Mixed-Reality-Brillen könnten das Sehvermögen des Menschen erweitern

Mixed-Reality-Brillen könnten das Sehvermögen des Menschen erweitern

Das kanadische Unternehmen eSight stellt Brillen her, die eine ganz andere Form von "Augmented Reality" bieten: Sie erweitern die Realität nicht, sondern verstärken sie. Auf diese Weise ermöglichen sie Menschen mit Sehbehinderung, ihre Umgebung zu sehen. Dieselbe Funktion könnten in Zukunft auch autarke Mixed-Reality-Brillen übernehmen. Dann könnte die Technologie Menschen erlauben, Dinge zu sehen, die sie ohne künstliche Verstärkung nicht sehen könnten.

Yvonne Felix wurde mit sieben Jahren in einen Autounfall verwickelt. Danach wurde bei ihr eine schwere Erkrankung der Netzhaut diagnostiziert, die sie fast erblinden ließ: Der blinde Fleck in ihrem Auge verdeckt seither 98 Prozent ihres Sichtfelds. Heutzutage trägt Felix das neuste Modell der eSight-Brille und kann mit ihr einkaufen gehen und arbeiten.

"Ich erinnere mich, wie ich mir die Brille aufsetzte, aufblickte und zum ersten Mal meinen Ehemann sah, mit dem ich seit acht Jahren verheiratet bin", erzählt Felix der US-Seite CNET. "Er hielt unseren zwei Monate alten Sohn, den wir gerade vom Krankenhaus nach Hause brachten, in den Armen. Ich werde dieses Bild bis an mein Lebensende nicht mehr vergessen."

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Das Brillengehäuse hat eine HD-Kamera verbaut, die die Umgebung filmt. Algorithmen verstärken das Videosignal, das verzögerungsfrei auf zwei hochauflösende OLED-Displays innerhalb des Gehäuses gestreamt wird. Der Autofokus der Kamera arbeitet fast so schnell wie das menschliche Auge und braucht nur ein Millisekunde, um ein Objekt scharfzustellen.

Mit Hilfe eines Controllers, der mit der Brille verbunden ist, kann Felix Feineinstellungen am Bild vornehmen: Sie kann nach Belieben den Kontrast erhöhen, um die Umrisse von Objekten besser zu sehen, in dunkleren Umgebungen die Helligkeit hinaufsetzen oder die Zoomfunktion verwenden, um Kleingedrucktes lesen zu können.

Transhumanistische Vision

Solche Brillen könnten künftig auch von Menschen ohne Sehbehinderung eingesetzt werden, um Aspekte des natürlichen Sehens zu verbessern. Zum Beispiel könnten Menschen dank der Zoomfunktion selbst weit entfernte Objekte noch gut erkennen oder mit Tiefenkameras räumliche Distanzen ausmessen. Transhumanisten dürfte diese Zukunftsvision gefallen.

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Derzeit werden autarke Mixed-Reality-Brillen entwickelt, für die ein solches Anwendungsszenario in Frage käme. Da wäre zum Beispiel Intels Project Alloy oder Bridge von Occipital. Diese Brillen haben sowohl gewöhnliche RGB-Kameras, als auch Tiefensensoren verbaut, die die Umgebung filmen und in Echtzeit auf die Displays streamen. HTC Vive hat ebenfalls eine Kamera eingebaut, die allerdings nur genutzt werden kann, um sich im realen Raum zu orientieren.

Auf der offiziellen Internetseite kann man nachlesen, bei welchen Augenkrankheiten das Gerät helfen kann. Laut CNET kostet eSight 3, das neuste Brillenmodell, 10.000 US-Dollar. Das Unternehmen bietet ein Programm an, das Menschen ohne entsprechende Finanzmittel dabei unterstützt, eine solche Brille zu erwerben.

Der Politikwissenschaftler Xavier Flory will, dass Menschen festlegen, wie ein Mensch sein sollte - bevor VR und AR die Menschheit spalten.

Das transhumanistische Paradoxon: Wie VR und AR die Menschheit spalten könnten

| Featured Image: eSight | Source: CNET