HTC-Produktchef über Meta und Pico: "Ein Wettlauf nach unten"
Die Vive XR Elite richtet sich an Verbraucher, aber ist für diese Zielgruppe erstaunlich hoch bepreist. HTCs Produktchef erklärt, weshalb.
Keine Frage: Die Vive XR Elite ist ein vielversprechendes Gerät, mit modernen Linsen, einem schlanken, leichten und modularen Design sowie Videodurchsicht in Farbe für lebensechte Mixed Reality. Wäre da nicht der gesalzene Preis: Rund 1399 Euro ruft HTC in EU-Ländern für das Headset auf. Wer soll das Gerät zu diesem Preis kaufen?
Shen Ye weiß die Antwort. "Das ist für ein Publikum, das ein verbessertes Erlebnis wünscht, Spieler:innen und Menschen, die sich einfach nur ein bequemes Headset wünschen", meint HTCs Produktchef gegenüber Techcrunch.
Ye vergleicht potenzielle Käufer:innen mit Gaming-Enthusiast:innen, die frustriert auf eine Nintendo Switch Pro warten. "Sie wollen etwas Tragbares haben, aber in besser. Mobile Virtual Reality ist derzeit so. Es gibt kein anständiges Upgrade. Leute, die sich eine gute Erfahrung wünsche, hängen an Produkten fest, die sich auf einem Wettlauf nach unten befinden."
Qualität hat ihren Preis, meint HTC
Der Produktchef bezieht sich auf die aggressiv subventionierten VR-Headsets Meta Quest 2 und Pico 4, deren Preis durch das üppige Anzeigengeschäft zweier Social-Media-Riesen querfinanziert ist: zum einen durch Meta, zum anderen durch die TikTok-Mutter Bytedance, die Pico VR-Geschäft im Sommer 2021 übernahm, um Meta auch auf dem Headset-Markt Konkurrenz zu machen.
Ye schlägt sich auf die Seite Apples, das Gerüchten zufolge schon bald ein eigenes Mixed-Reality-Headset vorstellen soll.
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"Das Schöne an Apples kommendem Markteinstieg ist, dass es kein Social-Media-Unternehmen ist. Diese disruptiven Riesen [Meta und Bytedance, Anm.d.Red.] befinden sich auf einem Wettlauf nach unten und stellen billige Headsets her, an denen sie Geld verlieren", meint Ye. "Wir sind kein Social-Media-Unternehmen, unser Geschäftsmodell basiert nicht auf Werbeinnahmen. Wir wollen gute Hardware bauen."
Ein altes Argument
"Wettlauf nach unten"? Diese Wendung weckt Erinnerungen an eine wichtige VR-Weichenstellung Facebooks aus dem Jahr 2018. Damals verließ der Oculus-Migründer Brendan Iribe das Unternehmen. Offenbar aus Protest: Iribe solle nicht an einem „Wettlauf nach unten“ interessiert gewesen sein, hieß es damals in einem Bericht.
Der Stein des Anstoßes war, dass Zuckerberg die Entwicklung des Highend-Headsets Oculus Rift 2 stoppen ließ und stattdessen der autarken Oculus Quest sowie einer Budget-Version des Rift-Headsets, der Oculus Rift S, den Vorzug gab. Beide erschienen 2019 und waren relativ erfolgreich. Die Rift-Produktreihe wurde 2020 vollständig aufgegeben, während die zweite Iteration der Oculus Quest einen beispiellosen Siegeszug antrat, was zu Teilen, aber nicht ausschließlich am günstigen Preis lag.
2023 bemüht Ye nun wieder die Vorzüge kostspieliger Highend-VR. Zwar liegt der Produktchef richtig mit seiner Annahme, dass das Preisdumping seitens Meta und Bytedance den Markt verzerrt. Aber ob das Heil in teurer Premium-VR zu suchen ist, darf man ebenfalls infrage stellen, in Anbetracht dessen, dass die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und abseits des Gamings nicht viel bietet, das solche Preise rechtfertigt. Am Ende wird der Markt entscheiden.
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