Psychiatrische Isolationshaft: VR-Simulation soll Betreuer sensibilieren

Psychiatrische Isolationshaft: VR-Simulation soll Betreuer sensibilieren

Ein kanadisches Forschungskrankenhaus entwickelt VR-Simulationen, die für die psychischen Folgen der Isolationshaft sensibilisieren sollen. Dadurch soll das Einfühlungsvermögen von Betreuern und Wachpersonal gestärkt werden.

Das VR-Programm wird an der St. Joseph's Healthcare Hamilton unter der Leitung von Dr. Gary Chaimowitz entwickelt. Chaimowitz ist für die Betreuung der Patienten und die Forensikabteilung des Krankenhauses zuständig und unterrichtet an der McMaster University Psychiatrie und Neurowissenschaften.

Entwickelt wurden zwei VR-Simulationen: Die erste versetzt VR-Nutzer in den Isolationsraum eines Krankenhauses, das keine Fenster und keine Toilette bietet. Auf Hilferufe folgen zehn mögliche Reaktionen der Außenwelt: von "Ja, wir bringen dir gleich etwas" bis hin zu "Warte eine Sekunde, wir sind gerade etwas beschäftigt". Manchmal kriegt der VR-Nutzer auch nur Gelächter zu hören.

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In der zweiten Simulation finden sich VR-Nutzer in einer schwach beleuchteten Gefängniszelle wieder (siehe Video unten).

Für die technische Umsetzung der raumfüllenden VR-Simulationen zeichnet das in Ottawa ansässige VR-Studio SimWave verantwortlich. Es griff für die grafische Gestaltung der Räume auf Fotografien echter Krankenhäuser und Gefängnisse zurück.

VR-Erfahrungen für Patienten geplant

Das Ziel der VR-Simulationen: Sie sollen die Empathie der Betreuer fördern. "Wir wollten sehen, was es bedeutet, auf der anderen Seite der Tür zu stehen", sagt Chaimowitz gegenüber der kanadischen Tageszeitung The Star.

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Die VR-Erfahrung könne zwar nicht alle Aspekte der Isolationshaft wie zum Beispiel die Gerüche und den typischen Lärm einfangen, aber das Personal dennoch ansatzweise in die Situation Betroffener versetzen. Das solle letzten Endes zu einem humaneren Umgang mit Patienten führen.

Nach erfolgreich verlaufenen ersten Tests mit teils starken Reaktionen soll das VR-Programm erweitert werden. In Zukunft sollen auch für Patienten VR-Erfahrungen entwickelt werden, sodass sie mit der VR-Brille in der Lage sind, virtuelle Reisen zu unternehmen.

Die ursprüngliche Idee ist übrigens nicht neu: Bereits 2016 veröffentlichte die britische Tageszeitung The Guardian eine VR-Erfahrung, die Isolationshaft simuliert. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um ein 360-Grad-Video, das zudem nicht ausdrücklich für Betreuer entwickelt wurde. Ausprobieren kann man die VR-Erfahrung hier.

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Titelbild: SimWave / Jim Rankin & Toronto Star, Quelle: The Star, via: VRScout