Mojo Vision: Wie die AR-Kontaktlinse das Auge trackt
Das Start-up Mojo Vision entwickelt eine AR-Kontaktlinse - zunächst für die Medizin und dann mal schauen, was die Zukunft bringt. Eye-Tracking ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Aber wie passt es auf eine Kontaktlinse?
Eye-Tracking-Systeme kennt man von teuren Highend-Brillen für VR und AR. Sie erfassen die Augenbewegungen mit hoher Geschwindigkeit und ermöglichen so etwa eine Blicksteuerung, virtuellen Blickkontakt oder sie liefern wichtige Datenanalysen für XR-Training und -Marketing.
Darüber hinaus soll besonders fortschrittliches Eye-Tracking neue Renderverfahren bringen, etwa für mehrere Fokusebenen, damit das Auge wie in der Realität scharf und unscharf stellen kann je nach Distanz zu einem digitalen Objekt, oder damit nur der Inhalt direkt im Fokusbereich des Auges mit allen Details und höchster Auflösung gerendert werden muss - das spart Rechenleistung.
___STEADY_PAYWALL___Eye-Tracking für die Mojo Vision AR-Kontaktlinse
Bei der Entwicklung der AR-Kontaktlinse Mojo Lens (alle Infos) verantwortet Ingenieur Ramin Mirjalili die Sensorsysteme. Die Tech-Linse soll auch ein eigenes Eye-Tracking bekommen.
Das verwundert zunächst, denn Eye-Tracking-Systeme für Tech-Brillen bestehen aus mehreren Kameras und benötigen deutlich mehr Platz, als auf der Oberfläche einer Kontaktlinse zur Verfügung steht.
Mirjalili schlägt daher einen anderen Weg ein: Er verzichtet auf ein "Videosystem" - so nennt er die derzeit gängige Eye-Tracking-Technik mit Kameras. Ohnehin hätten die Videosysteme technische Defizite bei der Genauigkeit, gerade bei schnellen Kopfbewegungen, und sie bräuchten viel Rechenleistung.
"Aufgrund unseres Formfaktors brauchten wir eine Lösung, die eine bessere Auflösung und Übersetzung der Bewegung, eine geringere Latenz und ein niedrigeres Energiebudget aufweist", sagt Mirjalili. Mojo Lens soll stattdessen über integrierte Bewegungssensoren auf der Linsenoberfläche Bewegungen direkt auf dem Auge abgreifen.
Aus Mirjalilis Sicht ergibt es grundsätzlich Sinn, die Bewegung direkt auf der sich bewegenden "Plattform" zu erfassen - in diesem Fall also dem Auge - und dort auch die Sensoren anzubringen. Mojo Vision verwendet laut Mirjalili Sensortechnologie "ähnlich wie in Mobiltelefonen".
Den Informationsfluss managen
Die größte Herausforderung beim Eye-Tracking sind laut Mirjalili die vielen Augenbewegungen - bewusst und unbewusst. "Selbst wenn man geradeaus starrt, gibt es kleine, schnelle Bewegungen, die das Auge macht, die man nicht wahrnimmt, die sogenannten Mikrosakkaden. Und weil die Augenbewegung von Muskeln gesteuert wird, sind auch diese niemals perfekt still", sagt Mirjalili
Die Herausforderung beim Sensor-Eye-Tracking sei nicht, sämtliche Bewegungsdaten zu erfassen - das funktioniere bereits. Wichtig sei die Entscheidung, ab wann man welche Augendaten erfasst und analysiert.
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"An welchem Punkt hören winzige Augenbewegungen auf, signifikante Daten zu sein und werden zu einem Rauschen? Die Signal-Rausch-Schwelle könnte bei AR-Anwendungen, bei denen Text angezeigt wird, höher sein, aber niedriger bei etwas wie einem Stoppschild, das nur erkannt werden muss", erklärt Mirjalili.
Etwas Zeit bleibt dem Ingenieur noch für eine probate Lösung: Die Kontaktlinse soll erst in den kommenden Jahren als medizinische Sehhilfe starten und benötigt dafür Freigaben der jeweiligen Gesundheitsbehörden.
Die langfristige Vision geht über medizinische Szenarien hinaus: Mojo Vision hat die Mainstream-Vermarktung im Auge, auch wenn das derzeit noch ziemliche Zukunftsmusik ist.
Einen ausführlichen Bericht zur Technik von Mojo Lens findet ihr im verlinkten Artikel und in unserem MIXED.de Podcast #232.
Quelle & Bilder: Mojo Vision
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