Valve Index: Innovative Linsen und hohe Auflösung?
Valve bringt eine eigene VR-Brille namens „Valve Index“ auf den Markt. Verrät das Logo mehr über ihren Aufbau?
Völlig überraschend kündigte Valve in der vergangenen Woche auf der eigenen Webseite die VR-Brille Index an. Trocken, kommentarlos, nur mit einem Bild, das die Konkurrenz trollt und dem Hinweis auf Mai 2019. Ob die Brille dann schon auf den Markt kommt, ist nicht bekannt, aber zumindest dürfte es mehr Informationen zur Technik geben. Im April möchte Valve nichts verraten. Da das noch ganz schön lange dauert, vertreiben wir uns die Zeit mit einigen Spekulationen.
Augen und Linsen
Durch einen Eintrag beim europäischen Markenschutzamt Euipo ist das Logo der Index-Brille im Internet aufgetaucht. Valve selbst hat es noch nicht gezeigt.
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Aufgrund des sehr spezifischen Designs, das nicht unmittelbar mit dem Namen in Verbindung zu stehen scheint, sorgt es für reichlich Spekulationen bei Reddit. Verrät es womöglich mehr über den Aufbau der VR-Brille?
Die Vermutung: Das Logo stellt ein Auge und zwei Linsen dar. Valve Index soll also nicht zwei, sondern vier Linsen besitzen – jeweils zwei pro Auge.
Unterstützt wird diese Theorie von einem Patent, das Valve schon im September 2017 einreichte. Das trägt den Namen "Optical Systems for Head-Mounted Display System" und beschreibt den Einsatz von "doppelten Fresnel-Linsen auf gekrümmten Oberflächen".
Die zwei Linsen sollen hintereinandergeschaltet sein und die Bildqualität verbessern. Konkret ist im Patent von weniger Bildfehlern durch unerwünschte Lichtbrechungen die Rede. Diese Lichtbrechungen können zu falscher Farbwiedergabe (chromatische Aberration) oder Unschärfe am Rand des Bildes (sphärische Aberration) führen.
Eventuell hat Valve also einen Weg gefunden, die Vorteile des Fresnel-Designs (geringe chromatische Aberration) mit der Schärfe herkömmlicher Linsen zu verbinden.
Die zwei Linsen sollen außerdem den Übergang vom zentralen Blickbereich in die periphere Darstellung sauberer darstellen. In Kombination könnten die Linsen so zu einem größeren "Sweet Spot" führen, das ist der Bereich der Linse mit maximaler Schärfe.
Index im Namen - aus gutem Grund?
Falls die neue Optik die große Innovation der Brille ist, wäre das auch eine Erklärung für den Namen. Brillenträger wissen: Oft wird bei Linsen ein sogenannter Brechungsindex angegeben ("index of refraction").
Dieser Index gibt das Verhältnis der Geschwindigkeit des Lichts in der Linse zur Geschwindigkeit des Lichts außerhalb der Linse an. Laut Patent sorgt ein sanfterer Übergang zwischen verschiedenen Brechungsindizes für eine bessere Bildqualität. Genau diesen Effekt sollen die Doppellinsen erreichen.
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Verrät das Patent noch mehr?
Das Patent fokussiert sich zwar auf das optische System, es gibt aber auch Hinweise auf die Displays. Sollte das Patent wirklich einen Einblick in den Aufbau der Vive Index geben, erwarten uns Micro-Displays mit einer Kantenlänge von maximal 35 mm. Zum Vergleich: Die HTC Vive hat Displays mit Kantenlängen über 61 mm.
Die Pixelgröße wird im Patent mit maximal 0,002 mm angegeben. Wer das auf die maximale Kantenlänge hochrechnet, merkt: Die Auflösung der Displays liegt mindestens auf dem Niveau der HTC Vive Pro – das passt zu den Gerüchten der letzten Monate.
Was gegen die Micro Displays spricht
Die Fotos aus dem November 2018 sprechen aber gegen den Einsatz von Micro Displays: Valve testete LC-Displays mit RGB-Matrix der asiatischen Hersteller BOE und Japan Display (JDI), ein Gemeinschaftsunternehmen von Sony, Toshiba und Hitachi. Deren VR-Displays sind jedoch größer als die im Patent vorgeschlagenen.
Seit September 2017 ist einige Zeit vergangen. Gut möglich also, dass Valve nur Teile des Patents bei Index umgesetzt hat. Ebenso gut könnte das Patent auch komplett veraltet sein.
Doppelte Linsen, x-fache Auflösung?
Die Doppellinsenkonstruktion scheint in Anbetracht des ungewöhnlichen Logos plausibel. Diese optische Innovation alleine würde der VR-Brille zu einem besseren Bild verhelfen.
Nach wie vor spielt natürlich das Display eine entscheidende Rolle für die Bildqualität. Der als Valve-Partner gehandelte Hersteller JDI stellt auf der kommenden Fachmesse "Display Week" in Los Angeles neue Screens vor. Die Messe findet im Mai statt, also just in dem Monat, in dem Valve mehr verraten möchte zu Index.
JDI wird zwei Modelle zeigen: Eines bietet 1.920 mal 2.160 Bildpunkte bei 90 Hz, das zweite 2.160 mal 2.432 Bildpunkte bei 120 Hz. Zum Vergleich: Oculus Rift S setzt auf 1.280 mal 1.440 Bildpunkte bei 80 Hz. Sollte Valve Index JDIs Spitzenscreens verbaut haben, wäre das im Vergleich zur HTC Vive die vierfache Auflösung.
Für die hohe Auflösung spricht ein aktueller Leak bei Reddit: Ein VR-Entwickler passte bei einem Stream nicht auf und zeigte für einen kurzen Moment seine Steam-Einstellungen mit einer unidentifizierten VR-Brille bei einer Auflösung von wahrscheinlich 2.016 mal 2.240 Pixeln - das wäre dicht an den Werten des JDI-Displays. Derselbe Entwickler programmierte auch Valves Moondust-Demo für die VR-Controller Knuckles. Allerdings ist der Wert der Steam-Software nur bedingt aussagekräftig hinsichtlich der physischen Auflösung des Displays.
Quellen: EUIPO, Patent Images, Valve, Reddit; Titelbild: Valve
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