Oculus Quest am PC: Erste positive Tests zu Oculus Link
Die wohl größte Überraschung auf der Oculus Connect 6 ist Oculus Link, eine kabelgebundene PC-Unterstützung für Oculus Quest. Sie macht die autarke VR-Brille zu einer PC-VR-Brille. Nun gibt es erste, positive Eindrücke von Testern.
Oculus Link wird im November als Software-Update an Quest-Nutzer ausgerollt. Danach wird man die VR-Brille per USB-3-Kabel mit einem PC-Zuspieler verbinden und PC-VR-Spiele spielen können.
Road to VR zufolge würden die meisten, aber nicht alle Rift-Titel unterstützt. Entwickler könnten zudem selbst entscheiden, ob ihr Rift-Spiel Oculus Link unterstützt. SteamVR-Titel soll man problemlos nutzen können und wahrscheinlich auch Viveport-Software.
___STEADY_PAYWALL___Great! Viveport Infinity will be the “Netflix of VR” for Quest and Rift! 😉 pic.twitter.com/U3twKmAfmr
— Rikard Steiber (@rikardsteiber) September 26, 2019
Für eine optimale Oculus-Link-Erfahrung braucht man einen Rechner, der den empfohlenen Hardware-Spezifikationen für Rift-Brillen entspricht, sagt Tested (siehe Video unten).
Die PC-Verbindung soll mit jedem ausreichend schnellen USB-3-Kabel funktionieren. Da nicht jedes Kabel gleich viel Daten sowie Energie überträgt und genug lang ist, will Oculus ein eigenes, fünf Meter langes Fiberoptikkabel für 80 US-Dollar verkaufen.
Laut Tested wird das Kabel nicht bis zum Marktstart im November erhältlich sein, sodass man sich bis dahin mit einem handelsüblichen USB3-Kabel behelfen muss.
Oculus Quest wird zur Hybrid-Brille
Das Oculus-Kabel soll flexibler und dünner sein als herkömmliche USB-Kabel und Oculus Quest gleichzeitig laden können, sofern der USB-Anschluss am PC Stromversorgung bietet. Die Anschlüsse werden an beiden Enden des Kabels USB-C sein, man kann jedoch einen Adapter verwenden, um das Kabel mit dem USB-A-Anschluss des PCs zu verbinden.
Die Trackingdaten der Oculus Quest werden per Kabel zum PC übermittelt. Der berechnet und komprimiert das Bild und schickt es als Videofeed zurück an die Oculus Quest. Gerendert wird das Bild laut Tested auf einer niedrigeren Auflösung als Oculus Quest, die der von Oculus Rift S näherkommt. Die genaue Renderauflösung sei noch nicht festgesetzt.
Generell ist auf der Rift S ein schärferes und leicht flüssigeres Bild zu erwarten, wegen der vollen Subpixelmatrix und der etwas höheren Bildwiederholrate des Rift-S-Displays. Dafür hat man mit der Quest bessere Schwarzwerte dank des OLED-Displays und kann den Augenabstand manuell justieren. Die Spezifikationen der beiden VR-Brillen könnt ihr in unserem Übersichtsartikel zu VR-Brillen 2019 vergleichen.
Laut Road to VR macht Oculus Link die Quest-Brille zu einer vollwertigen Rift, sodass man Funktionen wie Oculus Home und Oculus Dash mit Oculus Quest nutzen kann.
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Kein großer Unterschied zu PC-VR
Ben Lang von Road to VR konnte Oculus Link auf der OC6 ausprobieren. Er schreibt, dass sich Oculus Quest mit Kabelverbindung wie eine native PC-VR-Brille anfühlt.
Er spielte Asgard's Wrath und habe weder beim Kopf- noch beim Controllertracking eine im Vergleich zu Rift S höhere Latenz ausmachen können. Den ultimativen Härtetest mit Beat Saber durfte er vor Ort nicht machen. Ruckeln, Kompressionsartefakte oder verwaschene Texturen habe er nicht erlebt.
Von UploadVR testeten gleich drei Redakteure Oculus Link. Ian Hamilton bemerkte für einen Sekundenbruchteil Bildartefakte, ohne sie jedoch reproduzieren zu können. Eine höhere Latenz als bei Rift S konnte er nicht feststellen. Tatjana Vejnovic fielen Einbrüche bei der Bildwiederholrate auf, wenn sie sich schnell bewegte. David Jagneaux berichtet von leichter Artefaktbildung, wenn er den Kopf schüttelte.
Die Spielerfahrung komme der einer PC-VR-Brille "extrem nahe", schreibt Jagneaux. Er werde nach Erscheinen von Oculus Link niemandem mehr zum Kauf einer Oculus Rift S raten. Wer eine PC-VR-Brille nutze, werde zwar den Unterschied ausmachen können, für die meisten Nutzer und alle, die nicht das allerbeste Tracking und die allerbeste Performance wollen, reiche Oculus Link mehr als aus. Ansonsten solle man eine Valve Index ins Auge fassen.
Wer braucht noch eine Oculus Rift S?
Devindra Hardawar von Engadget konnte keinen Unterschied ausmachen zwischen Oculus Links Videofeed und den Bildern einer herkömmlichen PC-VR-Brille. Er spielte Stormland und erlebte weder Bildartefakte noch Einbrüche der Bildwiederholrate. Verzögerungen beim Tracking traten ebenfalls nicht auf. Nach seinem Test sei er überzeugter als zuvor, dass Oculus Link die PC-VR-Brille Rift S obsolet macht.
Genau das schreibt auch Lucas Matney von Techcrunch. Die Unterschiede zwischen Stormland auf einer Oculus Quest und einer Oculus Rift S seien "unglaublich winzig".
Er weist allerdings auf die geringere Bildwiederholrate von 72 Hertz gegenüber anderen PC-VR-Brillen hin, wodurch die Spielerfahrung insgesamt etwas weniger flüssig wirke.
Der deutsche Youtuber Voodoode (Link zum Video) berichtet, dass er keinerlei Probleme mit Oculus Link hatte: Das Bild sei absolut scharf und er habe auch keine schwarzen Ränder am Bildschirm beobachten können. Er rät zum Kauf einer Quest anstelle der Rift S, zumal Oculus Quest den Vorteil eines OLED-Displays und eines IPD-Reglers bietet. Nur wer Oculus Quest unbequem findet und stundenlang spielen will, sollte noch über den Kauf einer Oculus Rift S für PC-VR nachsinnen.
Norman Chan und Jeremy Williams von Tested konnten Oculus Link ebenfalls ausprobieren. Weder Chan noch Williams seien eine zusätzliche Latenz oder Kompressionsartefakte aufgefallen, Chan sah hingegen bei schnellen Kopfbewegungen an der oberen und unteren Bildperipherie schwarze Streifen. Williams sieht nach Oculus Link keinen Grund mehr, sich eine Oculus Rift S zu kaufen.
Titelbild: Tested, Quellen: Road to VR, UploadVR, Techcrunch, Engadget, Tested
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