Virtual Reality: Ausstellung lässt Besucher ins Jahr 1839 zurückreisen

Virtual Reality: Ausstellung lässt Besucher ins Jahr 1839 zurückreisen

Der britische Künstler Mat Collishaw bereitet die erste Ausstellung vor, die komplett in der Virtual Reality stattfindet. Mit der VR-Brille können Besucher eine Reise ins Jahr 1839 unternehmen und eine der ersten Fotografieausstellungen der Welt erneut erleben.

William Henry Fox Talbot (1800-1877) war ein äußerst vielseitiger Wissenschaftler und Erfinder. Seine bedeutendsten Entdeckungen machte er auf dem Gebiet der Fotografie. Talbot entwickelte das Negativ-Verfahren, das die Vervielfältigung einer Fotografie durch Abzüge vom Negativ erlaubte. Diese Erfindung trug maßgeblich zur massenhaften Verbreitung des neuen Mediums bei und bildete 130 Jahre lang die Grundlage fotografischer Verfahren, bis sie in den 90er-Jahren allmählich durch Digitaltechnologie ersetzt wurde.

Die Faszination von Technologie, damals wie heute

1839 stellte Talbot an der King Edward's School in Birmingham die Ergebnisse seiner fotografischen Experimente der Öffentlichkeit vor. Es war eine der ersten Fotoausstellungen der Welt. Die frühen Fotografien zeigten zum größten Teil nur Silhouetten und Umrisse von Objekten, mussten aber dennoch eine ungeheure Faszination auf die Menschen ausgeübt haben: Zum ersten Mal war es in einem technischen Verfahren gelungen, die Wirklichkeit gleichsam abzuzeichnen und auf ein beständiges Material zu bannen. Talbot selbst nannte das Ergebnis nicht von ungefähr eine "fotogene Zeichnung".

___STEADY_PAYWALL___

"Virtual Reality fühlt sich immer noch sehr fremd an und das ist es, was sie faszinierend macht", sagt der britische Künstler Mat Collishaw, der Talbot mit einer virtuellen Ausstellung namens "Thresholds" ein Denkmal setzen will, gegenüber The Guardian. "Ich denke, dass Virtual Reality eine ähnliche Auswirkung auf die Kunst haben wird wie die Fotografie. Das ist der Grund, weshalb ich jenen besonderen Moment in der Geschichte durch die VR-Brille einfangen möchte. Talbots Ausstellung änderte für immer, wie wir Bilder wahrnehmen und ich denke, dass Virtual Reality eine ähnliche Veränderung herbeiführen wird."

Ein originalgetreuer Nachbau

Auf den Fotografien Talbots ist heute fast nichts mehr zu erkennen, weshalb sie in lichtdichten Tresoren aufbewahrt werden. Die virtuelle Ausstellung macht es möglich, die Fotografien so zu sehen, wie sie sich den damaligen Besuchern darboten.

Der Ausstellung beiwohnen kann man vom 18. Mai bis 11. Juni 2017 im traditionsreichen Londoner Somerset House. Besucher werden sich eine VR-Brille aufsetzen und durch den originalgetreu rekonstruierten Birminghamer Ausstellungsraum aus dem Jahre 1839 wandern können.

logo
  • checkMIXED.de ohne Werbebanner
  • checkZugriff auf mehr als 9.000 Artikel
  • checkKündigung jederzeit online möglich
ab 3,50 € / Monat
logo

Laut der Beschreibung auf der offiziellen Internetseite ist es möglich, die Vitrinen und deren Inventar zu berühren. Selbst die Hitze des virtuellen Kaminfeuers soll zu spüren sein. Durch das Fenster wird man Chartisten hören und sehen können, die vor fast 180 Jahren protestierend durch die Straßen Birmingshams zogen.

Thresholds ist bereits die zweite Ausstellung im Somerset House, die einen Bezug zu Virtual Reality hat. Letzten September machte dort die Wanderausstellung "Björk Digital" Halt, bei der ihre zahlreichen VR-Arbeiten zu sehen waren. Davor war am selben Ort eine Kubrick-Ausstellung zu sehen, die komplett in 360-Grad dokumentiert ist.

Das Artikelbild zeigt keine Fotografie Talbots, sondern eine retuschierte Reproduktion der ältesten erhaltenen Fotografie. Sie wurde im Jahre 1826 von Nicéphore Niépce hergestellt und zeigt den Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras.

Stereoskop

Virtual Reality anno 1860: Das Stereoskop und seine "Teufeleien"

| Featured Image: Von Joseph Nicéphore Niépce - Rebecca A. Moss, Coordinator of Visual Resources and Digital Content Library, via email. College of Liberal Arts Office of Information Technology, University of Minnesota. http://www.dcl.umn.edu, Gemeinfrei, Link | Source: The Guardian