Rückwärtsgang bei Metas AR-Brillen, innovative Technik zu teuer - Bericht
2027 soll die erste alltagstaugliche AR-Brille von Meta auf den Markt kommen. Das ambitionierte Projekt muss aber zunächst finanzielle und technische Kürzungen hinnehmen.
Alltagstaugliche AR-Brillen sind der heilige Gral für Tech-Firmen, etwa wenn es um das Metaverse oder schlicht das Nachfolgegerät zum Smartphone geht. Obwohl es bereits verschiedene Experimente gab, sind aber bislang kaum Brillen bei den Konsument:innen angekommen.
Hololens 2 ist eine AR-Brille für den Unternehmenseinsatz, ebenso wie Magic Leap 2. Neben einer nicht immer klaren Zukunft leiden diese Brillen unter anderem unter Problemen wie dem engen Sichtfeld und einem sehr hohen Preis. Google hat mit der Enterprise-Edition von Google Glass experimentiert, die zweite Version aber eingestellt. Auch die Folgebrille "Projekt Iris" ist mittlerweile tot.
Smartglasses sind für Endverbraucher:innen schon eher zu greifen, projizieren aber "nur" einfache Daten ins Sichtfeld und keine 3D-Objekte oder Avatare. Ein aktuelles Beispiel sind die ConnectedRide Smartglasses von BMW. Meta hat hier die Ray Ban Stories im Portfolio, mit der Nutzende etwa Fotos schießen, Filme aufnehmen, Musik und Podcasts hören, via Whatsapp und Messenger Nachrichten verschicken sowie telefonieren können.
Technologie für microLED-Displays ist teuer
Laut einer im März geleakten Roadmap plant Meta 2025, eine erste "echte" AR-Brille für Entwickler:innen und zu Demo-Zwecken veröffentlichen. The Information spricht hingegen schon von nächstem Jahr. Die "Orion" genannte Brille soll hochwertige Hologramme in die Umgebung projizieren können.
Teil der Technik dahinter sollten die microLED-Displays des britischen Herstellers Plessey sein, den Meta übernommen hat. Laut einem aktuellen Bericht von The Information hatte Meta aber Probleme, die Displays hell genug zu machen, dass sie unter normalen Lichtbedingungen sinnvoll einsetzbar wären. Zusätzlich sei es schwierig gewesen, im Entwicklungsprozess aufgetretene Defekte zu reduzieren.
Die Displays verwenden ein kostspieliges Material, Siliciumcarbid, das auch in Weltraumteleskopspiegeln eingesetzt wird. "Siliziumcarbid ist als Wellenleiter effektiver als Glas", schreibt The Information. Einfach ausgedrückt sind Wellenleiter transparente Strukturen, die Licht kontrolliert weiterleiten oder sich ausbreiten lassen. Über eine solche dünne, transparente Wellenleiterschicht werden digitale Inhalte ins Sichtfeld projiziert.
LCoS-Technologie für Konsumentenversion der AR-Brille von Meta geplant
Die Plessey-Displays mit Siliziumcarbid sollen ein Sichtfeld von etwa 70 Grad haben. Sie werden in den Orion-Demogeräten im nächsten Jahr verwendet, da der Produktionsprozess schon zu weit fortgeschritten sei, um jetzt noch auf eine andere Technologie umzustellen. Das Sichtfeld liegt über dem der Glas-basierten Wellenleiter, die etwa die Hololens verwendet. Diese kommen auf etwa 50 Grad Sichtfeld.
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Aus Kostengründen habe Meta beschlossen, für die 2027er-Version seiner AR-Brille, die für Konsument:innen gedacht ist und den Projektnamen "Artemis" trägt, wieder auf Glas zu setzen. Dabei kommt eine ältere, aber deutlich günstigere Flüssigkristall-Technologie (LCoS, Liquid Crystal on Silicon) zum Einsatz. Nachteil: Das Sichtfeld wird wieder auf rund 50 Grad eingeengt.
Meta rechnet laut The Information nur mit einem Absatz von einigen zehntausend Exemplaren von Artemis-Brillen im ersten Jahr.
Eingabegerät "The Stage" verliert ebenfalls Features
Ebenfalls aus Kostengründen seien die Features des Eingabe- und Rechengeräts "The Stage" stark eingedampft worden. Das ovale Gerät soll einen Teil der Rechenleistung übernehmen und über 5G mit der AR-Brille verbunden sein. Die Bedienung erfolgt über eine Touchoberfläche. Prototypen hätten einen Lidar-Sensor enthalten, der Umgebungen erkennen und Objekte sowie Gesichter und Körper in die digitale Welt übertragen kann. Ein Projektor hätte zudem Bilder auf Oberflächen projizieren können, um anderen Personen ohne Brille zu zeigen, was man sieht.
Eine Farbkamera sei ebenfalls geplant gewesen. Die sei auch übrig geblieben. Aufgrund der hohen Kosten, so spekulieren Meta-Mitarbeitende, seien Lidar-System und Projektor gestrichen worden.
Laut der geleakten Meta-Roadmap könnte auch ein neuronales Armband als Eingabegerät zum Einsatz kommen. Das soll mittels künstlicher Intelligenz Fingerbewegungen, etwa Swipe-Gesten, in Befehle umwandeln können. Das Armband soll in einem weiteren Schritt zum "Smartwatch mit neuronalem Interface" werden.
Meta wolle die microLED-Technologie aber nicht fallen lassen und arbeite weiter mit Plessey an der Verbesserung. Wann die Technologie breitflächig zum Einsatz kommen kann, ist derzeit noch ungewiss.
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