Wie ein Krankenhaus VR-Schulungen und Remote Support einsetzt

Wie ein Krankenhaus VR-Schulungen und Remote Support einsetzt

Chirurg Dr. Edgar Sanchez vom Orlando Health zeigt uns, wie Virtual Reality und Mixed Reality in der Ausbildung von Chirurg:innen eingesetzt werden.

Krankenhäuser auf der ganzen Welt setzen Virtual Reality für die Ausbildung von Chirurgen ein. Dr. Edgar Sanchez von Orlando Health zeigt uns, wie ein Gesundheitsnetzwerk diese Technologie einsetzt und wie sie im Vergleich zu anderen Technologien abschneidet.

Dr. Sanchez ist Allgemeinchirurg im Orlando Health-Netzwerk und auf Robotik spezialisiert. Er ist besonders begeistert von einer Zukunft, in der Chirurgen Roboteroperationen über immersive Schnittstellen aus der Ferne durchführen können.

Von der Wirksamkeit von VR in unmittelbaren Anwendungsfällen ist er schon heute überzeugt. Deshalb war er maßgeblich daran beteiligt, VR-Schulungen in Orlando Health einzuführen.

„Virtual Reality ist eine sehr nützliche Technologie, und zwar in so gut wie jedem Bereich“, erklärt Dr. Sanchez. „Wenn wir neue Technologien im Gesundheitswesen einführen, ist es aber besonders wichtig zu wissen, wie es richtig gemacht wird.“

Auch wenn VR im Operationssaal noch relativ neu ist, kann sie auf eine lange Geschichte bahnbrechender Entwicklungen in der Medizin zurückblicken. „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue Technologien in den Operationssaal eingeführt“, sagt Dr. Sanchez. „Es ist ein sehr komplexes Gebiet.“

Neue Tricks in VR lernen

Chirurg:innen lernen ständig neue Verfahren. Einer der wertvollsten Schritte in diesem Prozess ist die Fallbeobachtung – also das Beobachten eines Chirurgen, der bereits ein Spezialist für ein bestimmtes Verfahren ist.

Die bislang übliche Praxis der Fallbeobachtung war, dass ein:e Chirurg:in vor Ort sein musste, um einer Operation eines oder einer Expert:in beizuwohnen. Das konnte gern mal außerhalb eines Bundesstaates oder sogar außerhalb des Landes sein. Diese Reise ist mit Kosten verbunden und in dieser Zeit fällt der Chirurg auch für seinen eigenen Operationssaal aus.

„Wenn Sie heute einen Blick in unseren Operationssaal werfen wollen, brauchen Sie nur eine VR-Brille“, sagt Dr. Sanchez. Da das VR-Erlebnis mit zusätzlichen digitalen Informationen angereichert werden kann, „könnte es sogar besser sein als eine persönliche Anwesenheit.“

Ein Chirurg kann VR nutzen, um eine Operation live zu beobachten oder um eine räumlich aufgezeichnete Operation zu erkunden. Beide Ansätze haben ihre Vorteile. Während einer aufgezeichneten Sitzung kann der Chirurg pausieren und bestimmte Szenen besonders genau studieren. Bei einem Live-Eingriff hingegen können in Echtzeit Fragen gestellt werden.

„Wir haben bereits eine Reihe von VR-Fallbeobachtungen durchgeführt, und die meisten Chirurgen finden sie wirklich gut“, sagt Dr. Sanchez.

Er hat allerdings auch einen Nachteil festgestellt: Da die meisten Chirurgen eher selten VR nutzen, kann Motion Sickness ein Problem sein. Sanchez glaubt allerdings, dass sie weniger Probleme damit haben werden, wenn sie mehr Zeit in virtuellen Umgebungen verbringen und sich daran gewöhnen.

Remote Assistance bei Operationen

XR-Technologie wird nicht nur in der Ausbildung von Chirurgen eingesetzt. Eine weitere Entwicklung dient der Fernunterstützung von Chirurg:innen bei Operationen.

Ein Arzt in OP-Kleidung interagiert mit einem mobilen Gerät und Kopfhörern.

Chirurg:innen können über Touchscreens visuelle Anleitungen senden. | Bild: Orlando Health

Beim sogenannten „Teleproctoring“ wird der Prozess des virtuellen Trainings gewissermaßen umgekehrt. Hier sieht die erfahrene Chirurgin aus der Ferne eine Live-Übertragung, während der lernende Chirurg eine Operation durchführt.

Der operierende Chirurg trägt diesmal kein VR-Headset, sondern sieht Anmerkungen, die die Chirurgin auf einem Touchscreen eingibt. Der Effekt ist, dass sie in das Sichtfeld des operierenden Chirurgen zeichnet.

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„Der Chirurg in der Ausbildung kann eine Operation durchführen, auch wenn es das erste Mal ist und unser erfahrener Chirurg kann dabei sein und Vorschläge machen“, sagt Dr. Sanchez. „Unsere erfahrenen Chirurgen können den Chirurgen in Ausbildung aus der Ferne unterstützen.“

Wissen Chirurgen, wie man VR einsetzt?

Viele Menschen, die VR zum Lernen nutzen wollen, müssen erst einmal lernen, wie man damit umgeht. Ist das bei Chirurgen ein Problem?

„Es ist ziemlich einfach. Natürlich hilft es, wenn man Erfahrung mit VR hat, aber es ist keine Raketenwissenschaft“, sagt Dr. Sanchez. „Man benötigt keine spezielle Ausbildung.“

Seine Empfehlung: Um etwa das eigene Wohlbefinden in VR herauszufinden und die räumliche Navigation in VR-Umgebungen zu lernen, sollten angehende Chirurgen mehr VR-Spiele in ihren Studienplan aufnehmen.

VR im Operationssaal

Dr. Sanchez ist zuversichtlich, dass VR eines Tages Motion Sickness-Problem lösen wird. Überdies wünscht er sich noch mindestens eine weitere Verbesserung: Haptik.

„Wenn man einen Fall beobachtet, entwickelt man keine motorischen Fähigkeiten“, sagt Dr. Sanchez. „Wenn wir aber auch den Tastsinn hätten, könnten wir diese Erfahrung nutzen, um zusätzliche motorische Fähigkeiten zu entwickeln.“

Dr. Sanchez sieht auch eine Zukunft für VR im Operationssaal, die über Training und Remote Assistance hinausgeht. Er wünscht sich VR als Eingabemethode, mit der Chirurgen Roboter steuern, um Operationen direkt aus der Ferne durchzuführen.

Die Krankenhäuser der Zukunft

Inwieweit können die Kosten und der Aufwand für die medizinische Versorgung verringert werden, wenn die erforderlichen Verfahren für Ärzte leichter zu erlernen sind und von überall aus durchgeführt werden können? Wenn Chirurg:innen weniger reisen müssen, um ein Verfahren zu erlernen, müssen Patienten künftig vielleicht auch weniger reisen, um speziell ausgebildete Chirurg:innen zu finden.

Quellen: Orlando Health Network