Virtual Reality: Kann die VR-Brille die Videokonferenz ersetzen?

Virtual Reality: Kann die VR-Brille die Videokonferenz ersetzen?

Telefon- und Videokonferenzen sind das ultimative Werkzeug, um zu prokrastinieren und dabei professionell zu wirken. Doch die VR-Brille könnte dem unproduktiven Kommunikationsweg ein Ende bereiten.

Niemand mag Telefonkonferenzen (wer tatsächlich darauf steht, möge sich bitte in den Kommentaren rechtfertigen). Auch wenn der Stimme Video beigemischt wird, fremdeln viele Menschen mit der Kommunikation über den Lautsprecher.

Wichtige Indikatoren in der Körpersprache fallen weg oder werden verschluckt, die gefühlte Distanz ist sehr hoch und das Gespräch strengt unverhältnismäßig an. Eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht ist meist deutlich entspannter und führt zu besseren Ergebnissen.

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Daher ziehen laut Dells Future Workforce Study 2016 Mitarbeiter mit großem Abstand (bis zu 63 %) das persönliche Gespräch vor - weltweit. Dass Telkos nerven, ist demnach kein regional beschränktes Phänomen. Nur jeweils sieben und drei Prozent (USA) der befragten Mitarbeiter gaben das Telefon- oder Videogespräch als bevorzugten Kommunikationskanal an.

Die Mehrheit (51 %) der Mitarbeiter geht davon aus, dass neue Kommunikationstechnologien wie Virtual und Augmented Reality die Telefonkonferenz zukünftig produktiver gestalten könnten. Besonders aufgeschlossen ist die Generation der Millennials: 77 Prozent der zwischen 1980 und 1999 geborenen Mitarbeiter sind dazu bereit, sich auf die neuen Kommunikationswege einzulassen.

Telkos und Videokonferenzen - besser mit VR und AR?

"Diese ganzen nonverbalen Hinweise, die wir physisch zeigen, kann fast keine Kommunikationstechnologie außer VR abbilden", sagt Eric Romo zum Wall Street Journal. Romo ist Mit-Gründer des VR-Social-Networks Altspace VR.

Die App repräsentiert echte Menschen mit Avataren, die Kopf- und - je nach Ausrüstung - Körperbewegungen des Nutzers in die Virtual Reality spiegeln. Die Gestaltung der Avatare ist noch eine Herausforderung: Der Nutzer muss sich mit seinem virtuellen Alter Ego und dem seiner Kollegen identifizieren können, auch wenn die Avatare nicht realistisch aussehen.

Erste Unternehmen experimentieren bereits mit Altspace VR als neue Meeting-Plattform, unter anderem die Bank of Ireland und der britische Strom- und Gasnetzbetreiber National Grid PLC. Mike Harlick von der Bank of Ireland geht nicht davon aus, dass die Technologie Videokonferenzen ersetzen wird. Er sieht einen anderen Vorteil: "Für Meetings im Büro gibt es jetzt eine neue virtuelle Umgebung, in der man gemeinsam kreieren und interagieren kann", schreibt er in einer E-Mail an das Wall Street Journal.

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Das Entwicklerstudio 232 Studios aus London ersetzte kürzlich die wöchentliche Telefonkonferenz via Skype mit der Virtual-Reality-App vTime. Die bietet - ähnlich wie Altspace VR - eine Art virtuelle Zwischenwelt, in der sich Nutzer mit Avataren treffen und unterhalten können. Fürs erste VR-Meeting wählte das Team eine 3D-Umgebung im All.

"Wir hatten Probleme, uns auf Arbeitsthemen zu konzentrieren, weil uns die Umgebung abgelenkt hat", sagt Neil Glenister, Gründer des Studios. Das Gefühl des Miteinander beschreibt er als sehr gut. "Unsere Konferenzen mit Skype sind weniger herzlich."

Größeres Gefühl der Verbundenheit

Eben jene Verbundenheit sieht auch Ken Perlin, Informatiker an der Universität New York, als großen Vorteil der neuen Technologie. Perlin hat sich in den letzten zwei Jahren mit der Frage beschäftigt, wie sich Virtual Reality auf die Gesellschaft und den Arbeitsplatz auswirkt.

"Natürlich interessieren sich Menschen für jede Technologie, mit der man sich verbundener fühlt", sagt Perlin. Umso mehr die Menschen reisen, desto stärker sei auch das Bedürfnis ausgeprägt, physisch miteinander zu sein.

Auch Oculus-Gründer Palmer Luckey und Facebook-Chef Marc Zuckerberg sehen in der sogenannten Telepräsenz den potenziell größten Vorteil neuer VR-Technologien. Der Begriff beschreibt die Möglichkeit, sich über technische Hilfsmittel an einem anderen Ort präsent zu fühlen, unabhängig vom physischen Standort.

"Das bedeutet, dass man nicht Millionen Liter Treibstoff verpulvern und die Zeitzonen wechseln muss, nur um zwischen verschiedenen Büros hin- und herzufliegen. Menschen können gemeinsam in virtuellen Büros arbeiten, so als wäre es ein echtes Büro. Das bietet sonst keine andere digitale Kommunikationstechnologie", sagte Luckey auf der Silicon Valley Comic Con im März 2016.

| Featured Image: David Goldsby / National Grid PLC (Twitter) | Source: WSJ