Icaros Home im Test: Fitness-Fluggerät mit VR-Option

Icaros Home im Test: Fitness-Fluggerät mit VR-Option

Icaros will Fitness mit Vergnügen verbinden und bietet Fitnessgeräte für daheim mit VR-Unterstützung an. Geheimtipp oder teures Spielzeug?

Immer wenn es auf das Jahresende zugeht, nehmen die Vorsätze fürs neue Jahr exponentiell zu. Der ungeliebte Job soll an den Nagel gehängt, alte Freundschaften wiederbelebt und die Work-Life-Balance wieder ins Lot gebracht werden.

Auch sehr beliebt: Im neuen Jahr arbeite ich ganz konzentriert an meiner Strandfigur. Abnehm-Pläne werden erstellt und ab dem 01.01.2020 soll es mit regelmäßiger Fitness losgehen. Doch nicht jeder will das Fitnessstudio besuchen und mancher lässt sich vielleicht sogar zu Weihnachten einen Home-Trainer oder ähnlich körperstählende Geräte schenken.

___STEADY_PAYWALL___

Nun ist der Mensch aber gerade bei anstrengenden Aktivitäten ohne sofortiges Ergebnis oft von Motivationsproblemen geplagt, weshalb er nach Möglichkeiten sucht, Arbeit mit Vergnügen zu verbinden. Im Falle von Fitness-Arbeit will das Unternehmen Icaros mit seinem Icaros Home-Gerät die Bemühungen um eine schlanke Linie mittels Virtual Reality unterstützen und sogar den Wettbewerbsgeist in den eigenen vier Wänden befeuern.

Ich habe Icaros Home zweieinhalb Wochen dank der Leihstellung von Icaros zu Hause getestet. Ist der Fitnessfaktor spürbar? Für wen ist das Fitnessgerät geeignet und was solltet ihr vor einem Kauf wissen? Dieser Test gibt Antworten.

Montage, Setup und Funktion von Icaros Home

Icaros Home wird in drei Paketen angeliefert, die Montage erfolgt im IKEA-Stil eigenhändig nach Anleitung. Aufgrund der teils schweren, stabilen Metallteile wird eine Montage durch zwei Personen empfohlen. Der Zusammenbau gestaltet sich problemlos und dauert rund eine Stunde.

Verpacktes Icaros Home System

Drei schwere Pakete, darin befindlich ein Icaros Home-System. BILD: MIXED

Das Gerät selbst braucht 2,5 m x 1,5 m Platz und je nach Anwendung eine VR-Spielfläche, in meinem Fall mit einer HTC Vive mit Lighthouse-Tracking. Dabei ist die Spielfeldkalibrierung auf „Stehend“ und eine Höhe von 60 cm einzustellen. Die Kalibrierung gestaltet sich etwas schwierig, weil sich die VR-Brille in der Mitte des Geräts befinden muss, es dort aber keine sichere Halterung gibt. Auch hier empfehle ich eine zweite Person zur Unterstützung. Zusätzlich muss in circa anderthalb Metern Abstand oder mittels USB-Verlängerungskabel ein Controller am PC angeschlossen werden.

Ein breiter Metallrahmen inklusive Stützschalen für Ellbogen und Knie, Fußstützen und vertikale Handgriffe liegt in der Mitte auf einem kardanischen Gelenk auf. Das ermöglicht verhältnismäßig weite Kippbewegungen in alle Richtungen.

Die Auflagefläche über dem Gelenk in der Mitte kann für den Beginn als unterstützende Liegefläche für den Bauch verwendet werden. Das ist auch nötig, wenn das Gerät zum ersten Mal genutzt wird. In der Regel soll Icaros Home aber als Planking-Variante (genauer: Half-Planking) genutzt werden.

Das heißt, Hände, Ellbogen und Knie sorgen für den Halt, der Rest des Körpers bildet unter ausreichend Eigenspannung (vor allem Beine und Bauch) eine Brücke, schwebend über der Bauchliegefläche.

Icaros Home: Eine Frage der Balance

Die Balance unter unterschiedlichen Bedingungen zu halten, ist das A und O des Fitness-Geräts. Anfangs beginne ich mit Trockenübungen ohne VR-Brille, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ICAROS Home auf meine Bewegungen reagiert. Verlagere ich beispielsweise mein Körpergewicht nach rechts, kippe ich nach rechts, soweit es die Haltegurte eben zulassen.

Icaros Home aufgebaut zu Hause

Icaros Home in seiner ganzen Pracht in meinem Arbeitszimmer. BILD: MIXED

Der Trick besteht darin, dieses Kippen in alle Richtungen mit Muskelkraft zu kontrollieren und die Balance zu halten. Allein das stellte mich anfangs vor große Herausforderungen, ich bin nämlich beileibe kein Tänzer. Immerhin: Im Laufe der Testzeit stellte ich Verbesserungen fest, nach einigen Tagen beherrschte ich das Gerät sogar einigermaßen.

Der VR-Effekt: I believe I can fly

Der erste Icaros-Flug mit einer VR-Brille ist ein ziemliches Wow-Erlebnis. In verschiedenen Spielen fliege ich über grafisch zweckmäßig gestaltete Täler, tauche in einer Wasserumgebung oder düse über futuristische Arcade-Racer-Strecken wie in Wipeout und Co.

Allerdings braucht Icaros Home viel Eingewöhnungszeit. Gerade die ersten rund eine Minute langen Einheiten sind ziemlich anstrengend. Icaros Home ist durchaus Sport, soviel lässt sich sagen. Nach anfänglichen Übungen mit freiem Flug kann ich andere Spielmodi hinzuschalten, etwa Ringe durchfliegen oder auf Drohnen schießen.

Icaros Home mittlere Auflagefläche mit kardanischem Gelenk sowie Halteseile

Mittlere Auflagefläche mit kardanischem Gelenk und Halteseile (teils aus Gummi) sorgen für Stabilität und Bewegungsspielraum gleichermaßen. BILD: MIXED

Geschwindigkeit und Laserschüsse steuere ich mit einem handlichen Controller, der am rechten vertikalen Handgriff mit Klettbändern angebracht wird. Darin ist auch das Gyrometer verbaut, das meine Bewegungen über einen USB-Kabelanschluss an den PC und dann auf meine VR-Brille schickt.

Der eigentliche Flugeffekt wird schnell vom Kampf um die Balance überdeckt, vor allem in Spielen, in denen ich Ringe durchfliege oder Bestzeiten jage. Wer einfach nur das Fluggefühl genießen will, der sollte Freiflüge nutzen, etwa über das in VR umgesetzte Schweizer Engadin-Tal. Hier hat der „I believe I can fly“-Effekt seine stärksten Momente.

logo
  • checkMIXED.de ohne Werbebanner
  • checkZugriff auf mehr als 9.000 Artikel
  • checkKündigung jederzeit online möglich
ab 3,50 € / Monat
logo

Fit mit Icaros Home: Ist das Gerät effizient?

Ich kann definitiv bestätigen, dass es sich um ein richtiges Fitnessgerät handelt. Allerdings hängt die Effektivität stark von der eigenen Fähigkeit zur Balance ab. Die muss zuerst trainiert werden, denn es kommt oft vor, dass ich mich in VR auf eine bestimmte Richtung konzentriere, dabei eine andere aber vergesse – und dann plötzlich steil (virtuell) abstürze.

Danach folgt oft ein Kampf darum, wieder in die Spur zu kommen und das führt in den ersten Tagen und Wochen zu einer ungleichen Belastung von Muskeln, etwa dem rechten Trizeps oder der rechten Schulterpartie.

Icaros Home Gerät waagerecht gehalten

Das Icaros Home waagerecht: Beim Half-Planking kniet der Nutzer in den Stützschalen links auf dem Bild und stützt sich mit den Ellbogen in den Schalen rechts auf dem Bild ab. BILD: MIXED

Außerdem überzeugt mich das Prinzip des Half-Plankings, also die Variante mit Ellenbogen und Knien, nicht komplett. Ja, die Nutzung von Icaros ist anstrengend und sportlich, die Belastung von Bauch und Beinen ist beim Half-Planking aber eher gering. Hier stellt sich der eigentliche Trainingseffekt vermutlich erst nach einer erheblich längeren Übungsphase jenseits meiner zweieinhalb Wochen Testzeit ein.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es für den professionellen Bereich eigene Geräte gibt, die noch mehr auf den Fitnessfaktor ausgelegt sind sowie komplette Fitness-Programme (beispielsweise die Fitness-Experience Icathletics, auch für Icaros Home) ermöglichen. Das funktioniert dann allerdings außerhalb von VR, beispielsweise mittels eines Tablets, auf dem die Übungen angezeigt werden.

Wettbewerbsmotivation mit Icarace

Zusätzlich lässt sich Icaros bei Nutzung einer HTC Vive (Pro) oder Oculus Rift (S) mit einer Online-Plattform namens Icarace verbinden, auf der Nutzer gegen Bots oder andere Icaros-Besitzer auf Rennstrecken um die Wette fliegen können.

Abgesehen davon, dass einige der Bots kaum zu schlagen sind, erhöht der Wettbewerbscharakter die Motivation für regelmäßige VR-Trainings deutlich. Darüber hinaus gibt es hier Weltmeisterschaften, die mit Geldpreisen dotiert sind.

Ist Motion Sickness ein Problem?

Motion Sickness ist definitiv nicht zu unterschätzen und ich empfehle jedem, der mit Icaros liebäugelt, vorher eine Testrunde im offiziellen Showroom in München oder anderen, inoffiziellen Stationen in Frankfurt oder Bremen zu absolvieren.

Icaros Home Controller an vertikalem Handgriff

Der Steuer-Controller von Icaros Home wird am vertikalen Handgriff angebracht. BILD: MIXED

Gerade zu Beginn meiner Trainingsphase, wenn ich um die Balance kämpfe, kann es passieren, dass kurze, ruckhafte Stöße an den nur mit Klettband gesicherten Controller für kurze Bildverschiebungen sorgen, die nichts mit meiner eigentlichen Körperbewegung zu tun haben. Im Zusammenhang mit abruptem Balanceverlust und sofortigem virtuellen Absturz, etwa steil nach vorn, kann das für Schwindelgefühle und Unwohlsein sorgen. Über die Zeit und mit besserer Beherrschung des Geräts schwächt sich dieser ungebetene Effekt aber nach und nach ab.

Test-Fazit zu Icaros Home: Nichts für zwischendurch

Icaros Home ist ein cooles Trainingsgerät mit, wie ich finde, einigen Unzulänglichkeiten. Die Steuerung mit einem über Klettbänder angebrachten Controller wirkt undurchdacht, vor allem, wenn ich mir die hervorragende Verarbeitung des restlichen Geräts anschaue. Die Klettbänder besonders stark festzuziehen, hilft nicht gegen gelegentliche ruckartige Stöße, die sich aufs Bild in der VR-Brille auswirken und so Unwohlsein auslösen können. Laut Icaros wird das sonst von Kunden nicht als Problem wahrgenommen.

Für die private Nutzung kann ich Icaros Home nur empfehlen, wenn ihr viel Platz habt: Das Gerät lässt sich nicht einfach zusammenklappen oder an die Seite schieben, dafür ist es zu schwer. Logisch, schließlich ist es mit einem Laufband oder Heimtrainer vergleichbar. Für den Wettbewerb via Icarace reicht die Oculus-Go-Version nicht aus: Hier wird eine HTC Vive (Pro) oder Oculus Rift (S) mitsamt externem Tracking vorausgesetzt. Das Gerät muss zudem eine USB-Verbindung zu einem PC oder Gaming-Laptop mit genug VR-Power haben.

https://youtu.be/8PXdzOOxnHA

Allerdings: Man kann Icaros auch mit einem Tablet statt einer VR-Brille nutzen. Dann verliere ich zwar den immersiven Rundumblick, allerdings fallen Kritikpunkte wie die Kabelverbindung und Motion Sickness weg. Das Icaros-Team arbeitet außerdem an einer Version, die mit Tastatur in Höhe der linken Hand und einem installierten Monitor samt Verbindung zu einem Gaming-PC Spiele wie Star Citizen oder Star Wars: Battlefront 2 unterstützt.

Wenn ihr also genug Platz habt, Fitness mit VR verbinden wollt und das ganze auch sicher regelmäßig nutzt, dann kann Icaros Home eine Fitness-Alternative für euch sein. Mir selbst fehlt der Platz, weil es meine einzige VR-Spielfläche blockieren würde. Für gelegentliches reines „Trockenfliegen“ ist das Gerät mit 2.000 € aufwärts allerdings schlicht zu teuer.

Icaros Home ist sinnvoll, wenn ihr …

  • Fitness und VR kombinieren wollt,
  • ihr lange Zeit eure Balance perfektionieren wollt, um den vollen Trainingseffekt zu erhalten,
  • nicht zu Motion Sickness neigt,
  • ausreichend Platz und Infrastruktur für das Gerät (und optional VR) habt und
  • zwischen 1,40 m und 2 m groß sowie nicht schwerer als 110 kg seid.

Icaros Home ist weniger sinnvoll, wenn ihr …

  • nur ab und zu mal etwas Sport machen wollt,
  • euch bloß für das Fluggefühl in VR interessiert,
  • nur eine einzige VR-Spielfläche habt und nicht ständig Icaros auseinandernehmen wollt,
  • hohe Anfälligkeit für Motion Sickness habt und
  • euch für Icaros verschulden müsstet.

Hier könnt ihr Icaros Home erwerben

Auf der offiziellen Webseite gibt es alle Angebote zu Icaros für Privatanwender.

Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

Weiterlesen über VR-Fitness: