Entwickler des umstrittenen Analysetools "Ghostline" beziehen Stellung

Update vom 17. März 2017:
Der Artikel von Road to VR über das Analysetool Ghostline hat auf Reddit eine Kontroverse ausgelöst. Als Reaktion darauf veröffentlichten die Entwickler Aldin Dynamics auf Reddit und bei Steam eine Stellungnahme.
In der Stellungnahme heißt es, dass Ghostline nicht sämtliche Aktionen der Spieler aufzeichne, sondern nur für wenige Sekunden an bestimmten Stellen, die für die Spielmechanik relevant sind. Sie schreiben weiterhin, dass die erhobenen Daten lediglich der Verbesserung der Software dient.
Darüber hinaus sammelt Ghostline umfangreiche Daten zur Fortbewegung im physischen Raum, zur Handhabung der Controller und zur Bewegung des Kopfes. So fanden die Entwickler beispielsweise heraus, dass Anwender, die raumfüllendes Tracking nutzen, sich 18 Prozent mehr umschauen als solche, die an Ort und Stelle stehen.
Die Spielsitzung eines einzelnen Nutzers kann von Ghostline nachträglich aus der Perspektive des Spielers oder eines Beobachters wiedergegeben werden. Im letzteren Fall erscheint der Spieler als eine Art Geist, der mit einer halbtransparenten Umgebung interagiert. Maske und Handschuhe stehen für die Elemente, die räumlich erfasst werden.
Die Anwendung zeigt das Missbrauchspotenzial von Virtual Reality
Die Daten werden anonym erhoben, können also keinen Individuen zugeordnet werden. Dennoch zeigt die Technologie, in welchem Umfang Daten zum Nutzerverhalten gesammelt werden können. Stanfords langjähriger VR-Forscher Jeremy Bailenson hat nachgewiesen, dass sich anhand von Bewegungsdaten virtuelle Fingerabdrücke erstellen lassen, die auf einzelne Nutzerprofile zurückgeführt werden können. Auf deren Basis lässt sich dann auch zukünftiges Verhalten prognostizieren.
In den Datenschutzbestimmungen von Oculus Rift räumen sich Oculus VR und Facebook fast jede erdenkliche Freiheit ein, um Informationen zu erheben. Dazu zählen erstmals auch physische Daten wie Körpergröße oder Bewegungsmuster, die über die beigelegte Trackingkamera erhoben werden könnten. Der wahrscheinlichste Einsatzzweck ist zielgerichtete und personalisierte Werbung.
Im April 2015 wollte der US-Senator Al Franken in einem Brief von Oculus VR wissen, wie die Facebook-Tochter die gesammelten Daten zukünftig verwenden will. “Ich möchte mehr Informationen über Oculus’ Virtual-Reality-Technologie, namentlich Rift, und wie Oculus VR persönliche Nutzerdaten sammelt, speichert und teilt”, schreibt Franken. Oculus VR antwortete, dass die erhobenen Daten dazu dienten, die Oculus-Dienste und VR-Apps zu verbessern.
Genau das hat auch Aldin Dynamics im Sinn. Es möchte die Software an Entwickler lizenzieren, die damit Daten zum Nutzerverhalten erheben, um ihre Anwendungen zu verbessern. "Eine VR-Erfahrung steht und fällt mit den kleinsten Details. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Nutzererfahrung auszuwerten und damit sicherzustellen, dass der Inhalt das gewünschte Ziel erreicht", sagen die Entwickler gegenüber Road to VR.
Mehr zur Funktionsweise von Ghostline findet man in diesem Artikel von Polygon. Waltz of the Wizard ist kostenlos bei Steam erhältlich.
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