VR-Guru Faliszek: "Mixed Reality ist nur Marketing"

VR-Guru Faliszek:

Microsofts Marketingabteilung nimmt es nicht so genau mit Definitionen und schmeißt fröhlich mit dem Begriff der "Mixed Reality" um sich. Valves ehemaliger VR-Guru Chet Faliszek stört sich zu Recht daran.

Bei Twitter meldet sich Faliszek zu Wort und bezeichnet Microsofts Mixed Reality als einen reinen Marketingtrick. "Ihre VR-Brillen? Sie sind VR. Ihre AR-Brillen? Sie sind AR", schreibt Faliszek. "Es gibt keine Mixed-Reality-Magie."

Microsoft versuche, mit dem Begriff einen neuen Markt vorzutäuschen, den sie anführen könnten, anstatt nur ein Nachahmerprodukt zu bauen. Die neuen VR-Brillen seien keine Innovation, sondern ein Schritt zurück. Der Begriff Mixed Reality solle darüber hinwegtäuschen.

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Außerdem würde Microsoft mit der gleichen Argumentation der Entwicklung des OpenXR-Standards ausweichen. Microsoft beteiligt sich bislang nicht an den Bemühungen von Oculus, Valve, Sony, Google und zahlreichen anderen Unternehmen, eine gemeinschaftliche Entwicklungsumgebung für Virtual und Augmented Reality zu kreieren.

Begriffschaos dank Microsoft

In der Tat stiftet Microsoft mit der willkürlichen Begriffswahl mehr Verwirrung als Nutzen. Während die Bezeichnung bei Windows Mixed Reality passt - in dem Software-Portal werden sowohl VR- als auch AR-Geräte zusammengeführt und können zum Teil die gleichen Anwendungen nutzen - ist sie im Kontext der neu angekündigten Virtual-Reality-Brillen oder Hololens Unsinn.

Die bislang vorgestellten VR-Brillen für Windows von Acer, Lenovo oder HP haben zwar Kameras im Gehäuse integriert, diese dienen aber allein der räumlichen Orientierung. Ein Außenbild der Umgebung wird nicht ins Gehäuse der Brille gestreamt. Ebenso wenig können reale Objekte in Echtzeit in die Virtual Reality importiert werden, wie es beispielsweise Intels Alloy-Brille beherrschen soll.

Solche Funktionen wären tatsächlich ein Anlass, von einer Mixed-Reality-Brille zu sprechen. Solange Microsoft dieses Features jedoch nicht anbieten kann, bleiben die Geräte vorerst ganz gewöhnliche Virtual-Reality-Brillen mit integriertem Raumtracking. Diese als Mixed Reality zu bezeichnen, ist schlichtweg falsch und verwirrt potenzielle Interessenten.

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Es gibt eine VR-Brille weniger: Intel stellt die Entwicklung von Alloy ein. Dennoch möchte das Unternehmen weiter in VR und AR investieren.

Erste VR-Brille von Intel soll Weihnachten 2017 erscheinen

Google Glass zwingt Microsoft zum Folgefehler

Ähnlich steht es um die Augmented-Reality-Brille Hololens, die laut Microsoft ebenfalls ein Mixed-Reality-Gerät ist. Microsoft rechtfertigt die Bezeichnung mit den sensorischen Fähigkeiten von Hololens.

Die Brille kann die Umgebung in Echtzeit scannen und Objekte perspektivisch korrekt in ihr platzieren, ermöglicht so eine glaubhafte Vermischung von digitalen Objekten und realer Welt. Genau das ist jedoch die Kernfunktion von echter Augmented Reality.

Microsofts Problem: das Unternehmen muss Hololens von Geräten wie Google Glass abgrenzen, die von Google und Co. als Augmented Reality verkauft wurden. Dabei sind die einfachen Datenbrillen nur Displays, die man auf der Nase trägt, statt sie in der Hand zu halten. Anders als Hololens haben sie kein Verständnis für die Umgebung; das ist allerdings notwendig, um sie glaubhaft mit digitalen Inhalten zu erweitern.

Die Mixed Reality ist keine Hardware, sondern ein Zustand

Räumliche Computersysteme wie Virtual und Augmented Reality basieren auf ähnlichen Inhalten und Interfaces. Sie unterscheiden sich in erster Linie durch den Grad der Immersion, also wie stark virtuelle und reale Umgebung miteinander vermischt werden.

Das ist vergleichbar mit den verschiedenen Displays, die wir im Alltag nutzen: Smartphone, Tablet, Monitor, TV, Kino. Auf all diesen Displays kann das gleiche Video angesehen werden, aber die Wirkung ist eine andere.

Das Ziel sind Geräte, die alle Grade der Immersion beherrschen, von vollständig durchlässig (Realität) über die Einbettung digitaler Inhalte in die Realität (Augmented Reality) bis zur vollständigen Präsenz in einer virtuellen Welt (Virtual Reality). Ergänzend gibt es Zwischenstufen wie die "Augmented Virtual Reality", bei der die Realität in eine virtuelle Welt eingebettet wird. Der Begriff der Mixed Reality umfasst all diese Spielarten der neuen Computertechnologie.

Und er steht theoretisch sogar für noch mehr, schließlich findet die Vermischung der digitalen und bekannten Realität nicht nur mit einer Brille auf dem Kopf statt, sondern sie durchdringt in vielen Bereichen unseren Alltag. Beispielsweise schlagen die Künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge weitere Brücken zwischen den Realitäten.

Die Mixed Reality nach Milgram and Kishino (1994). Bild: VRODO

Die Mixed Reality nach Milgram and Kishino (1994). Bild: VRODO

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