Oculus: "Facebooks VR-Dominanz wird nicht ewig dauern"

Oculus:

2016 wollten viele Hersteller einen Massenmarkt für Virtual Reality formen. Jetzt dominiert Facebook den VR-Markt. Ist ein Umschwung möglich?

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Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg 2014 mit seiner Drei-Milliarden-Investition in Oculus die Virtual Reality Goldgräberstimmung in Gang brachte, wollte so ziemlich jeder große Tech-Konzern profitieren. Unter anderem Google, Samsung und Microsoft sprangen auf den fahrenden Zug auf, um nicht das „nächste große Ding“ zu verpassen.

Mittlerweile ist der VR-Markt deutlich abgekühlt und viele Hersteller haben ihre Bemühungen zurückgefahren oder ganz aufgegeben. VR-Brillen erzielten nicht die prognostizierten Verkaufszahlen. Umgekehrt waren die notwendigen Investitionen in Hard- und Software enorm, um überhaupt ein technologisches Massenmarktpotenzial zu erreichen.

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So enorm, dass sich nur Facebook diesen Luxus gönnen wollte und konnte. In der bis dato erfolgreichsten VR-Brille Oculus Quest 2 stecken so viele Jahre Forschung und Entwicklung, dass wohl kein anderer Hersteller so schnell VR in Facebook-Qualität wird liefern können.

Oder etwa doch?

Ex-Daydream-Ingenieur glaubt an Facebook-Konkurrenten

Von 2016 bis 2021 bastelte der Software-Entwickler und Manager Jiwen Cai bei Google an XR-Technologie. Unter anderem erlebte er den Aufstieg und Fall von Googles Daydream-Plattform mit.

Nicht zu vergessen: Google hatte lange vor Facebook mit Lenovo Mirage Solo eine gute autarke VR-Brille mit Raumtracking am Markt, die letztlich aber am passenden Eingabegerät und natürlich an fehlender Software-Auswahl scheiterte.

Auf der CES 2018 enthüllt Lenovo wie erwartet Mirage Solo, nennt aber weder den Preis noch ein genaues Erscheinungsdatum.

Mit Lenovo Mirage Solo hatte Google schon 2018 eine gute Daydream-Raumtracking-Brille am Markt. Leider fehlte das passende Eingabegerät, was den Nutzen der VR-Brille zu stark einschränkte.

Cai war unter anderem an der Entwicklung des Raumtrackingsystems der VR-Brille beteiligt sowie am Aufbau des Daydream-Betriebssystems. Zuletzt arbeitete er an einer Google Assistant-Version „für Brillen“.

Im Januar 2021 verabschiedete sich Cai bei Google und startete sein eigenes Studio für VR-Apps mit Fokus auf Virtual Reality Fitness. Seine erste App: ein VR-Tennisspiel für Oculus Quest.

„Facebooks VR-Dominanz wird nicht ewig dauern“

Cai hängt jetzt selbst in Facebooks VR-Ökosystem, ist aber zuversichtlich, dass Konkurrenz prinzipiell möglich und realistisch ist. „Oculus Quest zu bauen, ist absolut keine Raketenwissenschaft“, schreibt Cai. „Facebooks VR-Dominanz wird nicht für immer dauern.“

Google, Qualcomm, HTC, Pico und „sicher auch Apple“ hätten die Technologie fertig. Facebook würde Quest 2 mit Gewinn verkaufen, das könne er anhand seiner Erfahrungen im Hardware-Business kalkulieren. Mehrere Quellen hätten ihm seine Annahme bestätigt. Insgesamt sei Oculus wegen hoher Vorabinvestitionen freilich ein Verlustgeschäft für Facebook.

Weshalb die Zurückhaltung bei anderen Herstellern? Laut Cai warten große Konzerne wie Google und Apple, bis sie ein funktionierendes Geschäftsmodell kopieren könnten. „Neue Player“ wie Facebook oder Bytedance, das kürzlich Pico kaufte, müssten zuerst agieren, da sie auf die Innovation angewiesen seien.

Google VR: Innerhalb eines Jahres von 0 auf 100?

Google könnte laut Cai innerhalb eines Jahres wieder zurück im VR-Markt sein. Allerdings: „Ob sie sich selbst und den Markt von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugen können, steht auf einem ganz anderen Blatt“, schreibt Cai.

Die nächste VR-Generation in circa drei bis fünf Jahren würde „die Leute umhauen“ und mehr Nutzer:innen ins Ökosystem bringen. Cai erwartet eine Marktgröße auf Tablet-Niveau, also über dem von Spielekonsolen.

„Der Wettbewerb wird hart sein, und die Tech-Giganten werden bei VR (und dann auch bei AR) hart kämpfen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Facebook am Ende des Tages überleben wird“, orakelt Cai.

Als Risiko bei Facebook sieht Cai die enormen Ausgaben für XR-Technologie, die bei Investoren hohe Erwartungen weckten. Würden diese nicht erfüllt, könnte das zur Folge haben, dass Investitionen intern zukünftig stärker reguliert würden.

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Quellen: Twitter