Reise zum Mars: VR mit Geruch gegen Einsamkeit & Langeweile

Reise zum Mars: VR mit Geruch gegen Einsamkeit & Langeweile

US-Forscher:innen arbeiten an Gerüchen für Virtual Reality-Welten. Die Düfte in VR sollen die mentale Gesundheit von Astronaut:innen auf jahrelangen Weltraummissionen schützen.

„Während langandauernden Missionen müssen Astronauten auf viele Sinnesreize verzichten. Das kann verschiedene Nachteile haben: von physiologischen Reaktionen auf Stress und Isolation bis zu Beeinträchtigungen von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen und des Wohlbefindens“, sagt Dr. Ana Diaz Artiles.

Sie arbeitet als Assistenzprofessorin am Institut für Raumfahrttechnik der Texas A&M University. Die für Astronauten gefährliche Isolation im Weltraum könnte durch spezielle VR-Erfahrungen bekämpft werden.

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VR gegen Einsamkeit

Im Weltraum herrscht Einsamkeit. Trotzdem sollen in naher Zukunft Astronaut:innen zum Beispiel auf dem Mond landen und dort längere Zeit verweilen. Später will die NASA zum Mars fliegen.

Diese langwierigen Weltraumaufenthalte vor Augen, wollen die Forschenden für das mentale Wohl der Raumfahrer:innen sorgen. Der Flug zum Roten Planeten soll rund drei Jahre dauern, die Kommunikation mit der Erde wird währenddessen um rund 20 Minuten verzögert. In dieser Zeit ist die Besatzung auf wenigen Quadratmetern „eingesperrt“.

Soziale Kontakte zur Erde oder Care-Pakete, wie sie heute beispielsweise zur Internationalen Raumstation ISS geschickt werden, sind bei einer Mars-Mission nahezu unmöglich. Dr. Diaz Artiles setzt deshalb auf Virtual Reality, um die psychische und physische Gesundheit der Crew zu fördern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf VR-Umgebungen, die mit Gerüchen angereichert sind: „Wir schaffen ‚erweiterte‘ multisensorische Erfahrungen, die zu gesünderen Menschen mit verbessertem Verhalten, Gesundheit und Leistungsfähigkeit führen könnten.“

Geruchs-VR: Der Zombie unter den VR-Technologien?

Wenn wir etwas riechen, werden die Geruchsinformationen zum limbischen System weitergeleitet, erklärt Dr. Diaz Artiles. Dieser Teil des Gehirns ist an emotionalen und Gedächtnisprozessen beteiligt. So kann etwa ein Parfüm bestimmte Emotionen hervorrufen.

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Diesen Effekt machen sich auch Hersteller von VR-Brillen zunutze. Auf der größten Elektronikmesse CES 2023 wurde etwa ein VR-Headset vorgestellt, das mit Duftkartuschen ausgestattet ist, um Konsument:innen etwa beim VR-Shopping zu bezirzen. Weiterhin gab es in der Vergangenheit schon mehrere Versuche, Riech-VR zu etablieren, etwa ein Zombie-Riech-Modul. Obwohl sich dieses und vergleichbare Konzepte bisher nicht durchsetzen konnten, hält selbst VR-Guru Carmack Geruchs-VR nicht für gänzlich abwegig – und die Forschenden in Texas auch nicht.

Natürliche Düfte steigern das allgemeine Wohlbefinden

Sie arbeiten mit Gerüchen, die durch die besuchten Orte in der VR-Umgebung ausgelöst werden. Beispielsweise kann ein Astronaut in Virtual Reality an einen Fluss gehen und nicht nur das Rauschen des Wassers hören, sondern auch das nasse Gras am Ufer riechen. Dazu sind in der VR-Umgebung transparente Hotspots versteckt. Sie lösen die Gerüche aus, wenn der Avatar sie berührt. Wie das technisch funktioniert, wird im Bericht nicht erklärt. Denkbar wären hier auch Kartuschen oder ähnliche Systeme.

Natur wirkt positiv auf Körper und Geist, sagen die Forschenden und wollen so den Astronauten ein Stück Erde in VR bringen. Die Zugabe von Gerüchen soll diese Erfahrung so real wie möglich machen.

In ihrer Studie stellen sie fest: Gerüche reduzieren nicht nur die Angst vor und nach einer simulierten brenzligen Situation an Bord – sie steigern auch das Wohlbefinden beim Entspannen.

Dr. Diaz Artiles stellt sich für die Zukunft „virtuelle Care-Pakete“ vor. Familie und Partner:innen sollen etwa virtuelle Blumen ins All schicken können, die nach Rosen duften. Das Ziel: Astronaut:innen sollen den Kontakt zu ihrem Zuhause nicht verlieren.

Quellen: Phys.org, Fortune