3D

Vuze+ im Test: Upgrade für die 3D-360-Grad-Kamera

Vuze+ im Test: Upgrade für die 3D-360-Grad-Kamera

Auch 2018 ist die Vuze-Kamera von Humaneyes noch immer die einzige kompakte 3D-360-Grad-Kamera am Markt. Mit Vuze+ kam Anfang des Jahres ein Upgrade auf den Markt. Der Test zeigt, ob und was sich getan hat.

[jumbotron tagline="Übersicht: Vuze+ Kameratest"]
  1. Bildqualität
  2. Stitching
  3. Software
  4. Weitere Neuerungen
  5. Fazit
  6. Beispielmaterial
  7. Datenblatt
[/jumbotron]

Bildqualität

Der größte Unterschied zwischen Vuze und Vuze+ sind die runderneuerten Fischaugen-Linsen, von denen acht Stück im Gehäuse verbaut sind: Im direkten Vergleich zeichnen sie ein etwas schärferes Bild mit höherem Kontrast. Die Bildsensoren sind identisch zur originalen Vuze (Sony FHD imx408). Auch die Videoauflösung bleibt mit 4K bei 30 FPS und 360-Grad unverändert. Bei wenig Umgebungslicht baut die Bildqualität leider wie gehabt schnell und recht deutlich ab.

Die neuen Linsen schlagen sich nur geringfügig in einer besseren Bildqualität nieder: Im Blindtest könnte ich Vuze und Vuze+ wohl gerade so auseinanderhalten, abhängig von der Szene. Wer schon eine Vuze-Kamera besitzt, muss jedenfalls nicht über ein Upgrade nachdenken. Und wer sich aufgrund der Bildqualität gegen den Vuze-Kauf entschieden hatte, wird durch Vuze+ nicht umgestimmt.

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Links die normale Vuze-Kamera, rechts die neuen Vuze-Linsen. Bild: CreatorUp!, YouTube-Screenshot

Links die normale Vuze-Kamera, rechts die neuen Vuze-Linsen. Bei meinen eigenen Tests fiel mir Unterschied selten so deutlich auf wie in diesem von einem YouTuber erstellten Video. Bild: CreatorUp!, YouTube-Screenshot

Die Sache mit der Naht

Für Laien übernimmt die kostenlos mitgelieferte Vuze-Studio-Software das komplexe 3D-Stitching - das möglichst nahtlose Zusammenführen der einzelnen Videobilder - weitgehend automatisch, allerdings mehr schlecht als recht: In fast allen Videos und Fotos sind deutliche Übergänge an den Nahtstellen zu erkennen, an denen das Bild von einer Linse zur nächsten übergeht. Diese sichtbaren Übergänge betreffen sowohl den Bildinhalt an sich als auch den Kontrast je nach Helligkeit und Lichteinfall.

Nahtstellen in einem 360-Grad-Video sind kein Vuze-exklusives Problem. Aber die Vuze-Kamera ist besonders anfällig für sichtbare Übergänge, da es eben komplizierter ist, die Aufnahmen von acht Einzellinsen zu einem 360-Grad-3D-Bild zusammenzuführen, als nur zwei 180-Grad-Hälften zu einem 2D-Bild zu vernähen, wie es bei vielen anderen 360-Grad-Kompaktkameras der Fall ist.

Zwar gibt es bei der Nachbearbeitung einfach zu handhabende Einstellmöglichkeiten für Naht und Kontrast pro Linse. Aber eine komplett zerrissene Aufnahme mit deutlichen Kontrastunterschieden kann man damit - zumindest nach meiner Erfahrung - nicht retten. Jedenfalls nicht mit den Bordmitteln, die Vuze liefert. Dazu später mehr.

Viele Bildfehler können bei der Aufnahme vermieden werden

Am besten ist es daher, die potenziellen Nahtstellen schon vor der Aufnahme zu berücksichtigen und die Kamera entsprechend zu positionieren. Wichtige Objekte sollten frontal im Blick einer Doppelkamera und niemals an den Ecken platziert sein. Außerdem sollte man circa einen Meter Abstand zum Motiv wahren. Auf Aufnahmen aus der Hand sollte man ohnehin verzichten, wenn man für die VR-Brille filmt.

Beachtet man diese Regeln, gelingen mit der Vuze-Kamera bei gutem Licht schöne 360-Grad-Aufnahmen mit toller Tiefenwirkung.

Für anspruchsvolle 360-Filmer interessant: die Einzelbilder der insgesamt acht Linsen sollen sich jetzt stärker überlagern. Profis können ihre gewohnte Software wie Premiere oder Mistika VR einsetzen und wahrscheinlich deutlich bessere Stitching-Ergebnisse erzielen, als es mir als Laie mit der Standard-Software möglich ist.

Kein richtiger Fotomodus

Schade ist, dass Vuze+ so wie Vuze noch immer keinen richtigen Fotomodus bietet: 360-Grad-Fotos sind aus einer Videoaufnahme herausgegriffene Standbilder. Sie können ebenso gut im Nachhinein am Monitor erstellt werden.

Entsprechend ist die Bildqualität der 3D-Fotos identisch zu jener der Videos und für rein statische Aufnahmen nicht zufriedenstellend. Für 360-Fotos bleibt die 2016er-Variante der Gear-360-Kamera daher mein Favorit, die schon für unter 90 Euro zu haben ist. Sie macht bei gutem Licht recht detailreiche und scharfe Bilder, auch wenn die fehlende Tiefenwirkung ein Immersionsverlust ist.

Vuze+ bietet neben dem 4K-3D-Modus mit 30 Bildern pro Sekunde einen flachen 4K-Modus mit 60 Bildern pro Sekunde. Allerdings fehlt mir die Fantasie, in welcher Situation man die 2D-Aufnahme einem stereoskopischen 3D-Video vorziehen würde, da sie in puncto Bildqualität höchstens bei sich schnell bewegenden Objekten einen Vorteil bietet. Wenn man in Vuze investiert, dann für den 3D-Effekt. Genial wären natürlich 60 Bilder und 3D, aber das schafft Vuze noch nicht.

PC hui, Smartphone pfui

Die Vuze-PC-Software funktioniert gut und ist für Einsteiger einfach zu handhaben. Mit wenigen Klicks hat man die Dateien von der Kamera überspielt, vernäht und ausgespielt. Prima!

Profis werden mit der Software wenig anfangen können, da sie nur wenige Bearbeitungsfunktionen bietet. Man kann Kontrast und Farben justieren, ein wenig an den Nahtstellen herumspielen, die Sichtfeldweite schmälern, die Start- und Endzeit und ein paar weitere Details anpassen - das ist (wohl bewusst) überschaubar gehalten. Wer mehr will, benutzt ohnehin Profi-Software.

Die Smartphone-App (getestet mit Android, Samsung S8+) fällt im Vergleich zur PC-Anwendung deutlich ab: Sie verliert häufig die WLAN-Verbindung, stürzt ab oder reagiert nur mit Verzögerung. Eigentlich sinnvolle Funktionen - zum Beispiel die Live-Anpassung der Helligkeit jeder einzelnen Linse - sind daher fast nicht brauchbar und man verlagert die Nachbearbeitung lieber komplett auf den PC.

Das folgende Video zeigt die Stitching-Option der Vuze-PC-Software im Einsatz.

Raumklang und Live-Streaming

Neu ist, dass Vuze+ passend zum 360-Grad-Bild auch 360-Grad-Audio aufzeichnen kann. Der Hersteller Humaneyes setzt dafür auf ein Ambisonics-Klangverfahren. Das ist bei der Ortung einzelner Schallquellen nicht außerordentlich präzise, aber besser als herkömmlicher Stereoton. Man hört zum Beispiel, ob sich eine Schallquelle vor oder hinter einem befindet.

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Achtung: Die Raumklang-Option muss bei der Postproduktion mit der mitgelieferten Vuze-Studio-Software erst aktiviert werden. Die Option versteckt sich in den Detaileinstellungen im Rendermenü. Mir ist sie anfangs entgangen.

Humaneyes bewirbt Vuze+ mit einer Live-Streaming-Funktion. Über eine PC-Software kann man Videos in 4K, 360-Grad und 3D an YouTube, Facebook oder an einen beliebigen Server übertragen. Die Kamera muss dafür via USB mit dem PC verbunden sein.

Die Streaming-Software steht auch für die normale Vuze-Kamera zur Verfügung, die Lizenz kostet rund 150 US-Dollar. Das entspricht in etwa der normalen Preisdifferenz zwischen Vuze+ und Vuze.

Im Test - allerdings kein intensiver Stresstest - funktionierte das Live-Streaming recht gut mit einer Verzögerung von circa drei Sekunden. Die Frage ist, wer als Laie oder anspruchsvoller Hobby-Filmer solche 3D-Live-Streams übertragen will und an wen. Für ein Profi-Streaming reicht die Bildqualität eher nicht.

Fazit: Nach wie vor konkurrenzlos

Seit meinem Test der originalen Vuze gibt es wenig Neues zu berichten: Im Grunde könnte ich den damaligen Test mit sämtlichen Pros und Contras übernehmen. Ihr könnt ihn hier nachlesen.

Der größte Vorteil der Vuze-Kamera gegenüber der 360-Grad-Konkurrenz ist wie gehabt der schöne 3D-Effekt, der die 360-Aufnahmen im Vergleich zu flachen 2D-Videos deutlich glaubhafter wirken lässt. Dafür ist die Bildqualität recht matschig mit teils deutlicher Kantenbildung. Gerade bei wenig Licht geht es bergab, dann sind die Videos unscharf und körnig.

Klar ist, dass es bei Vuze nicht um perfekte 360-Videos auf Profi-Niveau geht, sondern darum, ausgewählte Momente möglichst authentisch einzufangen. Dafür braucht es aus meiner Sicht keine Perfektion: Die ersten Videokameras waren gemessen an heutigen Smartphone-Kameras eine technische Katastrophe. Dennoch transportieren die Aufnahmen Erinnerungen. Das gelingt Vuze auch und das auf eine technisch neue Art.

Wer sich mit einer 180-Grad-Sicht zufrieden geben kann, für den sind vielleicht Googles VR180-Grad-Kameras interessanter, da deutlich günstiger. Ein erstes Modell von Lenovo ist in den USA bereits erhältlich. Es soll in den kommenden Wochen nach Deutschland kommen und wird circa 300 Euro kosten. Die Google-Kameras bieten ebenfalls Foto- und Videoaufnahmen in stereoskopischem 3D, sodass Vuze erstmals ernsthafte Konkurrenz bekommen könnte. Vielleicht tut sich dann noch was am Preis.

Vuze+ kostet derzeit knapp 1.200 Euro statt regulär 1.280 Euro. Die herkömmliche Vuze-Kamera liegt aktuell reduziert bei 800 Euro statt 1.000 Euro. Sie bietet das etwas bessere Preis-Leistungs-Verhältnis, gerade wenn man die Live-Streaming-Lizenz ohnehin nicht benötigt. PC-Software und Smartphone-App sind für beide Kameras identisch.

Fazit: Wer Wert legt auf 360-Videos in 3D und sich an den mitunter deutlich sichtbaren Nahtstellen der einzelnen Linsen nicht stört oder bereit ist, manuell nachzuarbeiten, bekommt mit Vuze eine gute, wenn auch teure 360-Grad-Kamera.

Vorteile:

  • toller 3D-Effekt
  • einfach zu handhabende PC-Software
  • 3D-360-Videos ohne großen Aufwand filmen
  • Raumklang
  • kompakter Formfaktor
  • praktisches Tischstativ liegt bei
  • gute Verarbeitung, IP65 zertifiziert

Nachteile:

  • mittelmäßige Bildqualität, insbesondere bei wenig Licht unscharf
  • unfertige Smartphone-App
  • kein richtiger Fotomodus
  • teuer

Download: Testaufnahmen

Hier stelle ich euch mit Vuze+ gefilmte 3D-Testaufnahmen zur Verfügung. Ihr könnt sie mit Programmen wie Virtual Desktop mit der VR-Brille anschauen. Es wurden die Originaleinstellungen der Kamera verwendet. Auf Nachbearbeitung wurde bewusst verzichtet. Im Enten-Video fehlt ein Stück des 360-Grad-Bildes, weil sich dort andere Personen aufhielten, die ich nicht ungefragt filmen wollte.

Datenblatt Vuze

[table style="table-striped"]
Linsen 8 x Fischaugen-Linsen mit Sichtfeld 180 x 120, Vollsphäre 360-Grad
Sensoren 8 x Sony IMX408 Sensoren, Auflösung 1.920 x 1.080 Pixel
Prozessor 2 x Ambarella A9 Videoprozessor
Videoauflösung UHD 4K, 3.840 x 3.840 Pixel in Stereo 3D (3.840 x 1.920 pro Auge), MP4 mit H.264 Kompression, ProRes, WebM VP8 und 9
Fotoauflösung UHD 4K, 3.840 x 3.840 Pixel Stereo 3D (3.840 x 1.920 pro Auge), JPG
ISO 100 bis 1600
Bildwiederholrate 30 FPS 3D / 60 FPS 2D
Video Bitrate 80 bis 120 mbps
Audio 4 MEMS 48 Hz Mikrofonen, Raumklang via Ambisonics
IP Bewertung IP65, geschützt gegen Staub und Strahlwasser
Umgebungstemperatur 0 – 40 Grad Celsius
Feuchtigkeit Bis 95 % RH
Bewegungsensoren IMU: Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Kompass
Wi-Fi IEEE 802.11b/g/n 2.4 GHZ
USB port USB 2.0
Akku Interner Li-ionen-Akku, 3,700 mAh (3.8V), hält circa zwei Stunden
Speicher Austauschbare Micro-SD-Karte (Min: UHS-1).
Maße Circa 120 x 120 x 30 mm
Gewicht Circa 460 Gramm
Farben Schwarz
Live-Streaming 4K, 360-Grad, 3D an Server, Facebook, YouTube
Mit im Paket Tischstativ, Case, PC-Software, Smartphone-App, Homido Smartphone VR-Brille
[/table]

Sämtliche technischen Spezifikationen von Vuze+ und eine Bestellmöglichkeit gibt es auf der offiziellen Webseite.