiste zu lesen. Die Taskleiste unten sehe ich kaum noch. Auch zu den Seiten hin wird das Bild immer unschärfer.

Xreal Air 2 und das Problem mit der Sonne

Generell gilt: Je heller die Umgebung, desto durchsichtiger das Bild. Die eigentlich ordentliche Helligkeit der MicroOLEDs reicht leider nicht aus, um in der Mittagssonne eines Sommertags noch etwas erkennen zu können. Auch mit aufgesetztem Dimmer stößt die Xreal Air 2 bei direkter Sonneneinstrahlung an ihre Grenzen.

Im Schatten, im fahrenden Auto, Zug oder Bus reicht das Bild aus, um Texte zu schreiben, im Internet zu surfen, ein YouTube-Video anzuschauen oder vielleicht auch zu spielen. Für einen dunklen Science-Fiction-Film, Bildbearbeitung oder andere aufwendige Bildschirmarbeiten wird es jedoch schwierig.

Xreal Beam: Kaum verzichtbares Zubehör

Nutzt ihr die Xreal Air 2 zusammen mit dem knapp 135 Euro teuren Xreal Beam, wird die AR-Brille deutlich flexibler. Mit Beam stehen euch drei zusätzliche Darstellungsmodi zur Verfügung: Bei „Smooth Follow“ folgt das Bild leicht verzögert, aber geschmeidig euren Kopfbewegungen. „Side View“ verkleinert das Bild auf Wunsch und rückt es an den Rand, sodass ihr mehr von eurer Umgebung sehen könnt.

Die wichtigste Einstellung ist allerdings „Body Anchor“, bei der ihr die virtuelle Leinwand im physischen Raum „verankert“. Wie bei einer echten Leinwand könnt ihr den Blick frei bewegen und bestimmte Bereiche fokussieren, ohne dass die Leinwand folgt. Dadurch fällt auch das enge Sichtfeld kaum noch auf. Für mich ist Body Anchor mit Abstand der komfortabelste und angenehmste Modus. Hier habt ihr auch die Möglichkeit, die Größe der Leinwand anzupassen.

Nutzt ihr Beam Air Cast, soll die Xreal Air 2 auch 120 Hz erreichen. Im Test konnte ich das allerdings nicht verifizieren, da ich bislang keinen stabilen Stream zustande brachte.

Xreal Air 2 als Konsolen-Zubehör

Ein weiterer Vorteil von Beam ist, dass ihr die Xreal Air 2 über den iPod-ähnlichen Adapter mit Spielekonsolen wie der Playstation 5, der Xbox Series X oder der Nintendo Switch verbinden könnt. Für den Test habe ich die Air 2 mit einer Xbox Series X verbunden und zwei Stunden Cyberpunk 2077 und Starfield ausprobiert.

Eine Nintendo Switch, ein Xreal Beam und die Display-Brille Xreal Air 2 liegen auf einem Holztisch und sind per USB-C-Kabel verbunden.

Um die Xreal Air 2 mit Spielekonsolen wie der Nintendo Switch zu verbinden, benötigt ihr das Zubehör Xreal Beam (mitte). | Bild: Xreal

Die Reaktionszeit ist zwar nicht perfekt, sowohl die Shooter-Passagen als auch andere schnelle Action-Sequenzen waren allerdings angenehm spielbar. Von kompetitiven Shootern oder Ähnlichem würde ich allerdings abraten, da hier schon minimale Latenzen zum Nachteil gereichen.

Für mich persönlich ist die Verbindung mit der Nintendo Switch die sinnvollste Variante, denn im Vergleich zu dem kleinen LC-Display des technisch veralteten Handhelds ist das Bild der Air 2 ein deutliches Upgrade. Super Mario Wonder auf dem riesigen virtuellen Bildschirm war eine wahre Freude.

Xreal Nebula: Das kann der AR-Modus der Air 2

Wenn ihr Xreal Air 2 mit einem Smartphone verbindet, habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr spiegelt den Bildschirm des Smartphones oder ihr installiert die AR-App „Nebula“. Nebula bietet euch eine eigene Benutzeroberfläche, die wie ein riesiger Curved Monitor aussieht, der sich um euch herum aufbaut. Das Smartphone dient als Laserpointer und durch Tippen auf den Bildschirm wählt ihr die Kacheln der App aus.

In Nebula könnt ihr den Kalender prüfen, Mails beantworten, verschiedene Produktivitäts-Apps ausführen, Fotos vergrößern und frei im Raum verankern oder einfach nur spielen. Die bisher verfügbaren AR-Spiele sind allerdings nicht der Rede wert und werden kaum jemanden länger als zwei Minuten unterhalten.

Bisher sehe ich kaum einen Grund, Nebula zu nutzen. Vielleicht ändert sich das, wenn Xreal die PC-Version herausbringt. Dann soll es möglich sein, den eigenen Windows-Desktop als virtuelles Multi-Monitor-Setup in Xreal Air 2 darzustellen und so ein immersives Büro einzurichten.

Xreal Air 2 Test-Fazit

Die Xreal Air 2 liefert ein scharfes und klares Bild, stellt satte Farben und tiefes Schwarz dar und liegt auch bei längerem Gebrauch bequem auf der Nase. Voraussetzung sind allerdings optimale Lichtverhältnisse. In der prallen Mittagssonne ist das Bild nicht mehr zu erkennen. Abzüge gibt es auch für das schmale Sichtfeld und die teilweise störenden Reflexionen.

Ideal ist Xreal Air 2 für die Vergrößerung von Smartphone- oder kleinen Laptop-Bildschirmen. Die virtuelle Leinwand eignet sich hervorragend für Bildschirmarbeit, Netflix-Streaming oder YouTube-Videos. Ihr volles Potenzial schöpft die Display-Brille allerdings erst mit dem teuren Zubehör Beam aus.

Beam ermöglicht 120 Hz, Air Casting, wichtige Bildschirmmodi wie Body Anchor und die Verbindung mit Spielekonsolen. Hier profitiert hauptsächlich die Nintendo Switch vom erweiterten Bild der Air 2. Aufwendige Spiele auf der Xbox Series X oder der Playstation 5 sind zwar gut spielbar. Auf Dauer würde ich meinen OLED-Fernseher aber nicht gegen die Air 2 eintauschen wollen.

Xreal Air 2 und Xreal Beam könnt ihr hier kaufen

  • Xreal Air 2: Derzeit nur über die offizielle Website des Herstellers erhältlich. Der Verkauf über Shops wie Amazon soll im November starten.
  • Xreal Beam könnt ihr bei Amazon kaufen.