North Focals: Tests zur schlanken Smartphone-Datenbrille
Update vom 16. Juni 2019:
Auch Techcrunch berichtet positiv über die Datenbrille Focals: Sie sei wie eine Apple Watch für die Nase und fühle sich fast wie eine gewöhnliche Brille an. Die Benutzerführung sei insgesamt gelungen.
Der Tester beschwert sich etwas über Augenmüdigkeit durch die konstante Verschiebung des Fokuspunktes zwischen den digitalen Einblendungen direkt vor dem Auge und der Umgebung. Außerdem müsse man sehr genau darauf achten, dass die Brille richtig auf der Nase sitzt: sonst würden Einblendungen unscharf, was die Augen noch mehr anstrenge.
___STEADY_PAYWALL___Focals sei interessant für technophile Menschen, die gerne konstant mit der digitalen Welt verbunden sein möchten. Beim Smartphone könne man sich noch entscheiden, ob man es aus der Tasche holt und aufs Display schaut. Mit der Datenbrille auf der Nase sei diese Entscheidung hinfällig.
Insgesamt sei North auf dem richtigen Weg: Neue Funktionen erscheinen laufend, die Brille sehe gut aus und die Technologie funktioniere. Jetzt müsse sie verfeinert werden.
Update vom 6. Juni 2019:
Die Webseite Mashable liefert einen Test nach: Auch hier schneidet die schlanke Smartphone-Datenbrille mit vier von fünf Punkten gut ab. Der Tester hebt die Verarbeitungsqualität und den modischen Stil hervor, die bequeme Nutzung sowie die regelmäßigen Updates.
Freunde hätten die Datenbrille nicht als solche identifiziert, aber an den Augenbewegungen erkannt, dass er sich auf die digitalen Inhalte in seinem Sichtfeld konzentrierte und zum Teil dabei sogar leicht schielte. Er berichtet über leicht angestrengte Augenmuskulatur.
Zu hoch findet er den Preis, außerdem fehlen ihm Navigationsangaben zum öffentlichen Nahverkehr. Auch das Etui sei zu klobig. In der Sonne brauche man grundsätzlich abgedunkelte Gläser, um die Einblendungen noch zu erkennen. Die Gläser gibt es gegen Aufpreis.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis bewertet der Tester als durchschnittlich. Insgesamt sei die Focals-Brille ein guter erster Schritt in Alltags-AR. Da die Brille nur an ausgewählten Standorten verfügbar und recht teuer sei, könne sie wahrscheinlich nur schwer an viele Menschen verkauft werden.
Update vom 15. Februar 2019:
Die US-Webseite "The Verge" hatte Focals ebenfalls im Testlabor. Das Urteilt ähnelt der zuvor erschienenen Testberichte: Die Datenbrille funktioniere bei Push-Meldungen vom Smartphone gut und sei unauffällig. Im Gespräch mit Freunden habe es bis zu zehn Minuten gedauert, bis diese die Spezialfähigkeiten der Brille bemerkten. Den meisten Menschen falle es gar nicht auf.
Kritisiert werden die geringe App-Auswahl und die schlechte Textnachrichtenanbindung bei iOS. Die Navigation wurde in Zusammenarbeit mit Mapbox umgesetzt, sie sei rudimentär und ungenau.
Eine wesentliche Wirkung entfalte die Brille: Hat man sie auf der Nase, schaut man weniger oft auf das Smartphone.
Die Testerin vergibt sieben von zehn Punkten: Trotz der offensichtlichen Mängel fühle sich die Brille "wie die Zukunft" an.
Update vom 2. Februar 2019:
Ein weiterer Test trudelt von "Tom's Hardware" ein: Die Testerin lobt ebenfalls den für eine AR-Brille stilvollen Formfaktor sowie den einfachen Zugriff auf Apps wie Alexa, Uber, Navigation oder Wetter. Zuklappbare getönte Gläser machen die Brille bei Sonnenlicht brauchbar.
Kritikpunkte sind die geringe App-Auswahl, die verbesserungswürdige Bildqualität, die komplizierte Anbindung an das iPhone-SMS-System (Android ist fein) und Wärmeentwicklung am rechten Brillenbügel.
Am Bild stört sie ein leichtes Flimmern vergleichbar mit einem Röhren-TV - sie räumt ein, womöglich besonders sensibel zu sein. Farben sollen kräftig und die Helligkeit hoch genug sein für die Draußen-Nutzung. Gelegentlich käme es zu Doppelbildern oder grünen Reflexionen.
Den Tragekomfort lobt die Testerin explizit und bezeichnet Focals als ihre bislang komfortabelste Brille überhaupt. Sie vergibt drei von fünf möglichen Punkten.
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Ursprünglicher Artikel vom 30. Januar 2019:
Das kanadische Unternehmen Focals will mit der Datenbrille North eine smarte Geräterevolution anstoßen: Statt eines klobigen Gesichtscomputers gibt's zunächst eine fast normale Brille als Smartphone-Verlängerung für die Nase.
In der Vorderansicht fällt Focals nur dem aufmerksamen Beobachter als Datenbrille auf: Ein kleiner Fleck auf dem rechten Brillenglas verrät, dass die Brille mehr kann als die Sicht schärfen.
Über diese Spezialbeschichtung wird das Licht eines im Brillenbügel eingelassenen Projektors ins Auge geleitet. Fertig ist das Smartphone-Display für die Nase. Der Anzeigebereich ist rund 15 Grad weit und löst mit circa 300 mal 300 Bildpunkten auf. Er sitzt etwas nach rechts versetzt und soll im Blickfeld nicht stören.
Kompatibel ist Focals mit den Benachrichtigungssystemen von Android und iOS. Korrekturgläser können eingesetzt werden, auch Kontaktlinsen in Kombination sind möglich.
Seit Anfang des Jahres wird die Brille für rund 1.000 US-Dollar verkauft. Der Kaufprozess ist noch aufwendig: Die Brille muss mittels 3D-Scan genau auf das Gesicht des künftigen Trägers angepasst werden, damit das Display später richtig im Blickfeld sitzt. Möglich ist das nur in zwei Niederlassungen in Toronto und New York. Hergestellt wird Focals in einer Fabrik in Kanada.
Die ultimative Nasenuhr
Bedient wird die Datenbrille über den Fingerring mit Mini-Joystick "Loop", den Technikjournalistin Laureen Goode für Wired als "ziemlich hässlich" aber "absolut befriedigend" bezeichnet. Das Gefummel an dem Fingerring mache regelrecht süchtig. Focals kann zusätzlich via Sprachsteuerung bedient werden, Amazons Alexa wird unterstützt. Eine Kamera ist nicht verbaut.
Die Killer-App, so Goode, sei womöglich die einfachste Funktion überhaupt: Uhrzeit und Datum anzeigen. Dafür reicht ein Klick mit dem Joystick-Ring. Ansonsten dient die Brille als Verlängerung des Smartphone-Displays und spiegelt die dort anfallenden Benachrichtigungen zu E-Mails, News oder Navigation direkt ins Sichtfeld. Die Bildqualität des Mini-Projektors beschreibt Goode als "überraschend scharf".
Noch nicht ausgereift sein soll die Anbindung ans SMS-Nachrichtensystem von iOS aufgrund von Apple-Restriktionen. Mit Android soll die Nachrichtenfunktion besser klappen. Antworten sind mit vorgegebenen Textbausteinen und Emojis möglich.
Die Akkulaufzeit soll bei circa 16 Stunden für die Brille und mehreren Tagen für den Finger-Controller liegen. Das Brillenetui dient als Ladestation, sei aber "verdammt klobig".
Goodes Fazit ist zwiespältig: Die besten Eigenschaften an Focals seien die einfachsten Funktionen und dass man die Datenbrille nicht ohne weiteres als solche erkennen könne. Bei längerer Tragezeit fühle sich die Brille etwas schwer an.
Insgesamt könne Focals nicht "den ultimativen Datenbrillentraum erfüllen", käme diesem Ziel aber näher als jede andere von ihr getragene Tech-Brille.
"Der Traum lebt weiter"
Julian Chokkattu von Digitaltrends beurteilt Focals positiver als seine Kollegin: Die Brille sei ein Erfolg, fühle sich an "wie Magie" und habe seine Begeisterung für Datenbrillen neu entfacht.
Der Formfaktor sei weitgehend normal und deutlich besser als beim Konkurrenzmodell von Vuzix. In erster Linie falle der Projektor am Brillengestell auf und die überdurchschnittlich dicken Bügel. Nicht jeder Beobachter bemerke, dass es sich bei Focals um eine Datenbrille handelt. Bekannten sei es schnell aufgefallen, in der Öffentlichkeit hingegen hätte sich niemand geäußert.
Das Interface der Brille sei "einfach, bunt und angenehm fürs Auge". Den Bedienungsring bezeichnet Chokkattu als "fantastisch", da man ihn auch bequem in der Jackentasche nutzen könne. "Man kann seine Benachrichtigungen bearbeiten oder ein Taxi bestellen und niemand bemerkt es." Allerdings drücke die Brille etwas auf die Nase.
Focals sei die Datenbrille, die man sich seit der Vorstellung von Google Glass gewünscht habe. Es sei praktisch, Nachrichten angezeigt zu bekommen, ohne jedes Mal das Smartphone aus der Tasche ziehen zu müssen.
Aufgrund des noch immer dezent ungewöhnlichen Formfaktors sowie des hohen Preises sei die Brille zwar nur für Enthusiasten interessant, aber dennoch ein "Meilenstein in der Geschichte der Datenbrillen". "Der Traum lebt weiter", schreibt Chokkattu.
Einen weiteren Eindruck gibt's im folgenden Video:
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