Die erste Apple-Brille wird floppen – aber das macht nichts
VR-Brillen finden nicht den erhofften Erfolg und Apple wird daran nichts ändern. Und muss es auch nicht.
Es gibt wieder mal schlechte Nachrichten aus der VR-Branche. Der gut informierte Lieferkettenanalyst Ming-Chi Kuo hat Zahlen veröffentlicht, die einen klaren Negativtrend zeigen:
- Sony hat die geplante Produktion von PSVR-2-Headsets für das Jahr 2023 um etwa 20 Prozent gekürzt.
- Meta stellt insgesamt nur circa 300.000 Einheiten der Meta Quest Pro her.
- Verkäufe von Pico-Headsets waren im Jahr 2022 40 Prozent tiefer als erwartet.
Kuos Folgerung: "Derzeit gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür, dass AR/VR-Headsets in absehbarer Zeit das nächste Starprodukt der Unterhaltungselektronik werden können."
___STEADY_PAYWALL___VR ohne Zugkraft – eine Überraschung?
Wer diese Produkte und die allgemeine Wirtschaftslage berücksichtigt, wird alles andere als überrascht sein. Gehen wir die einzelnen Punkte noch einmal durch und analysieren sie:
- Playstation VR 2: Ein PS5-Zubehör, das mehr kostet als die PS5 und nur einen großen VR-exklusiven Titel (Horizon Call of the Mountain) bietet, verkauft sich schlechter als erwartet. Wer hätte das gedacht?
- Meta Quest Pro ist das überflüssigste Meta-Headset seit Oculus Go. Es kostete zum Launch fast viermal so viel wie Meta Quest 2, ohne auch nur annähernd so viel zu leisten. Es gibt Anzeichen dafür, dass das Gerät ein Jahr früher hätte erscheinen sollen, aber selbst dann wäre es wenig mehr gewesen als ein Developer Kit für Meta Quest 3. Ich gratuliere Meta, wenn sie es schaffen, 300.000 Einheiten zu verkaufen. Das ist ein hochgestecktes Ziel, selbst zum stark reduzierten Preis.
- Pico 4 brachte einige Hardware-Verbesserungen (Formfaktor, Linsen) gegenüber Meta Quest 2, von denen Verbraucher:innen aber keine Notiz nahmen und enttäuschte in dem Bereich, der für diese wirklich relevant wäre: der Software. Keine großen Exklusivtitel und weitaus weniger Inhalte im Store als Meta Quest machen Pico 4 zu einem Produkt, auf das (außer eine Gruppe VR-Enthusiast:innen) niemand wartete. Auch hier sind schwächelnde Verkäufe alles andere als eine Überraschung.
Das Apple-Headset wird nicht viel ändern
Diese Probleme sind hausgemacht und damit kommen wir auf Apples Mixed-Reality-Headset zu sprechen, das laut Berichten Apple Reality Pro heißen und rund 3.000 US-Dollar kosten könnte.
Kuo schreibt: "Apples Ankündigung ist wahrscheinlich die letzte Hoffnung, die Investoren davon zu überzeugen, dass das AR/MR-Headset eine Chance hat, das nächste Starprodukt der Unterhaltungselektronik zu werden."
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Wer hofft, dass Apple sündhaft teure und höchst experimentelle Hardware plötzlich attraktiv machen und viele Geräte verkaufen kann, wird zwingend enttäuscht. Aus allem, was wir über das Gerät wissen, lässt sich ableiten, dass das Headset nicht wegen der potenziellen Umsätze existiert, die es generieren könnte, sondern weil es ein Fenster in die Zukunft öffnen und etwas beweisen will: dass Mixed Reality eine relevante neue Computerplattform ist.
Das Headset wird wahrscheinlich durch seine Innovationen und seinen Feinschliff glänzen, aber kein Gerät werden, das reißenden Absatz findet. Dafür ist es schlicht zu teuer.
Die Technologie steht an ihrem Anfang und wird lange, sehr lange für die Reifung brauchen. Abkürzungen gibt es, selbst für Apple, keine. Ein kommerzieller Erfolg wird, wenn überhaupt, erst kommenden Hardware-Generationen vergönnt sein.
Das klingt nicht nach einem Apple-Produkt, einer Apple-Strategie? Das dachte ich mir auch. Und bin noch immer skeptisch, ob das Headset wirklich diesen Sommer vorgestellt wird.
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