Google AR-Pläne geplagt von Chaos und Unentschlossenheit

Google AR-Pläne geplagt von Chaos und Unentschlossenheit

Ein neuer Bericht beleuchtet Googles Schwierigkeiten, AR-Hardware zu entwickeln.

Business Insider sprach mit sieben aktuellen und ehemaligen Angestellten, die mit Googles AR-Plänen vertraut sind. Die sind verärgert darüber, wie die Dinge von der Führung gehandhabt werden.

"Sie probieren nur herum", sagt ein Insider über Googles AR-Bemühungen. "Ich glaube nicht, dass man in diesem Bereich die Branche anführen kann, wenn man sich auf diesem Niveau engagiert."

Der Bericht schildert im Detail, welchen Lauf die Entwicklung von AR-Hardware genommen hat und zeichnet ein chaotisches Bild der Vorgänge, das von abgebrochenen Projekten, ständigen Strategiewechseln und Abgängen hochkarätiger Fachkräfte geprägt ist.

Googles AR-Brille: Viel hin und her

Google interessiert sich laut Bericht für zwei Geräteklassen: eine schlanken AR-Brille (bis 2023 "Project Iris") und ein Mixed-Reality-Headset ("Project Moohan") ähnlich Apple Vision Pro.

Google habe 2020 begonnen, ein Team für Project Iris aufzubauen. Im selben Jahr übernahm Google das Start-up North, das eine schlanke Datenbrille mit einfachem Display entwickelte. Der Konzern hätte eine Datenbrille im Sinn gehabt, die Anwendungen wie Google Maps und Google Lens unterstützt und habe mit der Entwicklung zweier AR-Spezialchips mit Codenamen Alius und Alexandrite begonnen.

Doch das Brillenprojekt sei auf technische Hürden gestoßen. Das Team schwenkte laut Bericht von herkömmlichen Brillen als Zielvorgabe auf Sonnenbrillen um, und wieder zurück.

Im Mai 2022 teaserte Google auf der I/O-Konferenz eine Datenbrille, die Texte in Echtzeit übersetzen kann. Doch Google habe die Idee schon kurze Zeit später wieder aufgegeben, heißt es im Bericht. "Alle sechs Monate gab es einen großen Schwenk im Programm", sagen die Angestellten. "Sie sahen es sich an und sagten: 'Wir wollen ein etwas anderes Produkt'."

Anfang des Jahres soll Project Iris und die Entwicklung der AR-Chips gestoppt worden sein. Googles langjähriger XR-Chef Clay Bavor verließ das Unternehmen einige Wochen später, was zu einem "Chaos" in der AR-Abteilung geführt haben sollte. Im Juli folgte Mark Lucovsky, der für Google die Entwicklung eines AR-Betriebssysstems leitete. Als Grund gab er Googles "unsicheres Engagement und Vision" im AR-Bereich an. Den Bericht des Business Insider kommentierte er via Twitter mit den Worten: "Ich vermisse das Drama nicht."

Begraben ist das Projekt einer AR-Brille damit nicht. Das Unternehmen habe ein neues Team geschaffen, das an einer monokularen (Codename: Betty) und binokularen (Codename: Barry) AR-Brille arbeitet und ein dazugehöriges Betriebssystem entwickelt, das Google ähnlich wie Android an Partner lizenzieren wolle. Google suche derzeit nach einem Hardware-Partner (möglicherweise Samsung), erscheinen werde das Gerät frühestens 2025. Außerdem werde intern an einer weiteren AR-Hardware gearbeitet, die den Weg für alltagstaugliche AR-Brillen ebnen könne.

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Schwierige Partnerschaft mit Samsung

Die zweite Geräteklasse, an der Google arbeitet, ist ein Mixed-Reality-Headset (Project Moohan). Gerüchte, dass Apple ein solches Gerät auf den Markt bringt, hätten bei Googles Führungsriege Sorgen geweckt, heißt es im Bericht.

Google tat sich mit dem Langzeitpartner Samsung zusammen, um ein wettbewerbsfähiges Produkt zu bauen. Samsung sollte die Hardware liefern und Google das Betriebssystem. Die Partnerschaft habe jedoch intern für Kopfzerbrechen gesorgt.

Samsung verlangte von Google, dass andere Hardware-Teams, die an Google AR-Produkten arbeiten, nicht in die Technologie des Projekts eingeweiht würden, aus Angst, sie könnten ein Konkurrenzprodukt entwickeln, so zwei mit der Strategie vertraute Personen. Dies führt zu Problemen bei der Entwicklung von Project Iris. "Wie kann man eine Brille bauen, ohne Samsung zu verärgern?", sagt eine der Quellen, die an dem Projekt arbeitete.

Eine solche Partnerschaft bedeutete auch, dass Samsung bei den Produktmerkmalen von Project Moohan eher das Sagen haben würde, heißt es im Bericht. "Es ist leicht, in eine Situation zu geraten, in der niemand das Steuer in der Hand hält", sagen die Quellen.

Im Juli kamen Gerüchte auf, dass Samsung den Launch des Headsets verschoben hat und dieses zuerst komplett überarbeiten will, aus Angst, dass es nicht mit Vision Pro mithalten könne. Doch auch wenn das Gerät erst im Sommer 2024 erschiene, wäre das nicht genug Zeit, um an Vision Pro heranzukommen, meint eine der Quellen.

Quellen: Business Insider