Pico stampft eigenen "Beat Saber Killer" ein, Studio völlig überrascht - Bericht

Pico stampft eigenen

Neue Informationen, die MIXED vorliegen, zeichnen ein chaotisches Bild beim VR-Brillen-Hersteller Pico. Die Gerüchte der letzten Wochen scheinen sich zu bewahrheiten. 

In den vergangenen Wochen gab es Berichte, dass Bytedance den 2019 gekauften VR-Brillen-Hersteller Pico abwickeln oder zumindest stark zusammenkürzen will.

Ein neuer Bericht eines Beta-Testers mit direktem Kontakt zu Pico-Entwicklern bestätigt die bisherigen Informationen und zeichnet ein Bild von internem Kommunikationschaos. Der Bericht liegt MIXED vor.

Blitz Rhythm war eine vielversprechende Eigenproduktion

Pico arbeitete offenbar seit zwei Jahren an einem „Beat Saber Killer“ mit dem Namen Blitz Rhythm. Unter anderem dafür hatte Pico eigene Motion Tracker entwickelt, denn im Unterschied zu Metas VR-Hit sollten Spieler:innen in Blitz Rhythm den ganzen Körper, also auch die Beine, einbeziehen können.

Die offizielle Berichterstattung darüber war dünn, auch weil Pico so gut wie keine externe Kommunikation betrieb. Vereinzelt gab es ein paar Youtube-Kanäle, die über das Spiel berichteten. Auch die Motion Tracker wurden kaum erwähnt.

Zur europäischen Closed Beta, die Mitte 2023 startete, wurden etwa 80 bis 100 Spielende zugelassen. Sie bekamen auch die neuen Motion Tracker. Das Feedback soll sehr positiv und die Entwicklung bereits nahe an einem releasefertigen Produkt gewesen sein. In China sollen sogar bereits tausende begeisterte Spielende Zugang zum VR-Spiel haben.

Überraschende Entlassung des gesamten Teams

Vom 20. bis 22. Oktober (also erst vor knapp drei Wochen) veranstalteten Blitz Rhythm-Entwickler:innen ein Meet & Greet-Event im Pico-Büro in Barcelona. Einige Closed-Beta-Teilnehmer:innen hatten dort die Gelegenheit, die Entwickler:innen zu treffen, sich auszutauschen und direktes Feedback zum Spiel abzugeben.

Das war auch exakt das Wochenende, an dem der erste Bericht über Bytedance’ Pläne, Pico abzuwickeln, auftauchte. „Da haben die Entwickler noch darüber gelacht“, erzählt unsere Quelle.

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Seit Dienstag, 07.11.2023, ist es aber für alle direkt Beteiligten offiziell: Das gesamte Team wurde entlassen und die Entwicklung von Blitz Rhythm eingestellt. Die Entwickler:innen wurden davon offenbar überrascht.

Die Begründung, die ein Pico-Entwickler gegenüber unserer Quelle angab, passt zu den bisherigen Berichten: Bytedance sehe in Virtual Reality keine gewinnbringende Zukunft und Pico werde sich in Zukunft wieder ausschließlich auf die Herstellung von VR-Headsets konzentrieren.

„Das ist absolut traurig für die Entwickler, die mit Herzblut dabei waren und mir wirklich leidtun“, kommentiert unsere Quelle die Entlassungen.

Will Bytedance Pico verkaufen?

Dass Bytedance einerseits keine Zukunft in VR sieht, aber gleichzeitig die Herstellung von VR-Brillen fortführen will, klingt widersprüchlich. Allerdings könnte das darauf hindeuten, dass Bytedance Pico nicht völlig auflösen, sondern die Kern-Firma verkaufen möchte (was wir im MIXEDCAST 365 bereits halb scherzhaft vermuteten), möglicherweise um die eigenen Verluste etwas abzumildern.

Der Vorgang erklärt auch, warum wir keinerlei Informationen über Picos Roadmap für 2024 von der AWE 2023 in Wien erhalten haben. Auf unsere Nachfrage zu den ursprünglichen Gerüchten um die Pico Schließung schrieb Oliver Wöhler von Bytedance am 21. Oktober in einer E-Mail an MIXED: „Wir freuen uns, einen Vortrag auf der AWE zu halten und planen, einige großartige Neuigkeiten über unsere Roadmap 2023 und 2024 zu präsentieren.“

Eine Roadmap gibt es offenbar zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr.