VR-Pionier: "Die Marktsituation gleicht den 90er-Jahren"

VR-Pionier:

Der Wissenschaftler Robert J. Stone beschäftigt sich seit rund 30 Jahren mit Virtual und Augmented Reality. Er sieht Parallelen zwischen der Marktentwicklung von damals und heute.

Ende der 80er-Jahre und Anfang der 90er-Jahre wurde Stone während der ersten VR-Hypewelle zu einem der Gesichter der Branche, unter anderem als Direktor des Startups "VR Solutions", das im Laufe von sieben Jahren von zwei US-Unternehmen aufgekauft wurde. Stones wissenschaftlicher Hintergrund ist Psychologie und Ergonomie.

Nach seinem Ausstieg bei VR Solutions wechselte Stone 2003 an die Universität Birmingham, wo er das Human Interface Technologies Team mit Schwerpunkt auf VR, AR und Mixed Reality leitet. Die dortigen Wissenschaftler beschäftigen sich in erster Linie damit, wie die Technologien außerhalb des Entertainments, also Industrie oder Medizin, eingesetzt werden können. Sie wollen gute Praxisbeispiele entwickeln.

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In einem Interview beschreibt Stone Parallelen zwischen der aktuellen und damaligen VR-Industrie. Im Vergleich zu den Veteranen mangele es der heutigen Szene an herausragenden Persönlichkeiten, kritisiert Stone. Stattdessen gebe es reihenweise Konferenzen mit den immer gleichen Themen und Personen, die mit übertriebenen Auftritten und Prognosen andere Menschen von ihrer Sache überzeugen wollen.

VR und AR müssten ihren großen Nutzen erst noch nachweisen, so Stone. Das gelte für industrielle Zweige, aber auch fürs Gaming. Stone sieht jedoch eine positive Entwicklung seit dem zweiten Aufkommen und dem neuerlichen Absturz von VR-Technologie Anfang bis Mitte der 00er-Jahre: Preise und Zugänglichkeit seien nun deutlich besser, sodass sich im Bereich Software viele neue Chancen böten.

"Ich hoffe, dass die VR- und AR-Branche schnell reift und wir starke Beispiele mit echtem Nutzen für kommerzielle und industrielle Organisationen sehen", sagt Stone.

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Zu viel Hype im Verhältnis zum Reifegrad der Technologie

Die aktuelle Marktsituation erinnere ihn an die 90er-Jahre. Damals hätten Hype und "falsche Versprechungen einer neuen weltweiten VR-'Bewegung' in sehr viele verfrühte Investitionen in Technologien und unerfahrene Startups resultiert, die zum Scheitern verurteilt waren."

Noch schlimmer sei es, dass sich damals die Anwender die "Finger verbrannten", weil sie viel mehr erwarteten, als die Technologie bieten konnte.

"Hoffentlich überstehen wir den herannahenden, unausweichlichen Sturm, sodass VR und AR in eine weitere historische Periode der Konsolidierung und Entwicklung eintreten können", sagt Stone.

Was die Ergonomie betrifft, lässt Stone kein gutes Haar an den aktuellen Endgeräten. Weder die Auflösung, noch das Sichtfeld oder der Tragekomfort seien ausreichend gut. Der Hype um die neue Generation VR-Brille sei zu groß im Verhältnis zur gebotenen Qualität. "Die Geräte sind noch nicht gut genug. Das Potenzial ist da, aber noch wird nicht geliefert", sagt Stone.

Ben Delaney war in den 90er Jahren VR-Journalist. Er kennt die Geschichte der Virtual-Reality-Industrie wie kaum ein anderer. Und er warnt davor, dass die gleichen Fehler wieder gemacht werden.

Virtual-Reality-Industrie: "Wir machen genau die gleichen Fehler wie in den 90er-Jahren"

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| Featured Image: BBC (Screenshot)