Virtual Reality: Wissenschaftler warnen vor VR-Foltermethoden

Virtual Reality: Wissenschaftler warnen vor VR-Foltermethoden

Die VR-Forscher Todd Richmond und Skip Rizzo haben das gemeinsame Ziel, die Aufmerksamkeit auf potenzielle Gefahren von Virtual Reality zu lenken. Bei einem Vortrag zeigten sie, wie das Medium missbraucht werden könnte, um Menschen zu foltern.

Virtual Reality ist ein neues Medium, das auf tiefgreifende Art und Weise verändern könnte, wie wir mit Computern interagieren und die Welt betrachten. Welche langfristigen Auswirkungen die Technologie hat und welche Anwendungsszenarien sich entwickeln, darüber kann derzeit nur spekuliert werden.

Die langjährigen VR-Forscher Todd Richmond und Skip Rizzo von der University of Southern California wollen erreichen, dass man die kommenden Umwälzungen bereits heute erforscht und diskutiert. Zu diesem Zweck haben sie sich mit Vertretern einer US-Regierungsorganisation getroffen, um auf möglichen Missbrauch hinzuweisen und Langzeitstudien auf den Weg zu bringen.

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Die Zeit drängt: Bei einem Vortrag auf der SXSW letzten Monat zeigten sie ein Diagramm, das anschaulich macht, wie schnell sich unterschiedliche Technologien in den USA verbreitet haben. Von den ersten Telefonen vor hundert Jahren bis zum Internet und Smartphone ist eine starke Beschleunigung bei der Aneignung von Technologien zu erkennen.

Das heißt, dass neue Technologien immer weniger Zeit benötigen, um im Alltag der Menschen anzukommen. Gerade deshalb halten die Wissenschaftler eine eingehende Beschäftigung mit Virtual Reality für dringlich. Deshalb riefen sie auch den weltgrößten Ingenieursverband IEEE dazu auf, Richtlinien für die Nutzung von Virtual Reality in ihren Ethikkodex aufzunehmen.

Folter per gezielter Realitätszerrüttung

Beim Vortrag, über den das US-Techmagazin Polygon berichtet, zeigte Richmond eine Szene aus dem Hollywood-Streifen "Gaslight" von 1940. Im Film wendet ein Ehemann ein perfides Mittel an, um seine Frau in den Wahnsinn zu treiben: Er dreht, ohne dass sie es merkt, nach und nach das gasbetriebene Licht herunter und behauptet zugleich, die Lampe nicht angerührt zu haben, obwohl sie ihn wieder und wieder fragt, ob es im Zimmer dunkler geworden wäre.

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Heute wird unter dem Begriff des Gaslighting eine Form psychischer Gewalteinwirkung verstanden, bei der ein Opfer so lange gezielt manipuliert wird, bis es seine Wahrnehmung der Realität in Frage stellt. Die dabei entstehende Verunsicherung wird von Opfern als traumatisch empfunden.

Mit Virtual Reality hat dies insofern zu tun, als sie die perfekte Plattform für diese Art von psychischer Folter ist: Anders als in der Realität, haben VR-Folterknechte theoretisch die komplette Sinneswahrnehmung unter Kontrolle, um ihre Opfer zu quälen.

Sein Forscherteam habe bereits an unterschiedlichen Methoden von VR-Gaslighting geforscht, erzählte Todd Richmond und machte ein Beispiel. "Menschen sehen sehr schlecht an den Rändern des Sichtfelds, aber Bewegungen kriegen sie sehr genau mit, weil sie eine Bedrohung darstellen. Unsere Wahrnehmung hat sich so entwickelt."

Die Forscher haben versucht, am äußersten Rand des VR-Sichtfelds ein Objekt zu platzieren, das sich selbst bei Kopfbewegungen nicht von der Stelle rührt. Auf diese Weise hat das Opfer ständig das Gefühl, bedroht zu sein, ohne etwas dagegen tun zu können. "Ich bin sicher, dass man nach mehr als drei Minuten nicht mehr darüber erfreut ist", sagte Richmond.

Zwei deutsche Wissenschaftler beschreiben die ethischen Herausforderungen, vor die uns das neue Medium Virtual Reality stellt.

Virtual Reality: Vier ethische Grundlagen für VR-Enthusiasten

| Featured Image: The Guardian | Source: Polygon