Wireless-VR: Drahtlosadapter TPCast für HTC Vive im Test

Als der chinesische Hersteller TPCast einen Wireless-Sender für HTC Vive ankündigte, war meine Freude groß. Zwar habe ich mittlerweile völlig unbewusst gelernt, elegant mit dem Kabel zu tanzen, aber einfacher ist immer besser. Wie gut funktioniert TPCast?
Beim Verkaufsstart des Senders stellte sich Ernüchterung ein, da TPCast nur innerhalb Chinas verschickte. Das machte mich stutzig: Sofort drängte sich mir der Gedanke auf, dass der Preis für Wireless-VR womöglich eine Mikrowelle auf dem Kopf ist, die in anderen Ländern keine Freigabe bekommt (mittlerweile wurde sie erteilt, Testergebnisse zur Emission stehen hier).
Das Versprechen von TPCast klingt einfach zu gut, um wahr zu sein: Trotz der Drahtlosübertragung soll es keine Kompression der Bilddaten und keine spürbare Latenz geben. Das 60-Ghz-System schickt bis zu 3,5 Gigabyte pro Sekunde durch die Luft – das sind eine Menge Daten.
Wireless-VR: Toll für gut betuchte Enthusiasten
Wirelessbusters
Slow-VR klappt gut …
Ich startete zuerst das VR-Spiel "Job Simulator". Bei der Comic-Optik würden grafische Defizite und Kompression sofort auffallen, ebenso wie eine zusätzliche Latenz aufgrund der vielen Handinteraktionen. Nach den ersten Testminuten ist klar: Es gibt keinen wahrnehmbaren Unterschied zu Kabel-VR - bei langsamen Bewegungen.
… schnelle Bewegungen zeigen die Grenzen auf
Aussetzer beim Tracking oder Bildartefakte können provoziert werden, indem man das System unter Stress setzt und übertrieben schnell mit den Händen wedelt oder mit der VR-Brille herumspringt.
Das gleiche Phänomen tritt auf, wenn der Sender nicht optimal auf die Trackingfläche ausgerichtet ist und Gegenstände oder Personen zwischen Sender und Empfänger sind.
Ich wechselte von Job Simulator zum Ballerspiel "Space Pirate Trainer", denn hier verlangt das Spielprinzip schnelle Reaktionen und Bewegungen. Wie vermutet, kam es deutlich häufiger zu Bildaussetzern und gefühlt auch zu einer stärkeren Latenz der 3D-Controller.
Das Weltall-Piratentraining war zwar nicht unspielbar, aber hätte ich mir das Gerät voller Vorfreude auf Wireless-VR für 250 US-Dollar gekauft, ich wäre spätestens zum jetzigen Zeitpunkt enttäuscht gewesen. Eine Neuausrichtung des Senders hatte keinen Einfluss auf die Performance.
Fazit: Für wen ist TPCast geeignet?
TPCast eignet sich für besonders begeisterte Enthusiasten, die in Summe gerne mehrere tausend Euro in Virtual Reality investieren, ohnehin immer die neueste Hardware benötigen und die sich noch dazu sehr stark am Kabel stören.
Nicht gedacht ist TPCast für den Normalnutzer mit Durchschnittshardware, der sich VR-Spiele nur im Steam Sale leisten will. Da ist es klüger, das Geld für die nächste Generation VR-Brille beiseitezulegen, die vermutlich noch mit Kabel kommt, dafür aber andere, wichtigere Verbesserungen bieten wird.
[blockquote]Wenn TPCast optimal funktioniert, ist die neue Bewegungsfreiheit ein deutlicher Zugewinn.[/blockquote]Etwas anders ist die Situation im Business-Bereich, beispielsweise beim Einsatz von VR auf Messen. Eine kabellose VR-Brille ist ein Vorteil, wenn man Laien in die Virtual Reality schickt. Allerdings erhöht die Komplexität beim Aufbau die Fehleranfälligkeit. Gerade bei Messen kommt es bei vielen aufeinander prallenden Drahtlosprotokollen häufig zu störenden Interferenzen.
In VR-Arcades dürfte der Drahtlosadapter die verlässliche Kombination aus Rucksack-PC und Kabelbrille nicht schlagen können, auch wenn TPCast bereits eine Business-Edition angekündigt hat, die mehrere Brillen gleichzeitig mit Daten beliefern kann.
Trotz all der Kritik: TPCast ist ein wichtiger Schritt in Richtung einfachere Virtual-Reality-Erlebnisse. In den Momenten, in denen der Drahtlosadapter optimal funktioniert, ist die neue Bewegungsfreiheit ein deutlicher Zugewinn.
Hinweis: Links auf Online-Shops in Artikeln können sogenannte Affiliate-Links sein. Wenn ihr über diesen Link einkauft, erhält MIXED.de vom Anbieter eine Provision. Für euch verändert sich der Preis nicht.