"Abgekämpfter" John Carmack kehrt Meta den Rücken

Der VR-Pionier John Carmack verlässt Meta endgültig. Mit seinem Abgang verliert die Industrie einen Visionär und eine wichtige Stimme.

Carmack veröffentlichte sein Abschiedsschreiben bei Facebook, nachdem Teile der E-Mail an die Presse durchgesickert war.

In der Nachricht an die Angestellten nimmt Carmack wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Als Gründe nennt er einen Mangel an Effizienz und seine Machtlosigkeit, etwas an diesem Umstand zu ändern.

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"Wir haben eine absurde Menge an Angestellten und Ressourcen, aber wir sabotieren uns ständig selbst und vergeuden unsere Kräfte. Es gibt keine Möglichkeit, dies zu beschönigen: Ich glaube, unsere Organisation arbeitet nur halb so effektiv, wie ich es mir wünsche", schreibt Carmack. "Es war ein Kampf für mich. Ich habe hier eine Stimme auf höchster Ebene, also sollte ich in der Lage sein, Dinge zu bewegen, aber ich bin offensichtlich nicht überzeugend genug."

Er sei des Kämpfens überdrüssig und habe sein eigenes Unternehmen zu leiten, meint Carmack. Der Kampf für den Erfolg von Virtual Reality sei aber noch immer zu gewinnen. "Virtual Reality kann den Menschen Nutzen bringen, und kein Unternehmen ist dafür besser geeignet als Meta."

Carmack nennt auch positive Punkte. Meta Quest 2 sei ein "gutes Produkt" geworden und nahe an dem, was er von Anfang an umgesetzt sehen wollte. "Es hätte alles etwas schneller gehen und besser laufen können, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären, aber wir haben etwas gebaut, das ziemlich nah an der richtigen Sache ist."

Carmacks VR-Werdegang: Vom Pionier zum Kritiker

Carmack war gut zehn Jahre in der VR-Industrie tätig und prägte diese maßgeblich. 2012 brachte die Entwicklerlegende den VR-Hype in Gang, stieg ein Jahr darauf als Technikchef bei Oculus ein und blieb nach der Übernahme seitens Facebook bei dieser Rolle. Er war federführend bei der Entwicklung von Samsung Gear VR und Oculus Go, zwei VR-Brillen, die den Weg für Meta Quest ebneten.

Carmacks Vision war von Anfang an, dass VR autark sein müsse: ohne Kabel, ohne externe Sensoren, ohne Anbindung an externe Zuspieler. Eine Intuition, die sich später als richtungsweisend herausstellte und Meta Quest 2 zur bis dato erfolgreichsten VR-Brille machte.

Ende 2019 gab er seine Rolle als Oculus-Technikchef auf, um sich der Entwicklung Künstlicher Intelligenz zu widmen. Für Meta arbeitete er fortan als externer Berater. Im August schrieb Carmack, dass er noch rund 20 Prozent seiner Arbeitszeit für VR- und AR-Projekte des Unternehmens aufwende.

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Meinungsverschiedenheiten mit Zuckerberg

In den vergangenen Jahren äußerte sich Carmack vermehrt kritisch über Meta. In einem langen Interview mit Podcaster Lex Fridman beklagte der Programmierer die hohen Ausgaben und verschwendeten Ressourcen.

Carmack ist bekannt für seine ehrlichen und ungeschönten Vorträge zum Stand der Industrie, die er alljährlich im Rahmen von Metas VR- und AR-Konferenz hielt. Auch bei seinem letzten Talk im Oktober sprach er offen über Versäumnisse des Unternehmens.

Bei Twitter geht er näher auf die Gründe seines Weggangs ein und deutet Meinungsverschiedenheiten mit Zuckerberg an. "Zwischen Mark Zuckerberg und mir klafft in verschiedenen strategischen Fragen eine bemerkenswerte Lücke, sodass ich wusste, dass es besonders frustrierend sein würde, meinen Standpunkt intern weiter zu vertreten."

Er wolle sich nun voll und ganz dem Bau einer generellen künstlichen Intelligenz bei seinem KI-Start-up Keen Technologies widmen.

Quellen: John Carmack @ Facebook.