VR-Brille Pico Goblin im Test: Wie gut ist autarke Virtual Reality?

Der chinesische Hersteller Pico bringt mit Goblin eine vollständig autarke VR-Brille auf den Markt. Macht sie Spaß?
Rein technisch betrachtet bietet die Goblin-Brille ein VR-Erlebnis, das mit Samsung Gear VR oder Google Daydream vergleichbar ist. Der Preis dafür liegt bei ordentlichen 300 Euro inklusive sehr einfach gehaltenem Bewegungscontroller mit Touchpad und einem Multifunktionsknopf. Immerhin ist im Gehäuse der Brille praktisch schon ein Highend-Smartphone verbaut.
Das integrierte TFT-Display löst mit 2.560 x 1.440 Pixeln auf, die maximale Bildwiederholrate liegt laut dem Hersteller bei 70 Hz. Das Bild ist durch den höher aufgelösten Screen eine Ecke schärfer als bei Oculus Rift und HTC Vive. Insbesondere Text ist dadurch besser lesbar. Leider hängen die Linsen und das optische System ansonsten deutlich hinterher: Ein Fliegengittereffekt ist trotz der höheren Auflösung klar erkennbar, außerdem ist das Sichtfeld mit rund 90 Grad sehr eng.
Und noch eine Plattform

Formfaktor und Tragekomfort sind nur Durchschnitt, dafür kann die Bildschärfe justiert werden. Bild: VRODO
Fazit: Ein Produkt ohne Zielgruppe
Ähnlich wie bei Facebooks neuer VR-Brille Go steht eine Frage groß im Raum: Um welche Käuferschaft wird hier eigentlich gebuhlt? Pico Goblin bietet weder bei den Inhalten noch bei der Technologie den notwendigen Reifegrad, um für einen breiteren Markt interessant zu sein. Highend-Enthusiasten lässt das Gerät kalt, einen Markt außerhalb dieser Blase gibt es - wenn überhaupt - nur für sehr günstige Plastikhalterungen. Für 300 Euro ist Goblin im Vergleich sehr teuer, ohne signifikanten Mehrwert zu bieten.
[blockquote]Frauen feiern Partys mit Low-End-VR. Nicht.[/blockquote]Klar, das Highend-Smartphone ist quasi schon verbaut und das rechtfertigt aus Perspektive des Herstellers sicherlich den hohen Preis. Aus Kundensicht sind 300 Euro dennoch eine ordentliche Summe. Denn anders als beim Smartphone-VR-Konzept kann die teure Hardware eben nur für Virtual Reality genutzt werden und dient nicht zusätzlich als Multifunktionsgerät im Alltag.
Offenbar findet die autarke VR-Brille dennoch Abnehmer: Auf Nachfrage bestätigt Pico, dass das Unternehmen mit den Verkaufszahlen zufrieden ist und neue Ankündigungen plant.
Bereits enthüllt wurde Pico Neo, eine weitere autarke VR-Brille, diesmal jedoch mit sechs Freiheitsgraden und einem deutlich schnelleren Snapdragon-835-Prozessor. Neo ist technisch viel interessanter als das aktuelle Goblin-Modell, die Frage nach der Zielgruppe und nach hochwertigen Inhalten stellt sich dennoch.
Dass junge hübsche Menschen in naher Zukunft unterhaltsame Low-End-VR-Partys mit einer Frauenquote von über 50 Prozent feiern - dieses Szenario will Picos Marketingabteilung herbeiwerben - scheint jedenfalls sehr unwahrscheinlich.
https://www.youtube.com/watch?v=YLIp96KPEUE
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