VR-Brillen kurieren jetzt Schwachsichtigkeit bei Kindern
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat eine Zulassung für eine VR-Therapie erteilt, mit der sich der häufigste Grund für Sehschwäche bei Kindern kurieren lässt.
Amblyopie heißt das Phänomen, das bei fünf bis sechs Prozent aller Menschen auftritt, auf einer unzureichenden Entwicklung des visuellen Systems während der frühen Kindheit beruht und im schlimmsten Fall zu Blindheit führen kann.
Die Sehschwäche entwickelt sich, wenn das Hirn und die Augen nicht wie vorgesehen zusammenarbeiten: Das Hirn beginnt, eines der beiden Augen vorzuziehen, wodurch das andere Auge dauerhaft eine schwächere Sicht entwickelt. Die Ursache der Amblyopie ist folglich neuronaler Natur und es liegt keinerlei organischer Schaden vor.
___STEADY_PAYWALL___Bisherige Therapieansätze setzen auf spezielle Brillen, Augenklappen oder Augentropfen, die ein Sehen mit dem stärkeren Auge verhindern, sodass das Hirn lernt, beide Augen einzusetzen. Wegen sozialer Stigmatisierung und Nichteinhaltung der Therapie ist diese Methode allerdings häufig ineffektiv.
VR-Brille statt Augenklappe
Das 2015 gegründete Unternehmen Luminopia hat eine Therapie gegen die auch als Schwachsichtigkeit bekannte Amblyopie entwickelt, die auf mehr Akzeptanz seitens betroffener Kinder stoßen dürfte: Die kleinen Patienten setzen sich eine VR-Brille auf und schauen Fernsehsendungen und Filme. Ein Algorithmus passt die Bilder der beiden Linsen optisch so an, dass das schwächere Auge mehr gefordert wird.
Die Therapie sieht eine einstündige Nutzung pro Tag, an sechs Wochentagen und während zwölf Wochen vor. Genügend Videomaterial ist vorhanden: Kinder können aus über 700 Stunden unterhaltsamer und lehrreicher Inhalte wählen.
Diese Woche gab Luminopia bekannt, dass die VR-Therapie von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen wurde und damit Kindern zwischen vier und sieben Jahren verschrieben werden darf. Es ist laut Luminopia die erste digitale Therapie für eine neuro-visuelle Störung und Kinder mit Amblyopie.
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Klinische Studien zeigen Wirksamkeit
Entwickelt wurde die VR-Therapie gemeinsam mit Ärzten und Ärztinnen sowie Forschenden des Boston Children’s Hospital und des Picower Institute for Learning and Memory am MIT. Für die Inhalte hat Luminopia Verträge mit Sesame Workshop, Nelvana und Millimages geschlossen.
Der Zulassung sind mehrere klinische Studien mit positiven Ergebnissen vorausgegangen, wobei die Phase-3-Studie in der Fachzeitschrift Ophthalmology erschienen ist. "Diese Studie ist die erste erfolgreiche randomisierte kontrollierte Studie einer neuen Amblyopie-Therapie seit mehr als zehn Jahren und die erste, die die Wirksamkeit eines neuartigen binokularen Ansatzes belegt", schreibt Luminopia.
An der Studie nahmen 105 Kinder mit Amblyopie teil. Eine Hälfte der Kinder nahmen eine Brille mit nach Hause, die das Auge abdeckte, die andere Hälfte Luminopias VR-Brille. Bei letzterer Gruppe waren schon nach vier Wochen Verbesserungen in der Sehfähigkeit festzustellen. Nach dem Ende der zwölfwöchigen Therapie zeigte sich ein signifikanter Unterschied beim Sehvermögen zwischen den beiden Gruppen.
Die VR-Therapie soll 2022 starten. Erste Pilotstudien des Unternehmens haben gezeigt, dass die Behandlung auch bei Erwachsenen anschlägt. Luminopia will nun auch VR-Therapien für andere neuro-visuelle Störungen entwickeln.
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