Oculus Rift: Hightech-Agententhriller "Defector" im Test
Im neuesten Oculus-Exklusivtitel Defector schlüpfen VR-Spieler in die Rolle eines James Bond der Zukunft. Lohnt das Agentenabenteuer?
Das Spiel wirft einen ins Geschehen, ohne sich lange zu erklären. Wer man ist, wo man ist und weshalb: Das spielt keine Rolle. Wichtiger ist, was man tut.
Und in Defector tut man so einiges: Man springt aus brennenden Flugzeugen, spielt mit allerhand futuristischer Gadgets, prügelt sich, hackt Sicherheitssysteme und ballert, was das Zeug hält. Viel halsbrecherischer geht es nicht. Defector hastet dabei von Schauplatz zu Schauplatz. Die Geschichte um eine mysteriöse, mächtige Technologie wird darüber zum Nebengeräusch.
___STEADY_PAYWALL___Die meisten Handlungen der Spielfigur sind mittels Handinteraktionen umgesetzt. Genau für die wurde das verantwortliche Studio Twisted Pixel bereits mit seinem ersten VR-Spiel, der filmischen Gruselerfahrung Wilson's Heart, hochgelobt.
Hier wie dort sind die meisten manuellen Interaktionen hervorragend umgesetzt oder zumindest so gut, dass sich die Virtual Reality nicht selbst im Weg steht.
Volle Bewegungsfreiheit
Pseudo-Geschichte hin oder her: Mir gefällt, dass sich die Actionszenen mit narrativen Sequenzen abwechseln, in denen man eine Umgebung in Ruhe erforschen, mit Figuren interagieren und Nebenaufgaben erfüllen kann. Das gibt dem Spiel einen filmischen Rhythmus und mehr spielerische Vielfalt.
In Sachen Grafik muss Defector sich nicht verstecken. Die Schauplätze sind sehr abwechslungsreich und teils mit hohem Detailgrad umgesetzt. Insbesondere die Charaktere gefallen, die trotz leichtem Comic-Einschlag recht lebensecht aussehen.
Die Schusswechsel sind direkt und adrenalingeladen und glänzen durch tolle Effekte und teils zerstörbare Umgebungen, sodass man sich einen Bullet-Time-Modus herbeiwünscht, um das Chaos und herumtanzende Partikel in Zeitlupe zu bewundern.
In Defector kann man sich anders als in Sonys Action-Epos "Blood & Truth" frei bewegen - was sich großartig anfühlt und viel zum Spielfluss beiträgt. Besonders herausfordernd werden die Schusswechsel aber nie.
Virtuelle Gewalt, die auf den Magen schlägt
Defector ist ein hochwertig produziertes Spiel, das durch eine fast makellose Umsetzung seiner VR-spezifischen Elemente glänzt, ohne jedoch das Agentenspiel oder Virtual Reality neu zu erfinden.
Trotz großem Effektfeuerwerk werden mir deshalb nur ein oder zwei Szenen dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Etwa die, in der man aus einem gefesselten Schurken missionskritische Informationen herausprügeln muss. So etwas zu tun, wäre schon auf einem Monitor unangenehm. In Virtual Reality nimmt diese Gewaltdarstellung, genauer: Gewalteinwirkung eine andere Dimension an. Schließlich muss ich mit meinen eigenen Händen ein Gesicht blutig schlagen.
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Das tat ich mit Widerwillen und Ekel. Ein Effekt, auf den das Studio mit Sicherheit kalkulierte - ohne die Folter weiter zu hinterfragen oder zu kommentieren.
Fazit: Ein kurzes, aber intensives Agentenabenteuer
Defector kann mit seinen fünf Missionen nur eingeschränkt als vollwertiges Spiel eingestuft werden. Das weiß auch Oculus: Die etwas kurz geratene Spieldauer von drei bis vier Stunden spiegelt sich im Preis von 20 Euro wider. Wer alle Missionsziele erfüllen, alternative Pfade durchspielen und sämtliche Boni, Zusatzlevel und Cheats freischalten will, dürfte doppelt so lange mit Defector beschäftigt sein.
Ich für meinen Teil ziehe kurze und dichte inszenierte VR-Erfahrung künstlich gestreckter Durchschnittsware vor. Insofern bin ich mit Defector durchaus zufrieden, auch wenn ich mir von allem etwas mehr gewünscht hätte: mehr Missionen, mehr Spieltiefe, mehr Geschichte. So fühlt sich Defector nur wie der Auftakt zu etwas Größerem an.
Defector ist im Oculus Store für Oculus Rift (S) erhältlich. Das Spiel kostet 20 Euro. Ein Interview mit den Entwicklern gibt es im offiziellen Oculus-Blog.
Solltet ihr noch Fragen zum Spiel haben, beantwortete ich sie euch gerne in den Kommentaren.
Titelbild: Twisted Pixel / Oculus
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