Sam & Max: This Time It’s Virtual Test – VR-Kirmes für Quest 2
In Sam & Max: This Time It’s Virtual kommen zwei alte Videospiel-Hasen erstmals in die Oculus Quest (2). Macht das Wiedersehen Freude?
Das VR-Spiel Sam & Max: This Time It’s Virtual für die Oculus Quest und Oculus Quest 2 (Test) zerreißt mich innerlich. Ich liebe die beiden ungleichen Detektive, ihren bissigen Humor und ihre bunte Comic-Welt voller skurriler Charaktere.
Aber ich hasse schlechte Minispiele und Sam & Max: This Time It’s Virtual ist voll davon.
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Sam & Max: This Time It’s Virtual Review in aller Kürze
Sam & Max: This Time It’s Virtual ist nur für absolute VR-Einsteiger zu empfehlen. Alle anderen finden hier keine Gameplay-Mechanik, die in den gut fünf Jahren Consumer-VR nicht schon irgendwo anders besser gemacht wurde. Fans der Reihe werden zwischendurch ihren Spaß mit den beiden Freelance-Detectives haben. Eure Frusttoleranz sollte allerdings hoch genug sein, um sich für ein paar Lacher fünf Stunden lang durch schlechte Physikspiele und lahme Rätsel zu arbeiten.
Sam & Max: This Time It’s Virtual wird euch gefallen, wenn ...
- ihr noch nie ein VR-Spiel gespielt habt,
- Sam & Max bedingungslos (!) liebt,
- sehr gutes Englisch sprecht
- und bunte Comic-Welten in VR mögt.
Sam & Max: This Time It’s Virtual wird euch nicht gefallen, ...
- wenn ihr keinen Bock auf VR-Spiele mit schlechter Physik habt,
- Minispiele mit Schießen, Werfen, Ducken nicht euer Anspruch an VR sind
- und wenn ihr keinen Bezug zu Sam & Max habt.
Sam & Max: Alte Comic-Helden starten neu durch
Mit Sam & Max: This Time It’s Virtual kommt ein weiteres Lizenz-Spiel in die Virtual Reality (Guide). Dieses Mal hat es die zwei Comic-Helden aus der Feder von Steve Purcell erwischt. Der Zeichner und Autor schuf das Duo in den Achtzigerjahren, arbeitete später bei Marvel Comics und wirkte an den Lucas Arts Adventures Zak McKracken and the Alien Mindbenders, Maniac Mansion und Monkey Island als Animator mit.
1992 erwarb die Spieleschmiede die Rechte an Purcells Figuren Sam & Max und veröffentlichte ein Jahr darauf das von Purcell mitgeschriebene Point-and-Click-Adventure „Sam & Max: Hit The Road“. Wer den Klassiker verpasst hat, kann sich in folgendem YouTube-Video einen Eindruck verschaffen.
Fast dreißig Jahre später gehen die beiden Detektive der Freelance Police nun in VR auf Verbrecherjagd und auch ihr Schöpfer war an der Entwicklung beteiligt. Wer sich vom ersten VR-Ausflug von Hund Sam und Hase Max ein ähnlich skurriles, cleveres und vor allem innovatives Abenteuer wie anno 1993 erhofft, wird allerdings schwer enttäuscht.
Starker Anfang mit viel Fan Service
Dabei fängt Sam & Max: This Time It’s Virtual richtig gut an. Gleich zu Beginn befinde ich mich auf einem Cabrio-Rücksitz, vor mir die beiden Comic-Helden. Die wilde Fahrt vermittelt den Eindruck, schon im Spiel zu sein. Es dauert einen Moment, bis ich an den Rücklehnen von Fahrer- und Beifahrersitz Auswahlmöglichkeiten bemerke und feststelle, dass ich im Hauptmenü sitze.
Starte ich das Spiel, wache ich unter einer großen Kiste auf. Sam & Max helfen mir raus und im Hintergrund terrorisiert ein riesiges mehrköpfiges Alien-Wesen die Stadt. Während die beiden Detektive das Ungetüm mit allerlei Blödsinn ablenken, feuere ich Raketen auf die glupschäugigen Köpfe.
Der gelungene Einstieg in das erste VR-Abenteuer von Sam & Max zeigt sofort den durchgeknallten Humor der Reihe. Die bissigen Kommentare der beiden sind auch im VR-Ableger ihre große Stärke. Allerdings werden hier gute bis sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt. Es gibt keine deutsche Synchronisation und die Charaktere sprechen teilweise sehr schnell. Immerhin gibt es englische Untertitel.
Danach geht es von einem schäbigen Apartmentflur in das mit Trivia gefüllte Büro der Freelance Police. Hier werden vor allem Fans des Adventure-Klassikers Sam & Max Hit The Road nostalgisch schmunzeln, wenn sie den alten Fernseher auf dem Schreibtisch oder die mit Äxten und Wurfmessern gespickte Dartscheibe wiedererkennen.
Schwache Physik, repetitives Gameplay und endlose Minispiele
Im Büro beginnt das eigentliche Tutorial, indem alle später benötigten Mechaniken gelernt werden. Ich meistere verschiedene Aufgaben, um mich als Kadett für die Freelance Police Academy zu qualifizieren.
Während ich mit Revolvern auf Kakerlaken schieße und die Dartscheibe mit allerlei Wurfgeschossen – inklusive Max – malträtiere, machen sich allerdings erste Schwächen bemerkbar.
Die Wurfphysik ist bisweilen katastrophal, da das Spiel von mir eine unnatürliche Bewegung verlangt. Im weiteren Verlauf muss ich noch einige Male die absonderlichsten Dinge auf Zielscheiben, Ballons oder Körbe werfen. Auch nach Stunden der Übung fühlen sich Treffer nach purem Zufall an.
Wer Half-Life: Alyx (Test) oder Boneworks (Test) gespielt hat, weiß, dass präzise Mechaniken in VR schon längst Standard sind. Was hier präsentiert wird, ist für ein VR-Spiel zum Vollpreis einfach zu wenig.
Die VR-Kirmes aus der Hölle
Nach dem Tutorial bringen mich Sam & Max zu einem verlassenen Themenpark, in dem die eigentlichen Prüfungen der Kadettenschule beginnen. Insgesamt gibt es neun Attraktionen. Jede davon ist mit verschiedenen Minispielen gespickt. Die meisten davon sind Parcours.
Ich weiche bewaffneten Clowns aus, werfe mit Dartpfeilen auf Luftballons, manövriere mich über Schluchten und Hindernisse oder ballere in Schießbuden auf Aliens, Zombies und Cowboys. Per Geschicklichkeitstest muss ich in Köpfen versteckte Bomben entschärfen oder durch Umgebungsrätsel aus Escape-Rooms entkommen.
Jede Attraktion wird von Sam & Max bewertet und ich kann sie beliebig oft wiederholen, um meine Noten zu verbessern. Ich will nur einfach nicht. Keines der Spiele macht wirklich Spaß. Die schon im Tutorial bemerkten Physikschwächen ziehen sich durch das ganze Spiel. Je mehr Gegenstände in die Rätsel einfließen, desto öfter bleibe ich damit irgendwo hängen oder verliere sie grundlos unterwegs. Manchmal zerfallen die Texturen förmlich in meinen Händen.
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Grafik-Design mit Licht und (viel) Schatten
Immer nach drei abgeschlossenen Attraktionen läutet das Telefon und ich muss Sam & Max bei einem Fall helfen. Die kleinen Rätselpassagen erinnern wenigstens im Kern an Sam & Max‘ Videospiel-Geschichte.
In diesen Abschnitten fällt auf, wie unterschiedlich sorgfältig die Spielbereiche designt wurden. Der Themenpark ist ein skurriler, amüsanter und wirklich schicker Ort. Die Ausflüge in die City, mit ihren teils auffallend kargen Umgebungen, sind dagegen ernüchternd.
Ich spreche mit Charakteren aus dem Random-NPC-Generator, kämpfe gegen eindimensionale Bösewichte oder löse Mini-Rätsel. Dazu braucht es allerdings nicht viel Hirnschmalz. Einfaches herumprobieren reicht völlig. Ist eines der kantigen VR-Objekte beweglich, löst es ein Problem. Alles andere ist dekorativ und bleibt wie angewurzelt auf seinem Fleck.
Klobige VR-Objekte erschweren das Lösen von Rätseln
Die schwache Technik macht es oft schwer, die richtigen Gegenstände miteinander zu kombinieren. In einem Supermarkt will ich einen laktoseintoleranten Dämon mit Milch vertreiben. Dazu stehen mir unter anderem eine Wasserpistole mit abnehmbarem Tank und eine Milchtüte zur Verfügung. Den Tank will ich mit der Milchtüte ersetzen, um den Dämon damit nasszumachen. Das will mir allerdings nicht gelingen, da ich partout den richtigen Winkel nicht finde, um die Objekte zu verbinden.
Ich gehe also davon aus, dass mein Lösungsansatz falsch war und suche mich dumm und dämlich. Nichts will den Dämon vertreiben, keines der infrage kommenden Objekte passt. Durch puren Zufall gelingt es mir später doch noch, Milch und Pistole aneinander zu bekommen: Die Milchtüte fällt auf die Wasserpistole und rastet ein, als ich sie frustriert durch die Gegend werfe.
Sorry, Sam & Max, aber hier endet unsere jahrelange Freundschaft.
Fazit zu Sam & Max: This Time It’s Virtual - keckes VR-Abenteuer oder mauer Lizenz-Murks?
Schade. Sam & Max: This Time It’s Virtual ist kein gutes Spiel geworden. Das zu resümieren, tut mir als altem Fan der Reihe im Herzen weh. So sehr hätte ich mir hier ein VR-Spiel (Releases) gewünscht, das Cleverness, Witz und Charme der früheren Point-and-Click-Adventures von Lucas Arts in die Virtual Reality bringt.
Zumal auch noch alte Recken der Kult-Spiele-Schmiede inklusive des Schöpfers der Helden, an der Entwicklung von Sam & Max‘ VR-Ausflug beteiligt waren. Hier wurde klar eine Chance vertan.
In seinen starken Momenten lassen mich Sam & Max zwar auch in VR schmunzeln, aber das fade, repetitive Gameplay im Mittelteil killt spätestens nach ein, zwei Stunden jeglichen Spielspaß. Insgesamt wirkt das Game-Design wie ein Sammelsurium aller bislang erschienen und längst durchgenudelten VR-Spielmechaniken: Werfen, Klettern, Schießen, Fallen, Gleiten. Eine Tech-Demo von 2016 hätte es nicht besser machen können.
Die zwischenzeitlichen Knobeleinlagen sind nichts mehr als Trial-and-Error-Passagen. Somit bleibt das schwierigste Rätsel von Sam & Max: This Time It’s Virtual die Frage, warum ein Spiel, das im Kern eine Minispiel-Sammlung mit reichlich Wurf-, Balance- und Schießeinlagen ist, so wenig Wert auf gute Physik legt.
Sam & Max: This Time It’s Virtual könnt ihr hier kaufen:
Stores | Unterstützte Geräte | Preis |
---|---|---|
Quest Store | Oculus Quest (2) | 29,99 Euro |
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