Pokémon-Go-Erfinder über Smartphone-AR: "Ein bisschen unbeholfen"
Nach der Enthüllung des neuen iPhone X und weiteren ARKit-Demos meldet sich der Erfinder von Pokémon Go zu Wort, der erfolgreichsten Augmented-Reality-App aller Zeiten. Ausgerechnet der sieht Smartphone-AR nur als Notlösung.
Mit Pokémon Go schaffte das Entwicklerstudio Niantic den größten Augmented-Reality-Hit überhaupt: Millionen Menschen laufen mit ausgestrecktem Smartphone-Arm durch reale Straßen und halten Ausschau nach digitalen Monstern. Die App verdiente innerhalb eines Jahres über eine Milliarde US-Dollar.
Jetzt schreibt ausgerechnet der Niantic-Chef John Hanke, dass Augemented Reality mit dem Smartphone "ein wenig unbeholfen" sei. Außerdem lege Smartphone-AR einen zu starken Fokus auf den visuellen Aspekt einer digital erweiterten Realität. Augmented Reality sei ein viel größeres Gebiet als der Blick durch die Kamera.
___STEADY_PAYWALL___Die erweiterte Realität funktioniert ohne Display
Eine erweiterte Realität könne ebenso im Gehörgang stattfinden, eine Stimme, die im Kontext der Umgebung Informationen einflüstert. Als Beispiel nennt Hanke die digitale Assistentin aus dem brillanten KI-Film "Her".
Ein weiteres Beispiel für AR ohne Grafik ist laut Hanke sein erstes Smartphone-Spiel "Ingress", das nach dem Pokémon-Go-Prinzip Menschen durch die reale Welt lotst, um virtuelle Missionen zu erfüllen. Allerdings verzichtet Ingress im Unterschied zu Pokémon Go auf aufwendige Rendergrafiken und wird allein anhand einer digital erweiterten Umgebungskarte gespielt.
Dann outet sich Hanke als Transhumanist, also als Mensch, der glaubt, dass die Menschheit ihre sensorischen Fähigkeiten durch Technologie erweitern sollte. Das wahre Potenzial von Augmented Reality sei es, dass Menschen ihre "Basisfähigkeiten" in der physischen Realität verbessern und "endlich wieder den Kopf vom Smartphone-Display heben" - ohne dadurch den Zugriff auf digitale Informationen zu verlieren.
Smartphone-AR als Zwischenschritt hin zur Brille
Hankes Fazit zu Apples ARKit fällt zwiegespalten aus. Die Softwarelösung sei ein wichtiger Schritt zur echten erweiterten Realität, habe jedoch viele Einschränkungen. Die schlechte Nutzbarkeit und das enge Sichtfeld seien zwei wesentliche Minuspunkte von Smartphone-AR.
Es bestünde die Gefahr, dass Nutzer Smartphone-AR-Apps als "Gimmick" abwerten und das Interesse an Augmented Reality verlieren. Sein Studio versuche jedoch, die verfügbare Technologie auszureizen.
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Als langfristige Lösung gilt laut Hanke ausschließlich, klar, die AR-Brille. "Sie wird kommen, auch wenn es schwer ist, sie zu bauen. Aber wenn sie da ist, dann führt kein Weg zurück", schreibt Hanke.
Google Glass als Teasertechnologie
Google Glass sei ein Vorgeschmack auf die AR-Zukunft, obwohl die Datenbrille technische Einschränkungen habe und sozial nicht akzeptiert würde aufgrund der integrierten Kamera und des dauerhaften Displayzwangs.
Die gleichen Hindernisse existierten aber auch für Smartphones und müssten für zukünftige AR-Geräte adressiert werden. Diese werden laut Hanke "die ultimativen Werkzeuge, mit denen man mit allen Informationen der Welt verbunden ist, während man mit ihr interagiert" - Augmented Reality setze sich in jedem Fall durch, lautet Hankes Fazit.
Alles wird interaktiv
"Mit AR-Brillen leben wir in einer Welt, in der alles, was wir sehen, interaktiv ist", schreibt Hanke. Gebäude, Büros, das eigene Zuhause und ganze Städte böten dynamische Interfaces, angepasst auf individuelle Nutzungsbedürfnisse.
Es könnten Milliarden US-Dollar eingespart werden, die derzeit noch in physische Schilder, Verzeichnisse, Pläne und andere haptische Navigationselemente für die Realität flössen. Sie alle würden durch digitale Einblendungen mit höherer Funktionalität ersetzt.
Von Virtual Reality hält Hanke indes wenig. Ein Matrix-Szenario, in denen Menschen in Nährschleim eingelagert sind und sich per Gehirndraht in eine virtuelle Zwischenwelt einwählen, lehnt er ab.
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