Metas erste AR-Brille: "Wir bauen etwas noch nicht Dagewesenes"

Metas erste AR-Brille:

Caitlin Kalinowski leitet Metas prestigeträchtigstes Metaverse-Projekt: die Entwicklung der AR-Brille Project Nazare. In einem Interview spricht sie über die Herausforderungen.

Kalinowski arbeitete sechs Jahre lang als Produktdesignerin bei Apple, bevor sie 2013 zu Oculus wechselte. Nach der Facebook-Übernahme leitete sie knapp zehn Jahre lang die Entwicklung von VR-Hardware. In dieser Rolle verantwortete sie unter anderem das Produktdesign von Oculus Go und später Oculus Quest.

Im März 2022 wechselte Kalinowski ins Feld der Augmented Reality und leitet seither die Entwicklung von Project Nazare, Metas erster AR-Brille. Eine Hardware, die höchste Priorität hat für Mark Zuckerberg: Die AR-Brille soll eines Tages das Smartphone ersetzen und Metas Abhängigkeit von Googles und Apples Ökosystemen reduzieren.

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Rund die Hälfte aller Metaverse-Investitionen fließen in die Entwicklung der Hard- und Software dieses künftigen Super-Wearables oder "heiligen Grals", wie es Zuckerberg nennt

Gewaltige Herausforderungen

Doch der Launch der AR-Brille ist keineswegs nahe und die technischen  Herausforderungen im Vergleich zu VR-Brillen immens, wie Kalinoswki in einem Interview erläutert.

"Wir entwickeln ein Gerät, das das Erste seiner Art ist, und gleichzeitig arbeiten wir daran, es zu einem Produkt zu machen", sagt Kalinowski.

Ein Bild von Caitlin Kalinowski mit aufgestütztem Kinn.

Die Produktdesignerin und AR-Hardware-Chefin Caitlin Kalinowski | Bild: Meta

Etwas zu entwickeln, das noch nicht existiert, bezeichnet die Ingenieurin als "new technology introduction" oder NTI. Beim vor kurzem gelaunchten Mixed-Reality-Headset Meta Quest Pro war die schwierigste NTI die Pancake-Linse, deren Entwicklung allein vier Jahre in Anspruch nahm. "Die AR-Brille, an der wir arbeiten, hat ungefähr sechs NTIs, die mindestens so schwierig, wenn nicht sogar noch schwieriger sind", meint Kalinowski.

Dass Meta im Gegensatz dazu bereits sechs oder sieben VR-Headsets auf den Markt gebracht hat, liege an der Verfügbarkeit der Komponenten, die oft aus vorhandener Smartphone-Technologie stammen, und daran, dass nicht so viele NTIs in die Entwicklung einfließen.

Project Nazare wurde aufs Jahr 2026 verschoben

"Auf der AR-Seite muss jede NTI gelöst werden, bevor wir überhaupt an ein Produkt denken können", sagt Kalinowski. "Der größte Unterschied [zu VR] ist also, dass wir uns in einer anderen Phase der Produktentwicklung befinden. VR ist viel weiter fortgeschritten als AR, aber irgendwann wird AR aufholen."

Eine AR-Brille dürfe nur ein Sechstel des Gewichts eines VR-Headsets oder weniger haben, und das, obwohl es eine anspruchsvollere Aufgabe hat. "Alles, was wir auf den Bildschirm projizieren, muss genau [mit der physischen Welt] übereinstimmen."

Project Aria: Facebooks erste AR-Brille erscheint 2021

Mit "Project Aria" erforscht Meta die Grundlagen für die AR-Brillenzukunft. Das reine Forschungsgerät hat noch keinen Bildschirm verbaut, aber einen Formfaktor wie diesen könnte Meta für Project Nazare anstreben. | Bild: Meta

Fast alles müsse eigens für den Zweck gebaut und optimiert werden, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen, da in einer alltagstauglichen AR-Brille nicht viel Platz ist für einen Akku, meint die Ingenieurin.

Die vielen Herausforderungen nimmt Kalinowski nicht auf die leichte Schulter. Die Entwicklung von VR-Brillen sei für sie angenehmer gewesen. "Ich musste damit fertigwerden, dass ich mir nicht 100-prozentig sicher sein kann, wann die Dinge eintreffen und wann alles bereit sein wird."

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Apple soll die eigene AR-Brille aus diesen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben haben, während Project Nazare Berichten zufolge derzeit für das Jahr 2026 angesetzt ist – falls nicht weitere Hürden und Überraschungen hinzukommen.

Mit der Hardware kommen die Anwendungen

Aber wenn es einmal so weit ist, werden AR-Brillen VR-Headsets komplett ersetzen? Kalinowski widerspricht dieser Auffassung.

"Es handelt sich um unterschiedliche Technologien. Ich denke, wir werden viel mehr Zeit in AR als in VR verbringen. VR wird wichtig sein für Bildung, für tiefgreifende, immersive Erfahrungen, während AR für die meisten Dinge verwendet werden wird, für die man heute das Smartphone benutzt", prognostiziert Kalinowski.

Die Produktdesignerin denkt, dass wir die Schlüsselanwendungen von AR-Brillen noch gar nicht kennen. "Eines der Dinge, die uns bei VR wirklich überrascht hat, war Fitness. Die Leute wollen in VR trainieren, was wir nie erwartet hätten. Auch bei AR wird es Überraschungen geben", meint die Projektleiterin.