Oculus-Gründer: "Alle Virtual-Reality-Analysten liegen falsch"

Oculus-Gründer:

Bei Twitter bricht Oculus-Mitgründer Palmer Luckey den Stab über die "Daten" von VR-Analysten: Keiner von ihnen nenne korrekte Verkaufszahlen.

Prognosen von Analysten dienen Investoren und der Finanzindustrie im Optimalfall als Orientierung, um das eigene Geld möglichst gewinnbringend anzulegen. Klar ist, dass das häufig nicht klappt und die Vorhersagen daher nicht als Handlungsanweisung zu verstehen sind, sondern bestenfalls als Indikator. Sonst könnte ja jeder erfolgreich spekulieren.

Bei entstehenden Märkten wie Virtual und Augmented Reality blicken auch die Medien und die Öffentlichkeit verstärkt auf Analysten-Zahlen. Sie sind fast der einzige Anhaltspunkt, um den Erfolg oder Misserfolg der neuen Technologien einzuschätzen, da sich die Hersteller selbst weitgehend in Schweigen hüllen.

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Unerfüllte Erwartungen

Obwohl der VR- und AR-Markt noch verhältnismäßig klein und übersichtlich ist, kommt es zu teils deutlichen Fehleinschätzungen: Den vielleicht krassesten Fall produzierte das auf den Spielemarkt spezialisierte Analyseunternehmen Superdata, das im April 2016 2,6 Millionen verkaufte Playstation-VR-Brillen bis Jahresende prognostizierte. Kurz nach dem Marktstart der Sony-Brille im Oktober 2016 senkte Superdata die Prognose auf unter eine Million verkaufte Einheiten. Das machte Schlagzeilen.

Nach außen wirkt so ein Hin und Her als Unsicherheitsfaktor und gaukelt Misserfolg vor, obwohl vielleicht die internen Absatzziele eines Unternehmens erfüllt wurden. Bei der Berichterstattung über die nackten Zahlen fehlt häufig die Rahmenhandlung. Die mehr oder weniger informierten Einschätzungen werden wie ein Fakt weitergetragen.

Das färbt das öffentliche Stimmungsbild und kann so unnötig Druck auf den entstehenden Markt ausüben, wenn das Gefühl entsteht, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden.

"Verrückte Vorhersagen, schlechtes Rätselraten"

Genau diesen Mechanismus prangert Oculus-Mitgründer Palmer Luckey bei Twitter an. Luckey musste Oculus aufgrund einer Politaffäre im März 2017 verlassen, dürfte aber noch immer tiefere Einblicke in die Entwicklung der Branche haben als so mancher Analyst.

Er könne keine Details nennen, schreibt Luckey, aber kein einziger Analyst würde korrekte Verkaufszahlen nennen. "Es macht mich verrückt, dass Leute schlechtes Rätselraten als Fakt weitergeben", so Luckey.

Er lässt kein gutes Haar an der Analysten-Branche: "Sie geben verrückte Vorhersagen raus und behaupten dann ein Jahr später, dass die Verkäufe nicht die Erwartungen erfüllt hätten, so als wären sie diejenigen, die die Erwartungen setzen."

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Luckeys Beschwerde folgt auf einen kürzlich veröffentlichten Jahresbericht von Superdata, nach dem Oculus in 2017 nur rund 300.000 VR-Brillen verkaufen konnte. In Anbetracht der massiven Preissenkungen um circa 50 Prozent wäre das eine große Enttäuschung.

Der Oculus-Investor Greg Castle drückte es im März 2017 noch drastischer aus als Luckey: Die Zahlen von Analysten seien "kompletter Bullshit".

Insider sollten vorsichtig sein, wenn sie mit der Presse oder mit Menschen außerhalb der Industrie sprechen. VR sei definitiv die Zukunft, zuvor müssten jedoch viele Probleme gelöst werden. "Wenn wir solche blöden Zahlen hinausposaunen, dann wird es nur Enttäuschung geben", so Castle.

Obwohl die Nachfrage nach VR-Brillen gering ist, halten viele Visionäre an der Idee fest, dass räumliche Computer die Zukunft sind.

Ist der Erfolg von Virtual Reality wirklich unausweichlich?