Meta Quest 3S im Test: Eine Einsteiger-VR-Brille, die es Einsteigern nicht immer leicht macht

Meta Quest 3S im Test: Eine Einsteiger-VR-Brille, die es Einsteigern nicht immer leicht macht

Die Meta Quest 3S macht den Einstieg in VR so günstig wie nie. Warum billig aber nicht immer die beste Wahl ist, lest ihr in unserem Test.

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Die Quest 3S ist Metas Versuch, möglichst viele neue Nutzer:innen für das eigene Ökosystem zu gewinnen. Ermöglichen soll das vor allem ein niedriger Einstiegspreis. Mit 329 € für die 128-GB-Variante und zahlreichen Gratis-Zugaben ruft Meta einen echten Kampfpreis aus.

Nach mehr als zwei Monaten Nutzung und reiflicher Überlegung kann ich diese VR-Brille dennoch nicht uneingeschränkt an VR-Neulinge empfehlen.


Meta Quest 3S im Test: Das Wichtigste kompakt

Metas Budget-Headset ist grundsätzlich eine ordentliche Standalone-VR-Brille, die in diesem Preissegment absolut konkurrenzlos ist. Sie bietet solides Tracking, eine riesige Spiele-Bibliothek und ermöglicht durch den (rauschigen) Passthrough-Modus auch Mixed-Reality-Erlebnisse.

Allerdings richtet sich die Quest 3S zwar an VR-Neulinge, erschwert diesen aber den Einstieg und ein langfristig reibungsloses VR-Erlebnis durch unscharfe Linsen, unpraktische und nicht ausreichende Augenabstandseinstellungen, geringes Sichtfeld und mangelnden Komfort.

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Wer vor hat, „nicht nur mal eben in VR und Mixed Reality reinzuschnuppern“, sondern ein Gerät sucht, das langfristig Spaß machen soll, greift nach wie vor zur Quest 3.

Auf der objektiven Seite:

  • Bild: Die Fresnelllinsen ermöglichen scharfes Bild mit guter Auflösung nur im Sweetspot, zu den Rändern hin wird es unscharf.
  • Passthrough: Ordentlich, aber mit stärkerem Rauschen als Quest 3 oder Pico 4 Ultra, für erste Mixed-Reality-Erfahrungen ausreichend.
  • Tracking: Sehr gut und stabil, auch bei schwachen Lichtverhältnissen.
  • Hand-Tracking: Identisch mit Quest 3, nicht perfekt aber das derzeit beste Hand-Tracking auf dem Konsumentenmarkt.
  • Link-Verbindung zum PC: Gute Leistung für PC-VR, aber merkbar geringere Auflösung als Quest 3

Die subjektiven Faktoren:

  • Sichtfeld: Mit ca. 96° etwas kleiner als bei der Quest 3, aber in vielen Fällen ausreichend.
  • Tragekomfort: Das labbrige Stoffband bietet keinerlei Gegengewicht für die frontlastige VR-Brille und sollte schleunigst ersetzt werden.
  • Controller: Solide Druckpunkte, perfektes Button-Layout, liegen gut in der Hand und bieten präzises Tracking – mit die besten VR-Controller überhaupt.
  • Sound: Guter Klang über die integrierten Lautsprecher, aber kein Klinkenstecker für Kopfhörer.

Meta Quest 3S ist für euch geeignet, wenn ihr…

  • Mixed Reality nur ausprobieren oder gelegentlich nutzen wollt
  • hauptsächlich VR-Spiele zocken wollt und euch durchgehende Bildklarheit nicht so wichtig ist
  • euch ein bestimmtes Budget für Hardware gesetzt habt
  • eine günstige Zweit-VR-Brille sucht

Meta Quest 3S ist für euch weniger geeignet, wenn …

  • euch ein klares Bild und großes Sichtfeld wichtig sind
  • ihr Mixed-Reality oder Produktivitäts-Apps intensiv nutzen möchtet
  • ihr Power-User mit High-End-PC seid, die hochwertige PC-VR-Spiele mit maximaler Qualität spielen möchten
  • ihr auf Tragekomfort und Akkuleistung ohne optionales Zubehör Wert legt

Standalone-Betrieb und Tracking

Die Meta Quest 3S ist eine vollständig autarke VR-Brille. Sie benötigt also weder einen PC noch Kabel oder externe Sensoren. Nach einer kurzen Einrichtung über die Smartphone-App ist sie sofort einsatzbereit. Durch Kameras und Sensoren am Gehäuse nimmt sie die Umgebung wahr und kann sich darin orientieren sowie die mitgelieferten Touch-Controller oder eure Handbewegungen tracken.

Das Tracking funktioniert gewohnt gut und ist genauso stabil wie bei der Quest 3. Durch den verbauten Infrarot-Sensor bleibt es bei schlechten Lichtverhältnissen sogar länger stabil als bei Metas Flaggschiff-Headset.

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Der Snapdragon XR2 Gen 2 Prozessor liefert in Verbindung mit 8 GB Arbeitsspeicher eine hohe Performance, sodass auch grafisch anspruchsvolle VR-Spiele wie Batman: Arkham Shadow flüssig dargestellt werden. Auch Mixed Reality-Apps und Produktivitätsanwendungen mit mehreren Fenstern parallel laufen geschmeidig.

Umfangreiche App-Bibliothek & PC-VR-Kompatibilität

Einer der größten Vorteile von Meta Quest VR-Brillen ist die riesige Spiele-Bibliothek. Im Meta-Store finden sich hunderte hochkarätige VR-Games und Mixed-Reality-Apps, Fitness-Apps oder Lern- und Produktivitätssoftware.

Mit der Quest 3S habt ihr Zugriff auf alle Spiele, die auch auf der Quest 3 laufen, und könnt somit auch aktuelle VR-Blockbuster wie Metro Awakening oder Behemoth spielen.

Für Besitzer:innen eines Gaming-PCs bietet die Quest 3S auch die Möglichkeit, PC-VR-Spiele per Link-Kabel oder kabellos über das WLAN zu streamen und macht dabei stets einen guten Job. Dafür ist allerdings ein leistungsstarker PC sowie schnelles WLAN nötig.

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Das Streaming läuft genauso stabil wie bei der Quest 3. Die Auflösung ist hier allerdings spürbar geringer, sodass Details nicht ganz so scharf dargestellt werden. Für gelegentliches PC-VR-Gaming ohne hohe Grafikanforderungen ist die Quest 3S aber grundsätzlich geeignet.

Mixed Reality: Es rauscht im Passthrough

Durch den Passthrough-Modus, der die Umgebung auf das Display überträgt, sind auch Mixed-Reality-Anwendungen möglich, bei denen virtuelle Elemente in die reale Umgebung eingeblendet werden. Das funktioniert grundsätzlich gut, allerdings rauscht und flimmert das Kamerabild mehr und ist insgesamt etwas weniger scharf als bei Quest 3 oder Pico 4 Ultra. Auch die Farben wirken etwas weniger kraftvoll.

Ein Mann mit VR-Brille blickt auf einen virtuellen Bildschirm, der in seinem Wohnzimmer schwebt.

Der Passthrough der Quest 3S ist in Ordnung, ein gestochen scharfes Bild, wie in Trailern oder auf Promo-Bildern, dürft ihr allerdings nicht erwarten. Bild: Meta

Wenn bei Mixed-Reality-Spielen wie Infinite Inside oder Miracle Pool digitale Inhalte eingeblendet werden, stört das kaum. Für das Heimkino auf der großen virtuellen Leinwand oder Produktivitäts-Anwendungen, bei denen mehrere virtuelle Bildschirme um euch herum angezeigt werden, ist die Quest 3S nur bedingt geeignet.

Die verbauten Fresnellinsen werden zu den Rändern hin unscharf, was häufig unnatürliche Kopfbewegungen erfordert, um etwa Bildschirmmenüs an den Rändern, die Windows-Taskleiste oder Untertitel in Filmen klar sehen zu können. Aber dazu später mehr.

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Kinderleichte Einrichtung, aber zu wenig Hilfe für VR-Einsteiger

Die Einrichtung der Quest 3S ist denkbar einfach: Nach dem Aufsetzten der Brille führt euch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung durch die Konfiguration und die Einrichtung des sicheren Spielbereichs. Dann landet ihr direkt im Home-Menü, von wo aus ihr Spiele und Apps starten könnt.

Hier hätte ich mir gerade für eine Einsteiger-VR-Brille aber deutlich mehr Hilfe gewünscht. Wie es Jamie Feltham bereits in seiner MIXED-Kolumne ausführlich beschrieben hat, ist Virtual Reality nicht für alle Nutzer gleich. Wer mit einem zu fordernden VR-Spiel beginnt – und die Gratisbeilage Batman: Arkham Shadow ist ein solches Spiel – kann schnell mit Motion Sickness zu kämpfen haben.

Eine kuratierte Liste an einsteigerfreundlichen Titeln und eine Erklärung, wodurch VR-Übelkeit ausgelöst wird und wie man damit umgehen kann, wäre hier eigentlich Pflicht. Lest euch deshalb auf jeden Fall unseren Motion Sickness-Guide durch, bevor ihr in die VR einsteigt.

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Das übliche Quest-Thema: Mangelnder Komfort, kurze Akkulaufzeit

Leider ist der Tragekomfort der Quest 3S – wie bei allen Quest-Headsets – im Originalzustand nicht optimal: Das Stoffband sitzt nicht besonders fest und durch die frontlastige Gewichtsverteilung ohne Gegengewicht drückt die Brille schnell unangenehm auf Stirn und Wangen.

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Die Meta Quest 3S mit Blick auf die Linsen

Das mitgelieferte Stoffband dürfte die wenigsten von euch überzeugen und taugt maximal für die Anwendung im Liegen. Bild: Meta

Hier sollte man beim Kauf auf jeden Fall in ein besseres Kopfband einplanen. Dadurch wird der Tragekomfort deutlich verbessert. Der offizielle Elite Strap von Meta ist zwar hervorragend verbaut und bequem, aber viel zu teuer. Greift deshalb lieber zu hochwertigen Drittanbietern wie BoboVR oder KIWI Design.

Für Brillenträger liegt ein Abstandshalter bei. Die auf Dauer beste Lösung sind allerdings Linseneinsätze mit Sehstärke, wie sie etwa der von uns getestete VR-Optiker anbietet.

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Mit Sehstärke-Einsätzen könnt ihr VR-Headsets bequem ohne Brille verwenden. Über den folgenden Link erhaltet ihr zudem 5 % Rabatt.

Ebenfalls noch immer ein Problem: die Akkulaufzeit. Mit einer Ladung werdet ihr kaum nennenswert über die 2-Stunden-Marke kommen. Nutzt ihr den rechenintensiven Mixed-Reality-Modus, kann auch schon mal nach anderthalb Stunden Schluss sein. Damit geht der Quest 3S sogar noch etwas früher der Saft aus, als der Quest 3. Auch hier kann über optionales Zubehör nachgeholfen werden.

Displays & Auflösung auf Augenhöhe mit Quest 3

Die Quest 3S verfügt über hochauflösende LC-Displays mit 1832 × 1920 Pixeln pro Auge. Die Bildwiederholrate beträgt 90 Hz. Im Vergleich zur teureren Quest 3 ist die Auflösung auf dem Papier etwas geringer. In der Praxis fällt der Unterschied aber nicht auf. Aufgrund der eingeschränkten Leistungsfähigkeit mobiler Chips laufen VR-Spiele ohnehin in einer geringeren Render-Auflösung, als die Displays theoretisch ermöglichen würden.

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Auch mit zusätzlichen Tools wie dem Quest Games Optimizer zur Erhöhung der Auflösung habe ich keinen nennenswerten Unterschied zwischen den Headsets wahrnehmen können.

Im Vergleich zu OLED-Displays, wie sie etwa die Playstation VR 2 nutzt, ist das Kontrastverhältnis der LC-Displays naturgemäß nicht ganz so hoch. Dennoch liefern sie ein ansprechendes und kontrastreiches Bild mit satten Farben, und OLED-Displays sind in dieser Preisklasse ohnehin kein Thema.

Meta Quest 3S: Der große Schwachpunkt

Der größte Schwachpunkt der Meta Quest 3S im Vergleich zur Quest 3 sind die verbauten Fresnellinsen. Im Gegensatz zu den beinahe vollständig klaren Pancakelinsen der Quest 3 haben die Fresenelllinsen der Quest 3S nur einen kleinen Sweetspot, also den Bereich in der Mitte, in dem das Bild gestochen scharf ist. Zu den Rändern hin nimmt die Schärfe deutlich ab.

Die Fresnelllinsen der VR-Brille Meta Quest 3S.

Fresnellinsen sind anfälliger für Lichtreflexionen, bieten einen relativ kleinen Sweetspot und werden zu den Rändern hin unscharf. | Bild: Meta

Das fällt besonders bei Anwendungen auf, bei denen ihr häufig auf die Randbereiche schaut – wie Mixed-Reality-Apps, Virtual Desktop, Filme auf der virtuellen Leinwand oder ähnlichen Anwendungen.

Die Fresnellinsen neigen zudem stärker zu God Rays, also Lichtreflexionen an den Rändern der Linsen und Spiegelungen. Das ist vor allem in kontraststarken Szenen häufig sichtbar und stört das Erlebnis oft beträchtlich.

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Ein weiteres Problem sind die Einstellungsmöglichkeiten für den Augenabstand. Die Quest 3S bietet nur drei fixe Einstellungsstufen (58, 63 und 68 Millimeter). Um sie zu verändern, müsst ihr in das Headset greifen und die Linsen verschieben.

Habt ihr einen anderen Augenabstand, bringt ihr den kleinen Sweetspot der Fresnellinsen also nur schwer über eure Pupillen und werdet ständig mit Unschärfe zu kämpfen haben. Ein für mich nicht nachvollziehbare Entscheidung, wenn man eine VR-Brille für die breite Masse vertreiben will.

Meta Quest 3S Test-Fazit: Keine uneingeschränkte Empfehlung

Mit der Quest 3S bietet Meta ein sehr attraktives Angebot für VR-Einsteiger an. 329 Euro für eine mobile VR-Brille sind derzeit nicht zu schlagen. Dazu kommen Gratiszugaben wie der VR-Hit Batman: Arkham Shadow und Store-Guthaben, deren Wert den Preis sogar noch weiter drückt.

Allerdings setzt Meta wie bei allen Quest-Headsets darauf, dass ein Teil der Käufer:innen auch das völlig überteuerte Zubehör kauft. Ein bequemer Head Strap mit Akku ist eine Pflichtanschaffung, die ihr unbedingt einkalkulieren solltet, denn das mitgelieferte Stoffband ist eine Farce und der Akku nach knapp 2 Stunden tot.

Das größte Problem sind für mich allerdings die Linsen. Meta verbaut bei der Quest 3S leider veraltete Fresnellinsen mit kleinem Sweetspot und Unschärfe zu den Rändern. Zudem könnt ihr den Augenabstand (IPD) nur in drei Stufen und per Griff in das Headset einstellen. Die Kombination aus Linsen und einem fehlenden stufenlosen IPD-Regler erschweren VR-Neulingen den Einstieg.

Dazu kommt eine immer noch wenig intuitive Benutzeroberfläche und mangelnde Einführungsangebote in ein Medium, das für manch flauen Magen sorgen kann.

Die Feature-Palette und das Softwareangebot der Quest 3S sind allerdings gewaltig. Noch nie war der Einstieg in die VR für Spielende so interessant wie heute. Neben dem prall gefüllten Quest-Katalog bietet die Quest 3S durch tadellos funktionierendes PC-VR-Streaming auch Zugriff auf SteamVR.

Dennoch: Für anspruchsvolle Nutzer, die auch viel mit Passthrough-AR arbeiten oder die Brille häufig mit dem PC nutzen wollen, ist die Quest 3 mit Pancake-Linsen die bessere Wahl. Zur Quest 3S solltet ihr nur dann greifen, wenn ihr keinen Cent mehr als 329 Euro ausgeben wollt, nur mal in VR und Mixed Reality reinschnuppern wollt oder eine günstige Zweit-VR-Brille sucht.